Berlin/Halle/Meckenheim/Erding/Mainz. Die elektronische Kampfführung – kurz EloKa – ist längst zur zentralen Bedrohung für unbemannte Systeme geworden. Dies wird besonders durch den Ukrainekrieg deutlich. Um auf diese Herausforderungen Antworten zu finden, haben sich die Agentur für Innovation in der Cybersicherheit GmbH (kurz Cyberagentur, Halle), der Cyber Innovation Hub der Bundeswehr (Meckenheim) und das Innovationslabor System Soldat (Erding) zu einem gemeinsamen Innovationsvorhaben zusammengeschlossen: die SPECTRA-Challenge.
Die SPECTRA-Challenge wendet sich an Entwickler aus Forschung, Start-up-Szene, Industrie und Behörden mit der Herausforderung, neue Wege zu entwickeln, um elektronische Angriffe wie Jamming, Spoofing oder Signalübernahme frühzeitig zu erkennen und wirksam abzuwehren (wir berichteten über den Auftakt des Wettbewerbs).
Mit der Ausschreibung ist zugleich ein neues Format für Institutionen-übergreifende Zusammenarbeit geschaffen worden. Die Cyberagentur bringt strategischen Weitblick und Forschungsfinanzierung mit, der Cyber Innovation Hub sichert die operative Perspektive im Rahmen von praxisnahen Erprobungen und bringt die Start-up-Kompetenz ein, das Innovationslabor System Soldat steuert die weitergehende praxisnahe Erprobung und militärische Validierung nach wissenschaftlichen Methoden bei.
Zum Ende der ersten Wettbewerbsphase der SPECTRA Challenge ziehen die Cyberagentur und ihre Bundeswehr-Partner jetzt eine positive Bilanz. Es gab bislang 46 qualifizierte Einreichungen – darunter Universitäten, Unternehmen und Einzelpersonen. Teams mit Beteiligten aus insgesamt 17 Ländern unterstreichen zudem die internationale Bedeutung der Ausschreibung.
Eingereicht wurden Konzepte von Einzelpersonen, Forschungsgruppen, Spin-Offs und etablierten Unternehmen. Auffällig sei die internationale Zusammensetzung vieler Teams, so die Cyberagentur in ihrem Zwischenfazit: Neben Deutschland seien zahlreiche Fachleute aus Europa Mittel- und Nordamerika beteiligt. Dies zeige, dass der Schutz unbemannter Systeme vor elektronischen Angriffen längst eine globale Aufgabe ist.
Inhaltlich verteilt sich das Feld auf 30 Beiträge im „Praxis-Track“ (für Teilnehmer, die innerhalb weniger Monate einsatznahe Prototypen entwickeln und demonstrieren können) sowie 16 Beiträge im „Moonshot-Track“ (hier geht es um visionäre Konzepte, die neue Denkansätze verfolgen und bestehende technische Paradigmen hinterfragen).
Die SPECTRA-Challenge wurde – wie bereits beschrieben – ins Leben gerufen, um innovative Lösungen gegen elektronische Bedrohungen zu entwickeln. Angesichts der jüngsten Störungen im Luftraum über dem Baltikum und Skandinavien, wo die Zahl gemeldeter GPS-Interferenzen stark zugenommen hat, wird die Dringlichkeit neuer Schutzmechanismen besonders deutlich (Anm.: GPS-Interferenzen = Störungen von Navigationssignalen, die durch technische Mittel oder natürliche Bedingungen ausgelöst werden können).
Ziel der Challenge ist es, Konzepte und Technologien zu finanzieren, die vor allem unbemannte Systeme widerstandsfähiger machen und ihre Einsatzfähigkeit auch unter komplexen Bedrohungslagen sichern können.
Im weiteren Verlauf des Wettbewerbs sollen die vielversprechendsten Teams am Dienstag und Mittwoch kommender Woche (7. und 8. Oktober) ihre Ideen bei den sogenannten „Pitch Days“ auf dem ehemaligen Fliegerhorst in Erding vor einer Fachjury präsentieren. Daraus ergeben sich auch die Einladungen zur „Practice Week“ vom 1. bis 5. Dezember, in der die ausgewählten Konzepte unter realistischen Bedingungen getestet und bewertet werden. Damit soll nicht nur die Qualität der technischen Ansätze überprüft, sondern auch deren Eignung für einen späteren Transfer in Forschung, Truppe oder Beschaffung festgestellt werden.
Die Einreichungen erfolgten über die Plattform „KOINNOvationsplatz“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (KOINNO = Kompetenzzentrum Innovative Beschaffung). Der „KOINNOvationsplatz“ dient dem Austausch zwischen öffentlichen Auftraggebern und Anbietern innovativer Lösungen. Die Plattform des Ministeriums ermöglicht es Firmen oder Einzelpersonen, so ihr neuartiges Produkt vorzustellen. Der öffentliche Einkauf kann sich so über den Markt informieren, interessante Lösungen kennenlernen und unverbindliche Nachfragen stellen.
In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass die OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development/Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) die öffentliche Vergabe in Deutschland im Jahr 2019 näher analysiert hat. Dabei kam die Organisation zu der Schätzung, dass das öffentliche Auftragswesen insgesamt knapp 15 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts ausmacht – dies entspricht in etwa 500 Milliarden Euro pro Jahr.
Die öffentliche Nachfrage bildet somit einen signifikanten Teil der Gesamtnachfrage. Damit hat die öffentliche Hand einen entsprechenden Einfluss darauf, welche Produkte und Dienstleistungen die Unternehmen anbieten. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat das innovationspolitische Potenzial der öffentlichen Beschaffung früh erkannt und deshalb auch sein Kompetenzzentrum – KOINNO – im Jahr 2013 ins Leben gerufen.
Unser Bildschirmfoto zeigt eine Grafik der Cyberagentur zum Start des Formats „SPECTRA-Challenge“.
(Bildschirmfoto: Quelle Agentur für Innovation in der Cybersicherheit GmbH; Bildbearbeitung: mediakompakt)
Kleines Beitragsbild: KI-generierte Darstellung „Drohnenschwarm auf dem Gefechtsfeld“.
(Bild: nr)
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Weitere Informationen: https://www.mcd-elektronik.de/fileadmin/assets/downloads/pdf/application-notes/2025_applicationnote-signalanalysis-smart-cables-en_mcd.pdf
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