Friedrichshafen/Flensburg. Die Rolls-Royce Power Systems AG und die FFG Flensburger Fahrzeugbau GmbH wollen gemeinsam mit Unterstützung des Getriebespezialisten ZF ein Konzept zur langfristigen und wirtschaftlichen Remotorisierung des Unterstützungsfahrzeugs Wisent 1 sowie sämtlicher Varianten der Leopard-1-Familie entwickeln. Dies gaben die Unternehmen während des Anwenderforums RÜ.NET 2024 bekannt. Die Fachveranstaltung RÜ.NET fand am 4. und 5. September in der Koblenzer Rhein-Mosel-Halle statt.
Das Konzept von Rolls-Royce und FFG sieht vor, den bisherigen mtu-Motor des Typs MB838, der nicht mehr hergestellt wird, durch einen modernen mtu-Motor des Typs 8V199 zu ersetzen. Dieses Vorhaben bietet nach Auskunft von Rolls-Royce „die Möglichkeit, die Fahrzeuge entsprechend aktuellen Anforderungen zu modernisieren, bei gleichzeitig besseren Fahrleistungen“.
Knut Müller, Senior Vice President „Global Governmental“ bei Rolls-Royce Power Systems, sagte über das Wehrtechnikprojekt: „Unsere mtu-Motoren der Baureihe 199 setzen seit Jahren Standards bei Leistung, Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit. Die neue 800-kW-Version ist die perfekte Antriebslösung, um die Fahrzeuge der Leopard-1-Familie auch in Zukunft effizient betreiben zu können. Gleichzeitig erschließen wir damit einen Absatzmarkt, der das Wachstum in unserem strategischen Geschäftsfeld ,Behördengeschäft‘ unterstützt.“
Der in den 1960er-Jahren entwickelte Leopard-1-Kampfpanzer und die auf ihm basierenden Spezialfahrzeuge wie der Bergepanzer 2, der Brückenlegepanzer Biber, der Pionierpanzer Dachs oder der Gepard sind noch heute in großer Stückzahl bei verschiedenen Nutzerstaaten zuverlässig im Einsatz.
Das von FFG entwickelte Unterstützungsfahrzeug Wisent 1 stellt hier die aktuelle Leopard-1-Variante dar, welche ebenfalls von dem geplanten Upgrade profitieren soll.
Auch die Bundeswehr hat weiterhin Sondervarianten im Einsatz. Die Leopard-1-Flotten komplett durch modernere Fahrzeuge zu ersetzen, ist für viele Armeen finanziell nicht realisierbar, weshalb die Notwendigkeit besteht, sie für langfristige Nutzung zu erhalten.
Die mtu-Baureihe 199 ist in vielen militärischen Fahrzeugtypen bewährt und unter anderem bekannt aus der Fahrzeugfamilie „Boxer“. Die Verwendung des 8V199 bringt laut Rolls-Royce zahlreiche Vorteile mit sich: Mit 800 kW Leistung ist der Motor nicht nur 190 kW stärker als die ursprüngliche Maschine. Er ist auch preisgünstiger, leichter und sparsamer im Verbrauch und hat längere Service-Intervalle sowie insgesamt eine längere Lebensdauer. Hinzu kommen logistische Vorteile wie beispielsweise eine vereinfachte Lagerhaltung von Ersatzteilen für Streitkräfte, die bereits Motoren der Baureihe 199 verwenden.
FFG wird den Planungen zufolge auf Basis des mtu 8V199 ein Powerpack entwickeln und herstellen. Die Flensburger Firma soll auch für das Kühlkonzept sowie für die Schnittstellen-Anpassungen in das Gesamtsystem verantwortlich zeichnen. Ziel ist eine Plug-and-Play-Lösung für alle Varianten. FFG verfügt über weitreichende Erfahrung zum Upgrade von Leopard-1-Varianten. Gemeinsam mit ZF soll der Spezialist außerdem die Standfestigkeit und die langfristige Versorgungssicherheit des 4HP250-Getriebes sicherstellen. ZF wird hierzu für eine stetige Weiterentwicklung des 4HP250 sorgen und technisch den Betrieb mit dem 8V199-Motor betreuen.
Jörg Kamper, Geschäftsführer der FFG Flensburger Fahrzeugbau GmbH, warb für das Gemeinschaftsprojekt: „Dieses Konzept wird für viele Armeen eine hervorragende Möglichkeit bieten, sich zu vertretbaren Kosten und innerhalb eines überschaubaren Zeitraums auf die veränderte Sicherheitslage einzustellen.“
Besuchen Sie uns auf https://twitter.com/bw_journal
Zu unserer Grafik „Neuer mtu-Motor für Fahrzeuge der Leopard-1-Panzer-Familie“: Rolls-Royce und die Flensburger FFG wollen – unterstützt von ZF – ein Konzept zur Remotorisierung sämtlicher Varianten der Leopard-1-Familie entwickeln. Dabei sollen die Kettenfahrzeuge mit einem mtu-Motor des Typs 8V199 als Ersatz für den bisherigen mtu-Motor MB838, der nicht mehr hergestellt wird, ausgestattet werden.
(Bild: Rolls-Royce Power Systems)