Laage/Ulm/Taufkirchen. Auf dem Fliegerhorst Laage bei Rostock, Heimat des Taktischen Luftwaffengeschwaders 73 „Steinhoff“, unterstützt das Unternehmen Hensoldt mit seinem Bereich „Services“ seit nunmehr 20 Jahren mit einer sogenannten „Technical Diagnostic Cell“ (TDC) unsere Luftwaffe. Das Personal der TDC hilft mit, die deutsche Eurofighter-Flotte einsatzbereit zu halten. Der Einsatz automatisierter Diagnoseverfahren und fortschrittlicher Werkzeuge – in Kombination mit der Nähe zum Kunden – war bei Indienststellung der TDC noch absolutes Neuland …
Seit 2003 ist das Mehrzweckkampfflugzeug Eurofighter bereits in Deutschland und Europa sowie bei etlichen Exportnationen im Einsatz. Der TDC in Laage kommt – betrachtet man die Deutsche Luftwaffe mit ihren Eurofighter-Maschinen – eine besondere Bedeutung zu, denn sie erlaubt alle Komponenten des Radars und des Selbstschutzsystems vor Ort innerhalb kürzester Zeit zu reparieren und wieder für den Luftfahrtbetrieb freizugeben.
Die Einrichtung im Geschwader „Steinhoff“ in Mecklenburg-Vorpommern diente dabei als „Blaupause“ für alle folgenden TDCs: Bereits ein halbes Jahr nach Eröffnung in Laage folgte nach dem deutschen Vorbild eine Technical Diagnostic Cell in Großbritannien, Spanien und Italien schlossen sich an. Auch außerhalb Europas wird das TDC-Konzept heute angewandt.
Innerhalb Deutschlands wurde 2011 eine weitere TDC beim Taktischen Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg an der Donau installiert, um – so schreibt Hensoldt in einer Pressemitteilung zum 20-jährigen Jubiläum in Laage – „die stetig wachsende Luftfahrzeugflotte mit demselben Anspruch an Effizienz, Servicequalität und Kundenorientierung zu begleiten“.
Hensoldt Services fungiert mit seinen TDC-Einrichtungen als direkter Partner der Luftstreitkräfte vor Ort und übernimmt dabei aus dem Flugzeug ausgebaute Schadgeräte auf kürzestem Weg zur schnellen Reparatur. Im Pressetext des Unternehmens heißt es: „Unsere Techniker in den TDCs werden von eigenen Hensoldt-Diagnose- und Testsystemen unterstützt. Im Hintergrund arbeiten Logistikteams, Techniker und Ingenieure aus Ulm an der Versorgung der TDCs mit Ersatzteilen und kontinuierlicher technischer Expertise. So unterstützen wir die Mitarbeiter vor Ort dabei, selbst komplexe Reparaturen effizient und mit einer konstant hohen Qualität durchzuführen.“
Im Verbund versorgen die beiden TDCs in Laage und Neuburg an der Donau die gesamte Eurofighter-Flotte der Deutschen Luftwaffe.
Insgesamt gibt es im Kampfflugzeug Eurofighter etwa 20 Radar- und ESM/ECM-bezogene sogenannte Line Replaceable Items (LRI), also Hauptbaugruppen, die in den Hensoldt-Werkstätten vor Ort instandgesetzt werden (Anm.: ESM = Electronic Support Measures/Elektronische Unterstützungsmaßnahmen; ECM = Electronic Counter Measures/Elektronische Gegenmaßnahmen).
Das Herzstück des Erfolgsmodells „Technical Diagnostic Cell/TDC“ war von Anfang an die schnelle Instandsetzung von LRIs. Der gezielte Austausch defekter Unterbaugruppen aus den LRIs ermöglicht es, Ausfallzeiten der Luftfahrzeuge auf ein Minimum zu begrenzen und gleichzeitig die Kosten zu senken.
Besonders bei großen und komplexen Baugruppen wie dem „Captor“-Radar oder dem Selbstschutzsystem „Praetorian“ bietet diese Vorgehensweise einen entscheidenden Vorteil und schont Ressourcen, da nur kleine Unterbaugruppen zur tiefergehenden Reparatur weitertransportiert werden müssen. Die Service-Mitarbeiter in den TDCs reparieren dabei nicht nur Hensoldt-LRIs, sondern auch die LRIs der Partnerfirmen Elettronica, Indra und Leonardo. Diese sind mit ihren Produkten ebenfalls in die Gemeinschaftsprojekte „Captor“ und „Praetorian“ eingebunden. Schadhafte Unterbaugruppen der LRIs werden für eine Reparatur immer an den jeweiligen Hersteller übergeben.
Die Pressemitteilung aus dem Hause Hensoldt zum Jubiläum „20 Jahre TDC in Laage“ endet mit folgenden Anmerkungen: „Je nachdem wie kritisch die Lage – beispielsweise an der NATO-Ostgrenze – ist, erhöht sich die Nutzung der deutschen Eurofighter und damit auch der Reparaturbedarf. Das hohe Engagement der TDC-Mitarbeiter ermöglicht es, flexibel auf solche Änderungen zu reagieren. Zu den Defekten gehören elektrische Fehler, Beschädigungen, mechanische Schäden und Korrosion.“
Das 20-jährige Jubiläum sei ein Meilenstein in der Versorgung komplexer Systeme wie dem Eurofighter, so der Schlusstext weiter. Was einst als Novum begonnen habe, habe sich zu einem oft adaptierten Konzept entwickelt. Und: „Die Effizienz, die durch den schnellen Austausch von Unterbaugruppen ermöglicht wurde, hat nach wie vor Tragkraft: Upgrades wie das DP4-Paket am Selbstschutzsystem ,Praetorian‘, die Erweiterung auf ein E-Scan-Radar oder gar die Möglichkeit der Unterstützung weiterer Systeme, stehen für ein TDC-Konzept der Zukunft.“
Über die Ausrüstung des Eurofighters der Deutschen Luftwaffe für den elektronischen Kampf haben wir übrigens im Dezember vergangenen Jahres berichtet (siehe hier).
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Die beiden Aufnahmen zeigen:
1. Kampfflugzeug Eurofighter vom Taktischen Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“ am 12. Juni 2023 bei der Übung „Air Defender“. Das Geschwader im mecklenburg-vorpommerschen Laage ist einer von vier Eurofighter-Verbänden der Deutschen Luftwaffe. Hier findet auch die Eurofighter-Ausbildung statt.
(Foto: Patrik Bransmöller/Bundeswehr)
2. Equipment der Technical Diagnostic Cell/TDC in Laage.
(Foto: Hensoldt AG)