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Berlin. Der Anteil von Minderjährigen unter den neuen Rekruten der Bundeswehr war im vergangenen Jahr so hoch wie schon lange nicht mehr. 9,4 Prozent der „Neuen“ waren 2022 zum Zeitpunkt ihres Dienstantritts noch nicht 18 Jahre alt. Dies ist der höchste prozentual Anteil seit Beginn der statistischen Erfassung im Jahr 2011. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Schriftliche Frage des Bundestagsabgeordneten Ali Al-Dailami (Die Linke) hervor.

Der Parlamentarier (Wahlkreis Gießen), der für die Linken unter anderem im Verteidigungsausschuss des Bundestages sitzt, hatte die Regierung gefragt: „Wie viele […] Soldaten haben im Jahr 2022 den Dienst bei der Bundeswehr angetreten, und wie viele von ihnen waren zum Dienstantritt unter 18 Jahre alt?“

Siemtje Möller, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister der Verteidigung, beantwortete die Frage des Abgeordneten am 13. Januar (über das Thema „Minderjährige bei der Bundeswehr“ haben wir in der Vergangenheit immer mal wieder berichtet, letztmalig im Februar 2022).

Der Höchststand in absoluten Zahlen war im Jahr 2017 verzeichnet worden

Die Gesamtzahl der Einstellungen im Soldatenstatus belief sich laut Möller im Jahr 2022 auf insgesamt 18.776. Davon waren zum Dienstantritt 1773 Personen unter 18 Jahre alt. 1446 der Minderjährigen waren männlich, 327 weiblich.

2021 waren „nur“ 1239 Minderjährige eingestellt worden. Den Höchststand in absoluten Zahlen gab es dem Verteidigungsministerium zufolge im Jahr 2017 mit 2126 minderjährigen Rekruten, was damals 9,1 Prozent der Einsteller-Gesamtzahl entsprach.

Von den 2022 minderjährig eingestellten Rekruten leisten 1089 den Freiwilligen Wehrdienst, 115 sind freiwillig Wehrdienst Leistende im Heimatschutz, 569 Zeitsoldaten.

Kampagne „Unter 18 nie!“ fordert Anhebung des Rekrutierungsalters

Die Gegner der Einstellungspraxis der Bundeswehr melden sich auch diesmal wieder zu Wort. So bezeichnete das Bündnis „Unter 18 nie“ die aktuellen Zahlen als „Armutszeugnis für die Bundesregierung“, wie Sprecher Ralf Willinger von der Kinderrechtsorganisation Terre des Hommes sagte.

Er erklärte weiter: „Es geht hier um 17-jährige Mädchen und Jungen, die bei der Bundeswehr hohen Risiken wie Unfällen, starken psychischen Belastungen und sexuellem Missbrauch ausgesetzt sind.“ Dies würden Berichte des Ministeriums belegen, so Willinger. „Wir fordern den neuen Verteidigungsminister Boris Pistorius auf, diesem Trauerspiel endlich ein Ende zu machen und das Rekrutierungsalter auf 18 Jahre anzuheben, wie es schon über 150 Staaten weltweit getan haben.“ Und: „Jegliche Werbung und Marketing bei Minderjährigen für den Militärdienst – insbesondere an Schulen – muss verboten werden.“


Zu unserer Grafik: Die Bundeswehr hat im Jahr 2022 insgesamt 1773 minderjährige männliche und weibliche Rekruten eingestellt. Weitere Details nannte die Parlamentarische Staatssekretärin Siemtje Möller am 13. Januar 2023 auf eine entsprechende Anfrage des Bundestagsabgeordneten Ali Al-Dailami (Die Linke). Das Hintergrundfoto entstand am 3. Juni 2021 auf dem Truppenübungsplatz Döberitzer Heide. Es zeigt Rekruten des Wachbataillons der Bundeswehr, die sich als Freiwilligen Wehrdienst Leistende im Heimatschutz verpflichtet hatten. An diesem Tag fand die Abschlussübung ihrer Grundausbildung statt.
(Foto: Tom Twardy/Bundeswehr; Infografik © Christian Dewitz/mediakompakt 02.23)


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