Berlin. Die Bundeswehr hat in den Jahren 2019 bis einschließlich 2023 insgesamt 7861 Minderjährige rekrutiert. Dies geht aus einer Antwort des Verteidigungsministeriums vom 22. Juli auf eine Anfrage der Gruppe der Linken im Bundestag hervor. Zu den Fragestellern zählten unter anderem die Parlamentarier Nicole Gohlke, André Hahn und Heidi Reichinnek.
Ein neuer Höchststand der Rekrutierung Minderjähriger für die deutschen Streitkräfte wurde demnach mit 1996 Bewerbern im vergangenen Jahr verzeichnet. Weitere Zahlen zeigt unsere Infografik (Bildbereich). Insgesamt wurden 2023 nach Angaben der Bundeswehr-Personalplaner rund 18.800 neue Soldatinnen und Soldaten eingestellt.
Ein freiwilliger Dienst in der Bundeswehr ist mit Einverständnis der Erziehungsberechtigten ab dem 17. Geburtstag möglich. Müssten Interessierte mit dem Beginn ihrer soldatischen Ausbildung bis zur Vollendung des 18. Lebensjahrs warten, wären sie gegenüber gleichaltrigen Berufseinsteigern im zivilen Bereich benachteiligt, so ein Hinweis des Ministeriums. 17-jährige Rekruten werden übrigens grundsätzlich nicht in den „scharfen“ Militäreinsatz geschickt.
Kritik an der Einstellungspraxis kommt in schöner Regelmäßigkeit von den Linken. Diesmal ist es Nicole Gohlke, die bildungspolitische Sprecherin der Gruppe. Sie kommentierte die aktuellen Zahlen des Wehrressorts wie folgt: „Die Bundesregierung scheint den Schutz von Minderjährigen vor Militarisierung inzwischen völlig aufgegeben zu haben.“ Zudem prangerte sie Auftritte von Jugendoffizieren der Bundeswehr in Schulen an. Die Schule müsse ein politisch neutraler und sicherer Ort und politische Bildung unabhängig und altersgerecht sein, forderte Gohlke. „Diese bewusste und zunehmende Anwerbung Jugendlicher ist inakzeptabel.“
Das Verteidigungsministerium wies auch diesmal wieder den Vorwurf der Militarisierung im Zusammenhang mit der Arbeit von Jugendoffizieren zurück. „Sie betreiben keine Nachwuchswerbung“, so der erneute Hinweis in einem Jahresbericht des Ministeriums. Zuständig für das Thema „Nachwuchswerbung“ seien ausschließlich die Karriereberater der Bundeswehr. Die Jugendoffiziere hingegen informierten „über militärische und sicherheitspolitische Grundsatzfragen und über Einsätze der Streitkräfte“ und kämen nur auf Einladung in die jeweiligen Schulen.
Alles in allem wurden 94 Dienstposten für (männliche und weibliche) Jugendoffiziere in der Bundeswehr geschaffen. Mit Stand 19. Juli 2024 sind davon 85 Dienstposten besetzt; es gibt momentan elf Jugendoffizierinnen.
Über die Anfragen der Linken zur Thematik der minderjährigen Bewerber bei der Bundeswehr haben wir in der Vergangenheit des Öfteren berichtet, zuletzt hier.
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Die Grafik zeigt die Entwicklung bei der Verpflichtung von Minderjährigen durch die Bundeswehr in den Jahren 2019 bis 2023 nach Angaben des Verteidigungsministeriums. Das Hintergrundbild, entstanden am 12. September 2016, zeigt einen Straßenbahnzug mit Werbung der Bundeswehr. Die Aufnahme wurde am Dresdener Postplatz gemacht.
(Foto: Lupus in Saxonia/Wikipedia/Wikimedia Commons/unter Lizenz gemeinfrei)
Kleines Beitragsbild: Bundeswehr-Logo. Gesehen und fotografiert beim „City Festival“ in Dresden im August 2022 am Stand „Nachwuchswerbung“ der Streitkräfte.
(Foto: Lupus in Saxonia/Wikipedia/Wikimedia Commons/unter Lizenz gemeinfrei)