menu +

Nachrichten



Hamburg. Am Dienstag und Mittwoch dieser Woche (5. und 6. November) tagte in Hamburg das NATO-Admiralsgremium für den Bereich Nordsee und Englischer Kanal, das sogenannte Channel Committee (CHANCOM). Zentrales Thema des strategischen Treffens war die Frage nach den maritimen Herausforderungen für dieses so wichtige Seegebiet. Die Region „Nordsee und Ärmelkanal“ hat ein enormes strategisches Gewicht für die Landes- und Bündnisverteidigung – als Tor zur Ostsee. Mittlerweile erstreckt sich die NATO-Nordflanke bis nach Polen und in das Baltikum.

CHANCOM ist das Konsultationsgremium der fünf Marinechefs der NATO-Staaten Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Niederlande. Das Gremium besteht seit mehr als 60 Jahren und wurde auch nach Ende des Kalten Krieges beibehalten. Den Vorsitz des diesjährigen Treffens hatte der Inspekteur der Deutschen Marine, Vizeadmiral Jan C. Kaack. Auch Italien, Portugal und Spanien hatten ihre maritimen Befehlshaber entsandt.

Das Schwerpunktthema der Konferenz in Hamburg lautete: „Nutzung und Bekämpfung unbemannter Systeme“.

Unbemannte Systeme ergänzen die Abdeckung großer maritimer Räume

Unbemannte Systeme sind für das Zielbild unserer Marine ab 2035 besonders wichtig. Kriegsschiffe müssen einen Seekrieg im Nordatlantik multidimensional und auf große Distanz führen können. Sie brauchen dafür auch eine hohe Durchsetzungs- und Überlebensfähigkeit. Unbemannte Systeme ergänzen die Abdeckung großer Räume. Auch die besondere Bedrohungslage in der Ostsee erfordert möglichst unbemannte, einfache, preiswerte und in hoher Stückzahl verfügbare Waffensysteme. Admiral Kaack forderte beim CHANCOM-Treffen in der Hansestadt: „Wir müssen in diesem Innovationsbereich viel schneller sein.“

In der im März 2023 veröffentlichten zwölf Seiten umfassenden Publikation über das Marine-Zielbild heißt es zum Punkt „Unbemannte Systeme“ unter anderem: „Der Trend geht […] eindeutig hin zu unbemannten Systemen, die sich in einem teilstreitkräftegemeinsamen Netzwerk einsetzen lassen.“ Und: „Schon jetzt gilt es, Einsatz und Betrieb unbemannter Systeme im Rahmen [von] Experimentiervorhaben zu erproben, Erfahrungen zu sammeln, um schließlich in die risikominimierte Beschaffung in den aufgezeigten Stückzahlen einzusteigen.“

Strategische Situation erfordert stärkere europäische Zusammenarbeit

Ein aktueller Onlinebeitrag des Presse- und Informationszentrums der Deutschen Marine befasst sich jetzt näher mit dem CHANCOM-Treffen in Hamburg. Darin heißt es mit Blick auf die Seemacht Russland: „Die heutige strategische Situation erfordert eine stärkere maritime Zusammenarbeit zwischen allen europäischen Ländern, die sich denselben Herausforderungen stellen und gemeinsame Interessen teilen. Das Seegebiet [Nordsee und Ärmelkanal] ist von strategisch geografischer Bedeutung, denn für viele europäische Länder ist es die maritime Eingangstür zur Ostsee. Darüber hinaus gehört das Seegebiet zu den Schifffahrtswegen mit dem dichtesten Schiffsverkehr weltweit.“

Alle CHANCOM-Mitglieder seien von der Untrennbarkeit ihrer Sicherheits- und Verteidigungsinteressen überzeugt, so die Autoren des Fachbeitrages weiter. Aus diesem Grund hätten sie sich verpflichtet, ihre Zusammenarbeit zu stärken und zu vertiefen, damit die Sicherheit des Seeverkehrs im Ärmelkanal und darüber hinaus gewährleistet werden könne. Der Beitrag endet mit dem Hinweis: „Über die Nordflanke der Allianz werden im Verteidigungsfall Truppen- und Materialtransporte auch durch die Deutsche Marine eskortiert, um die alliierten Streitkräfte in Europa zu versorgen und zu verstärken. Dies ist unerlässlich für die Landes- und Bündnisverteidigung Deutschlands.“

Wir haben schon einmal – am 27. Oktober 2019 – ausführlich über das NATO-Gremium CHANCOM berichtet (siehe hier). Interessierten Lesern empfehlen wir auch die Schrift „Das Zielbild für die Marine 2035 – energischer Einstieg in unbemannte Systeme und Künstliche Intelligenz“. Sie ist in unserem Servicebereich „bundeswehr-journal (Bibliothek)“ beim Dienstleister Yumpu-Publishing eingestellt (über die ESC-Taste in Yumpu kommen Sie hierhin zurück). Zu der Schrift des Marinekommandos:

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von www.yumpu.com zu laden.

Inhalt laden


Besuchen Sie uns auf https://twitter.com/bw_journal


Zu unserem Bildmaterial:
1. Teilnehmer der CHANCOM-Tagung 2024 vor dem Internationalen Maritimen Museum Hamburg.
(Foto: Oliver-Lucca Stamm/Bundeswehr)

2. Die strategische Bedeutung des Bereichs „Nordsee/Ärmelkanal“ wird auch an dieser älteren Aufnahme aus dem Sommer 2018 deutlich: Die britische Fregatte HMS „St. Albans“ (F83; im Bildhintergrund) eskortiert die russische Fregatte „Yaroslav Mudry (777) durch die Gewässer des Ärmelkanals.
(Foto: Lee Blease/unter Lizenz Open Government Licence/OGL v1.0 –
vollständiger Lizenztext:
https://www.nationalarchives.gov.uk/doc/open-government-licence/version/1/open-government-licence.htm)

Kleines Beitragsbild: CHANCOM 2019 – Tischflaggen der Vertreter aus (von links) Belgien, Deutschland, Frankreich, Niederlande und Großbritannien.
(Foto: Steve Back/Bundeswehr)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN