Kiel. Am Montag dieser Woche (29. Juli) um 10 Uhr hat der Tender „Werra“ seinen Heimathafen Kiel verlassen. Der zum Unterstützungsgeschwader gehörende Versorger stellt in den kommenden sechs Monaten bis Dezember den deutschen Beitrag in einem der ständigen Verbände der NATO, der Standing NATO Mine Countermeasures Group 1 (SNMCMG 1), für den Bereich Nord- und Ostsee. Die „Werra“ löst den Tender „Donau“ ab, der am 12. Juli wieder in Kiel angekommen ist.
Die NATO unterhält vier ständige maritime Einsatzverbände, die von den Mitgliedsstaaten mit Schiffen und Booten besetzt werden und gemeinsam mit Luft- und Landstreitkräften sowie Spezialeinheiten die 2002 aufgestellten NATO-Eingreifkräfte NATO Response Force (NRF) bilden.
Die Einheiten in diesen Verbänden haben ein mehrmonatiges Ausbildungsprogramm absolviert und sind auf hohem Ausrüstungs- und Ausbildungsstand. Sie können nach entsprechenden NATO- und nationalen Beschlüssen rasch verlegt werden und stehen für Operationen im Rahmen des Krisenmanagements wie für Maßnahmen der kollektiven Verteidigung zur Verfügung.
Die SNMCMG 1 operiert ganzjährig überwiegend in Nord- und Ostsee und angrenzenden Seegebieten. Der Verband hat dabei unter anderem den Auftrag, alle Aspekte der Minenkampfführung zu trainieren. Durch Hafenbesuche und Austauschprogramme wird zudem die Zusammenarbeit mit Partnerstaaten vertieft.
Ausbildung, Manöver und Kooperationen sind nur eine Aufgabe der NATO-Einheiten. Die Schiffe und Boote sichern auch durch Präsenz und Minenabwehr die Seewege. Darüber hinaus werden sie ebenfalls zu Historic Ordnance Disposal Operations (HOD) oder Altlasten-Beseitigung in Nord- und Ostseegewässern eingesetzt (dabei identifizieren oder beseitigen sie Seeminen, Torpedos und Bomben aus den Weltkriegen oder dem Kalten Krieg, die bis heute eine Gefahr für die Seeschifffahrt darstellen).
Für Korvettenkapitän Marina Diebelt (34) ist es die erste große Fahrt in ihrer Funktion als Kommandantin des Tenders „Werra“. Die 34-Jährige sagte vor dem Auslaufen in Kiel: „Es ist immer eine große Freude, in einem Verband fahren zu dürfen. Die internationale Zusammenarbeit ist in vielerlei Hinsicht ein Zugewinn für jeden Einzelnen. Zum einen kann man die Zusammenarbeit stärken, zum anderen geht es viel um den Erfahrungsaustausch untereinander.“
Wichtig sei auch, gemeinsam zu zeigen, dass die NATO geschlossen auftritt, so Diebelt weiter. Aus diesem Grund werde man vor allem „durch viele Präsenz-Operationen sichtbar“ sein und so den deutschen Beitrag einbringen. „Ich freue mich auf die kommenden Monate, auch wenn ich dieser Zeit mit viel Respekt begegne“, verriet die Kommandantin.
Der am 12. Juli aus dem Einsatz nach Kiel zu seinem Unterstützungsgeschwader zurückgekehrte Tender „Donau“ hatte in den vergangenen sechs Monaten ebenfalls am NATO-Verband SNMCMG 1 teilgenommen. Gleichzeitig war die „Donau“ Bestandteil der Very High Readiness Joint Task Force Maritime (VJTF/M) für den Bereich Nord- und Ostsee gewesen.
Unter dem Kommando von Korvettenkapitän Stefan Huber hatte der Tender mit seiner 68-köpfigen Stammbesatzung in den vergangenen Monaten viel erlebt. Dazu der 55 Jahre alte Marineoffizier: „Die Intensität der verschiedenen Manöver, die wir in den letzten Monaten absolviert haben, war schon enorm. Dabei war das Manöver ,Open Spirit‘ im Finnischen Meerbusen – nicht nur wegen der Nähe zur russischen Grenze schon etwas Besonderes.“ Und: „Alle Minensucheinheiten konnten hier eindrucksvoll ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Insgesamt wurden dabei mehr als 35 Minen und Torpedos aus den letzten Weltkriegen aufgespürt und unschädlich gemacht.“
Der Einsatz führte den Tender „Donau“ von Frankreich bis zu den Färöer-Inseln, von Scapa Flow bis nach Finnland, insgesamt fast 30.000 Kilometer in dem Einsatzgebiet der VJTF/M.
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Zu unserem Bildmaterial:
1. Der Tender A514 „Werra“, in Dienst gestellt am 9. Dezember 1993, bildet gemeinsam mit den anderen fünf Schwesterschiffen der Klasse 404, auch „Elbe“-Klasse genannt, das „Versorgungsrückrat für Bootsgeschwader“. Die Tender erhöhen die Durchhaltefähigkeit ihres Verbandes in See wesentlich. Sie bevorraten und liefern unter anderem Kraftstoff, Munition, Ersatzteile, Proviant und Frischwasser.
(Foto: Marina Hagemann/Presse- und Informationszentrum Deutsche Marine)
2. Archivbild mit dem Tender A516 „Donau“; die Aufnahme wurde am 25. Juli 2020 im Seegebiet vor Warnemünde gemacht.
(Foto: Steve Back/Presse- und Informationszentrum Deutsche Marine)
Kleines Beitragsbild: Tender „Werra“ bei einem früheren NATO-Einsatz. Auf allen Tendern der „Elbe“-Klasse können auf dem Flugdeck Hubschrauber bis zur Größe eines NH90 NTH Sea Lion landen und starten. Die Maschinen erweitern mit Lasttransport die Versorgungskapazität und helfen notfalls mit Rettungsflügen.
(Foto: Presse- und Informationszentrum Deutsche Marine)