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Mainz/Bonn/Husum-Schwesing. Die Bundeswehr räumt gegenüber dem ARD-Politikmagazin „Report Mainz“ Schwierigkeiten bei der Abwehr möglicher Spionagedrohnen über Standorten der Streitkräfte ein. Die Truppe verfügt über mehrere Drohnen-Abwehrsysteme, unter anderem einen schultergestützten Störsender des Typs HP 47+, der die Verbindung der Drohne zum Bediener entscheidend beeinflussen kann. Doch es dauere eine gewisse Zeit, bis das System einsatzbereit sei, so ein Bundeswehr-Sprecher in Schleswig-Holstein im Interview mit „Report Mainz“. Der Beitrag des SWR wurde am heutigen Abend (25. März) ausgestrahlt.

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums gegenüber dem Sender ist der Bestand an Drohnen-Abwehrsystemen „in den letzten Jahren durch die Beschaffung marktverfügbarer Systeme deutlich erhöht“ worden, auch mit dem Störsender HP 47+.

Probleme mit der Abwehr mutmaßlicher Spionagedrohnen gab es zuletzt offenbar auch am Bundeswehrstandort Schwesing, Schleswig-Holstein. Nach Recherchen von „Report Mainz“ hat hier ein Zeuge vor Kurzem Drohnen gesichtet, die bis zu 20 Minuten an einem Fleck über dem Militärgelände „gestanden“ hätten.

Im Ausbildungszentrum Flugabwehrraketen in Schwesing werden ukrainische Soldaten an Patriot-Systemen ausgebildet. Die Ausbildung erfolgt im Rahmen der EU-Unterstützungsmission EUMAM (EUMAM = European Union Military Assistance Mission Ukraine).

Gesichtsvermummung gegen Künstliche Intelligenz

Das ukrainische Personal im EUMAM-Ausbildungszentrum schützt sich aktiv vor russischer Spionage und späterer möglicher gegnerischer Verfolgung durch komplette Vermummung. Gegenüber „Report Mainz“ erklärte dazu die Bundeswehr: „Diese Vermummung oder Verschleierung von Identifikationsmerkmalen geschieht vor dem Hintergrund immer besserer Künstlicher Intelligenz/KI, um die betreffende Person zu schützen. Aufgrund der Gesichtserkennung oder der Parameter eines Gesichts – speziell das Ohr gleicht einem Fingerprint – kann das System nicht selten rasch Rückschlüsse auf die gescannte Person ziehen.“

Aktuell „gehäuft Drohnensichtungen“ rund um militärische Einrichtungen

Aus einem Papier des Verteidigungsministeriums, das als Geheimhaltungsstufe „VS – Nur für den Dienstgebrauch“ („VS-NfD“) klassifiziert ist und von „Report Mainz“ eingesehen werden konnte, geht hervor, dass es „in unmittelbarer Nachbarschaft von Liegenschaften und Truppenübungsplätzen der Bundeswehr zwischen September 2021 und 2023 insgesamt 627 Drohnensichtungen“ gegeben habe. Nur eine Drohne konnte laut Ministerium erfolgreich abgewehrt werden.

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums sollen zudem „in jüngerer Vergangenheit“ wieder gehäuft Drohnen rund um militärische Einrichtungen gesichtet worden sein. Konkrete Zahlen werden allerdings unter Verschluss (noch) gehalten. Wir berichteten in der Vergangenheit bereits mehrfach über das Thema „Drohnenabwehr“, beispielsweise hier.

Drohnen können Träger von gefährlichen Nutzlasten sein

Das in Bonn ansässige Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) stellt eine wachsende Bedrohung durch den Einsatz von Drohnen fest. Zu dieser Feststellung kommt das BSI laut eigener Aussage unter anderem „durch die Beobachtungen und Auswertungen des Ukrainekrieges“. Neben der Gefahr, die von den Drohnen selbst ausgeht, betrachtet das BSI die Nutzlast, die Drohnen transportieren, als „relevante Bedrohung“.

Drohnen können als Träger für Sprengkörper beziehungsweise chemische oder biologische Substanzen genutzt werden, um Anschläge beispielsweise auf cyberrelevante Einrichtungen zu verüben. In einer BSI-Pressemitteilung heißt es: „Diese Nutzlast könnte gegen IT-Systeme, Netzwerke, Personal und wichtige Einrichtungen wie Rechenzentren oder (Not-)Stromversorgungsanlagen eingesetzt werden. Drohnen können Zuladung direkt zu einem Zielobjekt transportieren. Dadurch verlieren herkömmliche Schutzmaßnahmen wie Zäune oder Abschirmungen zunehmend an Wirksamkeit.“

Wie Unternehmen und Organisationen sich schützen können

In einem aktuellen (leider nur in Englisch verfügbaren) Arbeitspapier mit dem Titel „Overview of drone-based cyber threats and aspects of defence“ analysiert das Bundesamt zentrale Bedrohungen, die von Drohnennutzlasten ausgehen können: Diese reichen von Spionage und Überwachung durch optische oder Wärmebildkameras bis hin zu gezielten Hackerangriffen auf Funkkommunikation (etwa WLAN und Handy) und IT-Systeme.

Das Arbeitspapier soll Unternehmen und Organisationen dabei unterstützen, sich auf die neuen Sicherheitsrisiken vorzubereiten und geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Die Veröffentlichung „Overview of drone-based cyber threats and aspects of defence“ des BSI vom Oktober 2024 wir für Sie in unserem Servicebereich „bundeswehr-journal (Bibliothek)“ beim Dienstleister Yumpu-Publishing eingestellt. Sie können dort den Inhalt ansehen und ausdrucken sowie die Datei downloaden. Über die ESC-Taste in Yumpu kommen Sie hierhin zurück. Zu der Schrift des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik:

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Zu unserem Bildmaterial:
1. Bundeswehrsoldat mit einem Drohnen-Störsystem HP 47+ des Herstellers H.P. Marketing & Consulting Wüst GmbH (HP) auf dem Truppenübungsplatz Hohenfels.
(Foto: Bundeswehr)

2. Der Störsender HP 47+ im Bundeswehr-Einsatz bei MINUSMA (United Nations Multidimensional Integrated Stabilization Mission), der früheren Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali.
(Foto: Eric Gusenberger/PAO MINUSMA Gao/Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: Symbolbild „Spionagedrohne“ aus dem Bildangebot von Pixabay.
(Foto: Jake Makin/unter Pixabay License = freie kommerzielle Nutzung, kein Bildnachweis erforderlich)


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