Washington D.C. (USA)/Berlin/Koblenz. Die Deutsche Marine erhält neue Leichtgewichtstorpedos (Lightweight Torpedoes, LWT) des Typs MK 54 für ihre künftigen Seefernaufklärer P-8A Poseidon. Die Beschaffung findet auf Regierungsebene zwischen der deutschen Bundesregierung sowie der US-Administration im Foreign Military Sales-Verfahren (FMS-Verfahren) statt. Hierbei wird die US-Regierung – in diesem Fall vertreten durch die U.S. Navy – ermächtigt, die Gefechts- und Übungstorpedos sowie das benötigte Zubehör zu kaufen.
Das Vorhaben wurde am 5. Juni in der 81. Sitzung des Haushaltsausschusses des Bundestages gebilligt. Unter Tagesordnungspunkt 17 der Ausschussvorlage heißt es: „Abschluss eines Vertrages zur Beschaffung von 48 Leichtgewichtstorpedos MK 54 mod0 (36 Gefechts- und 12 Übungstorpedos)“. Neben den Gefechts- und wiederverwendbaren Übungstorpedos enthält das FMS-Paket auch die Ausbildung und Dokumentation sowie weiteres Equipment für Wartungen und Umrüstungen.
Bereits am 7. Dezember vergangenen Jahres hatte die in Washington D.C. ansässige Defense Security Cooperation Agency (DSCA) in einer Presseveröffentlichung über den Deal, der ein Gesamtvolumen von rund 300 Millionen US-Dollar haben soll, berichtet. Die DSCA ist eine Abteilung des US-Verteidigungsministeriums für Waffenverkäufe ins Ausland und tritt als Vermittlerin zwischen Kaufinteressent und dem jeweiligen amerikanischen Rüstungsunternehmen auf. Hersteller der LWT ist laut DSCA-Pressetext das Unternehmen Raytheon Integrated Defense Systems, das seinen Sitz in Portsmouth (US-Bundesstaat Rhode Island) hat. Deutschland wolle insgesamt „bis zu 80 MK 54 LWT“ kaufen, so die Agency in ihrer Veröffentlichung.
Die Bundeswehr beziehungsweise die Deutsche Marine hatte bereits früher Leichtgewichtstorpedos MK 54 aus den USA bezogen, damals für den Seefernaufklärer P-3C Orion (siehe hier).
Der Kauf der Torpedos erfolgt im Zuge der beschlossenen Einführung des neuen deutschen Seefernaufklärers P-8A Poseidon, deren Hautaufgabe in der Bekämpfung von Ubooten in flachen Gewässern liegen wird. Die Torpedos aus den USA sind bereits auf das Flugzeug abgestimmt und somit voll integriert.
Eine erste Lieferung der Torpedos wird im vierten Quartal 2026 erwartet. Die Lieferung von Ersatzteilen und Abwurfsätzen ist für 2026 und 2027 geplant. Angetrieben durch einen Verbrennungsmotor verfolgen und klassifizieren die rund 2,70 Meter langen und 276 Kilogramm schweren Torpedos mögliche Ziele unter Wasser. Im Falle einer Bekämpfung explodiert der mit Sprengstoff gefüllte Gefechtskopf beim Aufprall und zerstört so das gegnerische Ziel.
In einem Onlinebeitrag des Bundesministeriums der Verteidigung vom 6. Juni wurden auch die Kosten in Euro für diese Beschaffung thematisiert. Das Ministerium schrieb dort: „Die Finanzierung der rund 122 Millionen Euro erfolgt zunächst über das Bundeswehr-Sondervermögen und ab 2028 über den Verteidigungshaushalt.“
Mittlerweile hat auch die Ausbildung der ersten Marinetechniker für das neue Flugzeug begonnen (wir berichteten darüber).
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Die Aufnahme, entstanden am 1. August 2023 auf der Marinebasis Whidbey Island (US-Bundesstaat Washington), zeigt die Beladung einer P-8A Poseidon der U.S. Navy mit einem Torpedo des Typs MK 54. Das Waffensystem MK 54 wird auch bald die Deutsche Marine für ihre neuen Seefernaufklärer erhalten.
(Foto: Jacquelin Frost/U.S. Navy)
Kleines Beitragsbild: P-8A Poseidon von Boeing mit deutschen Hoheitsabzeichen beziehungsweise Kennzeichnungen der Deutschen Marine.
(Bild: Boeing)