München/Berlin. Am 30. April 2022 wurde in der Münchner Fürst-Wrede-Kaserne durch die Umbenennung des Landesregiments Bayern und die Unterstellung aller sieben bayerischen Heimatschutzkompanien unter einen gemeinsamen Regimentsstab Deutschlands erstes Heimatschutzregiment in Dienst gestellt. Damit endete auch zugleich die zweijährige Erprobungsphase dieses neuen Verbandes der Territorialen Reserve. Bis Ende 2026 wird das Territoriale Führungskommando der Bundeswehr insgesamt sechs Heimatschutzregimenter aufstellen. Diese unterstehen am Ende den Landeskommandos Bayern, Berlin, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen sowie Nordrhein-Westfalen.
Mittlerweile haben die Heimatschützer bereits bundesweit trainiert: Vom 22. April bis zum 3. Mai 2024 übten bei „National Guardian“ rund 1400 Kräfte der Reserve ihren Kernauftrag – den Schutz und die Sicherung verteidigungswichtiger Infrastruktur. Bei „ National Guardian 2024“ wurde auch die Zusammenarbeit mit zivilen Blaulichtorganisationen wie dem Technischen Hilfswerk oder dem Deutschen Roten Kreuz erprobt (wir berichteten).
Über den personellen Ausstattungsgrad der schon aufgestellten und noch in Planung befindlichen Heimatschutzregimenter der Bundeswehr erkundigte sich vor Kurzem der CSU-Bundestagsabgeordnete Florian Hahn (Wahlkreis München Land, Bayern). Der Unionspolitiker, der unter anderem Mitglied des Verteidigungsausschusses des Bundestages ist, wollte in seiner Schriftlichen Frage auch wissen, welche Personalstärken „zu den Stichtagen zum 31. Dezember 2024, 30. Juni 2025, 31. Dezember 2025, 30. Juni 2026 und 31. Dezember 2026“ erreicht werden sollen. Über eine ähnliche Anfrage des CDU-Parlamentariers Armin Schwarz hatten wir bereits im November vergangenen Jahres berichtet (siehe hier).
Antwort erhielt Hahn von der Parlamentarischen Staatssekretärin beim Bundesminister der Verteidigung Siemtje Möller. Möller teilte am 5. August mit: „Die organisatorische Umsetzung der Aufstellung der sechs Heimatschutzregimenter sowie dazugehörender Ausbildungskompanien findet zeitlich gestaffelt in den Jahren 2022 bis 2025 statt.“
Die Termine für die Indienststellung der Heimatschutzregimenter 1 bis 4 waren beziehungsweise sind nach Angaben der Staatssekretärin:
– Heimatschutzregiment 1 zum 30. April 2022 am Standort München (Umzug nach Roth seit 1. Januar 2024);
– Heimatschutzregiment 2 zum 1. Oktober 2023 am Standort Münster;
– Heimatschutzregiment 3 zum 1. April 2024 am Standort Nienburg;
– Heimatschutzregiment 4 zum 1. Oktober 2024 am Standort Alt Duvenstedt.
Die Aufstellung des Heimatschutzregiments 5 soll zum 1. Oktober 2024 am Standort Ohrdruf in Thüringen beginnen (mit geplantem Indienststellungsdatum 1. April 2025).
Das Heimatschutzregiment 6 soll nach derzeitiger Planung und dem Unterstellungswechsel beginnend ab 1. April 2025 durch das Kommando Heer aufgestellt werden.
Weiter heißt es in der Möller-Antwort: „Die Heimatschutzkräfte der Bundeswehr umfassen neben den Heimatschutzregimentern ebenfalls die Heimatschutzkompanien, von denen teilweise einzelne noch den Landeskommandos unterstellt sind. Die Heimatschutzregimenter weisen im Stab und in der Stabs-/Versorgungskompanie durchschnittlich einen Besetzungsstand von 12 Prozent bei den nichtaktiven Dienstposten und 74 Prozent bei den aktiven Dienstposten, die Heimatschutzkompanien einen Besetzungstand von 70 Prozent der nichtaktiven Dienstposten auf.“
Durch die mittlerweile etablierten Verfahren der Personalgewinnung vor allem der Grundbeorderung und dem Freiwilligen Wehrdienst Heimatschutz sei bei Realisierung der derzeit geplanten Strukturen „ein konsequenter und nachhaltiger Aufwuchs“ der Heimatschutzkräfte der Bundeswehr zu erwarten, so die Staatssekretärin.
Vorgabe sei es, mit der Anfangsbefähigung eine personelle Besetzung von 30 Prozent bis 2025 zu erreichen. Allerdings würden aufgrund umfangreicher organisatorischer Änderungsmaßnahmen des Territorialen Führungskommandos an der Struktur der Regimenter und Kompanien – vor allem Neuaufstellungen, aber auch Unterstellungswechsel oder Umzüge – die Besetzungsstände absehbar noch erheblichen Schwankungen unterliegen. Möller verwies deshalb darauf: „In Anbetracht der volatilen Zahlen sind halbjährliche Zielmarken [in der Antwort der Bundesregierung] nicht formuliert.“
Die Strukturen der Bundeswehr-Reserve sollen den Angaben der Parlamentarischen Staatssekretärin zufolge „vollständig bis Ende 2027“ eingenommen sein.
Die insgesamt sechs Heimatschutzregimenter der Bundeswehr bestehen aus Angehörigen der territorialen Reserve, die die aktive Truppe auf vielfältige Weise unterstützen. In der Landes- und Bündnisverteidigung übernehmen die Reservisten vorrangig den Schutz verteidigungswichtiger Infrastruktur (wie Häfen, Güterumschlagplätze, Bahnanlagen und Brücken, aber auch digitale Netze und Energienetze). In der zivil-militärischen Zusammenarbeit unterstützen sie Blaulichtorganisationen, etwa das Technische Hilfswerk. Auch in der Amtshilfe und im Katastrophenschutz sind die Heimatschützer gefordert, beispielsweise bei Hochwasserlagen. Zudem übernehmen sie Aufgaben im sogenannten Host Nation Support, bewachen dabei etwa Rastpunkte von Militärtransporten befreundeter Nationen durch Deutschland.
Heimatschutzkräfte kommen nur innerhalb deutscher Grenzen zum Einsatz. Sie nehmen nicht an Übungen, Einsätzen oder internationalen Bündnisverpflichtungen der Bundeswehr im Ausland teil.
Neben den Heimatschutzregimentern sind außerdem 42 Heimatschutzkompanien in ganz Deutschland geplant. Gibt es im jeweiligen Bundesland ein Heimatschutzregiment, dann werden die Kompanien diesem direkt unterstellt. In Bundesländern ohne Regiment führt das jeweilige Landeskommando die Kompanie direkt.
Die Heimatschutzregimenter und Heimatschutzkompanien sind ein großer Teil der Territorialen Reserve. Zusätzlich umfasst die Territoriale Reserve die Kreis- und Bezirksverbindungskommandos in den verschiedenen Regionen unseres Landes sowie die Verbindungskommandos zu den Nachbarstaaten Deutschlands. Deren Schwerpunkt liegt in der zivil-militärischen Zusammenarbeit (beispielsweise mit der Polizei, der Feuerwehr oder mit dem Technischen Hilfswerk). Hinzu kommt die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit den Streitkräften benachbarter Staaten.
Zudem sind die Verbindungskommandos auf der jeweiligen Ebene erste Ansprechpartner ziviler Behörden für die Amts- und Katastrophenhilfe beispielsweise beim Hochwasserschutz, in der Brandbekämpfung oder bei Schneekatastrophen. Auch in den Verbindungskommandos sind ausschließlich Reservedienstleistende im Einsatz.
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Zu unserem Bildangebot:
1. Symbolbild „Vom Ungedienten zum Reservisten im Heimatschutz“ – ein weit vorgelagerter Alarmposten, der über Funk jede Bewegung im Vorfeld melden soll. Die Ausbildung von Reservisten für den Heimatschutz ist im Rahmen des Programms „Allgemeine Streitkräftegemeinsame Soldatische Ausbildung“ (ASSA) in vier Module unterteilt. Nach dem Feierlichen Gelöbnis lernen die Teilnehmer im Modul 1 zunächst alle wichtigen soldatischen Grundlagen (Umgang mit den Handwaffen der Bundeswehr und Grundlagen der Fernmeldeausbildung). Im Modul 2 liegt der Schwerpunkt auf der Wach- und Schießausbildung. In den Modulen 3 und 4 lernen die Rekruten das soldatische Handwerk im Feld (Tarnen, Bewegungsarten, Orientierung im Gelände, Sicherung der eigenen Truppe und Feuerkampf).
(Foto: Nicolas Enders/Bundeswehr)
2. Nach einer Nacht im Biwak erhalten die Heimatschützer eine Einweisung in die aktuelle Lage. Die Aufnahme entstand im April 2024 bei einer Rekruten-Abschlussübung des Heimatschutzregiments 2 auf dem Standortübungsplatz Münster-Handorf.
(Foto: Andrea Hilscher/Bundeswehr)
3. Bundesweite Übung „National Guardian“: Während Angehörige der 7. Kompanie des Logistikbataillons 171 und des Logistikzentrums der Bundeswehr am 3. Mai 2024 Fahrzeuge und Panzer am Überseehafen in Rostock für den Transport nach Litauen verladen, bewachen mehrere Heimatschutzkompanien das gesamte Gelände. Errichtet wurde dazu ein Checkpoint, Streifen und Spürhunde sichern die Hafen-Infrastruktur.
(Foto: Anne Weinrich/Bundeswehr)
4. „Vom Ungedienten zum Reservisten“ – die (unter Bildpunkt 1. bereits beschriebene) ASSA beginnt stets mit dem Gelöbnis der künftigen Reservisten. Unsere Aufnahme vom 31. Juli 2023 entstand am bayerischen Standort Bogen.
(Foto: Nicolas Enders/Bundeswehr).
Kleines Beitragsbild: Verbandabzeichen des Heimatschutzregiments 2 auf der Uniform eines Reservisten. Die grüne Grundfarbe steht für die Infanterie. Das Eiserne Kreuz verdeutlicht die Traditionslinie innerhalb der deutschen Streitkräfte. Die Farben der Stadt Münster zeigen die regionale Verbundenheit der militärischen Heimat des Heimatschutzregimentes 2; die Farben der Bundesrepublik Deutschland beziehen sich auf den Kernauftrag des Regiments, den Heimatschutz. Ebenfalls zu sehen sind zwei gekreuzte Karabiner: Sie stehen für die Ziffer „2“ und symbolisieren den Sicherungsauftrag der Heimatschutzkräfte. Dargestellt ist auch das Eichenlaub als typisches Symbol der Infanterie.
(Foto: Landeskommando Nordrhein-Westfalen/Bundeswehr)