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Koblenz. Die derzeitige Modernisierung der Fahrzeugflotte der Bundeswehr macht auch vor dem wohl bekanntesten und bewährten „Arbeitstier“, dem Wolf, nicht Halt. Mit dem jetzt im Koblenzer Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) erfolgten Vertragsschluss soll der in die Jahre gekommene „Lastkraftwagen geländegängig leicht Wolf“ (kurz „Lkw gl leicht Wolf“) nach und nach durch ein speziell für militärische Anwendungen ausgelegtes modernes Fahrzeug abgelöst werden. Bei dem Nachfolger handelt es sich ebenfalls um ein Produkt von Mercedes-Benz – um den neuen Wolf auf dem G-Klasse-Fahrgestellt der Baureihe 464, die seit 2021 im österreichischen Graz produziert wird.

Die künftigen Fahrzeuge stellen dabei nicht nur eine reine Regeneration der älteren „Wölfe“ dar, sie leisten nach Darstellung des BAAINBw „auch einen wichtigen Beitrag zur zeitgerechten Erfüllung der NATO-Verpflichtungen Deutschlands“.

Der Wolf-Nachfolger ist wieder hochgeländegängig und für den Transport von bis zu vier Soldaten mit kompletter persönlicher Ausstattung und Bewaffnung in den Varianten „Führungsfahrzeug“ und „Feldjägerfahrzeug“ ausgelegt.

Die neuen Serienfahrzeuge sollen ab dem 4. Quartal 2025 ausgeliefert werden

Durch den Vertrag ist der Rahmen zur Beschaffung von mehreren tausend „Lkw gl leicht Wolf“ mit einer zulässigen Gesamtmasse von 4,5 Tonnen geschaffen worden. Bis Ende 2032 kann laut BAAINBw dieser Rahmen „nach Bedarf flexibel ausgeschöpft“ werden. Zusätzlich werden mit dem Vertrag wichtige Leistungen beispielsweise zur logistischen Versorgung oder zu Ausbildungszwecken bestellt.

Die Lieferung von fünf Fahrzeugen zur Nachweisführung ist bereits für November dieses Jahres geplant, sodass die Serienfahrzeuge ab dem vierten Quartal 2025 geliefert werden könnten.

1200 „Wölfe“ in den Varianten „Führungsfahrzeug“ und „Feldjägerfahrzeug“

Dem Vertragsschluss im Koblenzer Amt vorausgegangen war die 84. Sitzung des Haushaltsausschusses des Bundestages am 3. Juli. Unter dem Tagesordnungspunkt 14 hatten die Ausschussmitglieder sich an diesem Mittwoch mit der Vorlage des Bundesministeriums der Finanzen „BMF-V 149/2024“ befasst. Zu entscheiden war dabei über den „Abschluss eines Vertrages mit einem Volumen von mehr als 25 Millionen Euro im Sondervermögen ,Bundeswehr‘ und im Einzelplan 14; Abschluss einer Rahmenvereinbarung mit Festbeauftragung von 1200 Fahrzeugen (Lkw mil gl le ).“

In der kurz darauf im BAAINBw geschlossenen Rahmenvereinbarung erklärt der Auftraggeber, „bis zu 5800“ neue Wolf-Kleinfahrzeuge beschaffen zu wollen. Gerhard Heiming schrieb dazu am 8. Juli in der vom Mittler Report Verlag in Bonn herausgegebenen Fachpublikation Europäische Sicherheit & Technik: „Als Festbeauftragung sollen 1200 Lkw in den Varianten ,Führungsfahrzeug‘ und ,Feldjägerfahrzeug‘ im Zeitraum November 2024 bis zum Jahr 2027 mit einem Auftragswert von 240 Millionen Euro geliefert werden. Für die restlichen optionalen 4600 Fahrzeuge ist ein Lieferzeitraum bis 2032 vorgesehen. Dafür würden weitere 1,1 Milliarden Euro fällig.“ Bis 2027 sollen laut Heiming 90 neue „Wölfe“ in der Variante „Feldjäger“ und 1105 in der Variante „Führungsfahrzeug“ geliefert werden (plus fünf Nachweisfahrzeuge = 1200 Lkw fest beauftragt).

Caracal für Luftlandekräfte und die deutschen Spezialkräfte KSK und KSM

Ein Nachfolger für die zunehmend alternden Wolf-Fahrzeuge der Luftlandetruppe wurde bereits vor einiger Zeit gefunden. Dabei handelt es sich um den Caracal, ein Gemeinschaftsprodukt von Rheinmetall in Partnerschaft mit Mercedes-Benz und unter Mitwirkung des in Friedberg-Derching bei Augsburg ansässigen Unternehmens ACS Armoured Car System (wir berichteten).

Rheinmetall ist von der Bundeswehr und von den Streitkräften der Niederlande mit der Lieferung von bis zu 3058 Caracal-Luftlandefahrzeugen beauftragt worden. Es handelt sich um einen mehrjährigen Rahmenvertrag für bis zu 2054 deutsche und 1004 niederländische Fahrzeuge. Der Gesamtauftragswert beträgt maximal 1,9 Milliarden Euro.

Das designentscheidende Merkmal für die beiden Auftraggebernationen Deutschland und Niederlande war vor allem die gemeinsame Interoperabilität und Luftbeweglichkeit des Caracal-Fahrzeugs im künftigen Schweren Transporthubschrauber CH-47F Chinook von Boeing.

Neben den Luftlandekräften sollen auch die deutschen Spezialkräfte – das Kommando Spezialkräfte/KSK sowie das Kommando Spezialkräfte der Marine/KSM – ihre bisherigen Luftlande-Fahrzeuge Wolf in naher Zukunft durch den Caracal ersetzen.

Wie der neue Wolf für die deutschen Streitkräfte, so basiert auch der Luftlande-Caracal auf der modernen Mercedes-Benz-Baureihe 464 mit G-Klasse-Fahrgestell.


Hintergrund                           

Der Wolf – offizielle Bundeswehr-Bezeichnung „Lastkraftwagen geländegängig leicht Wolf“ (kurz „Lkw gl leicht Wolf“) – ist ein Militärfahrzeug des Herstellers Mercedes-Benz, in dem bis zu vier Personen Platz haben. Der Geländewagen, der in der gesamten Bundeswehr eingesetzt wurde und noch wird, gehört zu den Radfahrzeugen der „dritten Generation“ und ist eine Sonderentwicklung der G-Klasse von Mercedes-Benz. Aus dem G-Modell entwickelte Fahrzeuge sind der Serval als Transportfahrzeug des Kommandos Spezialkräfte/KSK und der Enok als geschütztes Fahrzeug.

Nachdem der Mercedes G bereits in den 1970er-Jahren an der Ausschreibung teilgenommen hatte, die dann zur Beschaffung des VW Iltis führte, wurden Mitte der 1980er-Jahre die Mercedes-Fahrzeuge der „dritten Generation“ entwickelt. Die ursprüngliche Planung sah vor, 17.000 Fahrzeuge zu beschaffen. Acht Unternehmen beteiligten sich an der internationalen Ausschreibung, zum Schluss blieben Daimler-Benz mit dem österreichischen Entwicklungspartner Steyr-Puch sowie Volkswagen übrig. Die Entscheidung fiel Anfang der 1990er-Jahre für Mercedes-Benz mit einer Stückzahl von 12.000 Fahrzeugen.

Anfang der 2020er-Jahre hatte der Dienstleister BwFuhrparkService GmbH dann noch mehre hundert Stück unter der Bezeichnung „Greenliner“ als handelsübliche Fahrzeuge mit militärischer Sonderausstattung beschafft.

Mercedes-Benz lieferte an die deutschen Streitkräfte den Mercedes-Benz 250 GD Wolf der Baureihen W 460 (1979–1992) und W 461 (1992–2001) in vier Ausführungen. Alle Varianten waren in der Transall C-160 (und sind – bis auf das Sanitätsfahrzeug „lang“ – im Hubschrauber CH-53G/GS) luftverladbar. Der Transport als Außenlast am Hubschrauber ist bei allen Varianten möglich.

Generell ist der „Lkw gl leicht Wolf“ ungepanzert. Teilweise wurden die Fahrzeuge jedoch mit dem Modularen Splitterschutz (MSS) und der Modularen Schutzausstattung (MSA) nachgerüstet.

Alle Wolf-Modelle verfügen über einen während der Fahrt zuschaltbaren Allradantrieb, der nochmals in Straßen- und Geländeübersetzung unterteilt ist, sowie über eine Differentialsperre für die Vorder- und Hinterachse. Außerdem besitzen die Fahrzeuge einen von der normalen Beleuchtung unabhängigen Tarnlichtkreis. Die Bordnetzspannung des Wolf Typ 250 GD beträgt 24 V und entspricht damit dem Standard in der Bundeswehr.


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Zu unserer Bildsequenz:
1. Mercedes-Benz lieferte seit Auftragsvergabe Anfang der 1990er-Jahre rund 12.000 „Wölfe“ 250 GD der Baureihen W 460 (1979–1992)/W 461 (1992–2001) in vier Ausführungen an die Bundeswehr. Die Aufnahme, entstanden am 30. Oktober 2015, wurde bei der Übung „Trident Juncture“ auf Sizilien gemacht. Sie zeigt deutsche und italienische Kräfte auf Capo Teulada. Das Kap von Teulada ist der südlichste Punkt Sardiniens und gleichzeitig das größte Militärgebiet Italiens.
(Foto: Alessio Ventura/Allied Joint Force Command Brunssum)

2. Deutsche Soldaten auf Patrouillenfahrt mit dem Wolf nahe Faizabad in Nordafghanistan; das Foto wurde am 4. Juni 2010 gemacht.
(Foto: Presse- und Informationszentrum Einsatzführungskommando Bundeswehr)

3. Nachfolger für die alte Wolf-Flotte: Basisfahrzeug BR464 auf Fahrgestellt G-Klasse von Mercedes-Benz.
(Foto: Mercedes-Benz AG)

4. Wie die neuen „Wölfe“ für die Bundeswehr, so basiert auch die Luftlande-Fahrzeugfamilie Caracal auf dem G-Klasse-Fahrgestell der Mercedes-Benz-Baureihe 464. Der Caracal wird vor allem bei den deutschen und niederländischen Luftlandekräften zum Einsatz kommen.
(Foto: Rheinmetall AG)

Kleines Beitragsbild: Die seit Jahrzehnten bei der Bundeswehr bewährten Standard-Kleinfahrzeuge Wolf werden nun nach und nach durch speziell für militärische Anwendungen ausgelegte moderne Fahrzeuge von Mercedes-Benz ersetzt.
(Foto: Marco Dorow/Bundeswehr)


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