Immenstaad/Manching. Das Unternehmen Hensoldt, das unter anderem Sensor-Komplettlösungen für Verteidigungs- und Sicherheitsanwendungen entwickelt, hat im Rahmen der multinationalen Übung „Timber Express 2024“ einmal mehr sein technologisches Know-how unter Beweis gestellt. Mit der Einsatzunterstützungsanlage (EUA) „Optarion“ konnten NH90- und Tiger-Hubschrauber in einen sicheren Datenlink-Verbund integriert und damit an moderne Führungs- und Informationssysteme angebunden werden.
„Timber Express“ ist eine jährlich stattfindende, multinationale Übung, die den Schwerpunkt auf die Zusammenarbeit und Interoperabilität der Luftstreitkräfte legt (wir berichteten bereits im November 2023). An dieser Übung nehmen verschiedene NATO-Staaten teil, um gemeinsam die Fähigkeiten zur Führung und Koordination von Luftoperationen in komplexen Einsatzszenarien zu trainieren. Ziel ist es, die Vernetzung und den Datenaustausch zwischen Luftfahrzeugen und Führungssystemen zu optimieren und gleichzeitig die Sicherheitsanforderungen in der Informationsübertragung zu gewährleisten.
In diesem Jahr fand „Timber Express“ schwerpunktmäßig in Manching auf dem Gelände von Airbus Defence and Space statt. Die Federführung dabei hatten das Waffensystemunterstützungszentrum 1 (Hauptstandorte Manching, Erding, Landsberg und Ummendorf) sowie die ebenfalls in Manching beheimatete Wehrtechnische Dienststelle für Luftfahrzeuge und Luftfahrtgerät 61 (WTD 61). Außerdem waren weitere Standorte der Bundeswehr miteingebunden. Die teilnehmenden Nationen der Übung, die am 7. Oktober begann und am 25. Oktober endete, waren: Belgien, Deutschland, Frankreich, Österreich, Polen, Schweiz und die USA.
Alex Irmscher, Programmleiter „Bodenstationen“ bei Hensoldt, sagte über die Teilnahme seines Unternehmens an der 7-Nationen-Übung: „Die nahtlose Verbindung und der sichere Austausch von Lageinformationen zwischen verschiedenen Waffensystemen sind entscheidend für die heutigen hybriden Operationen auf dem Gefechtsfeld.“ Irmscher weiter: „Auch dank unserer EUA-Lösungen war es möglich, die Luftfahrzeuge ohne Modifikationen am Waffensystem in den digitalen Führungsverbund der Bundeswehr einzubinden.“
Das Herzstück der Demonstration war die Übertragung von Echtzeitdaten zwischen den Hubschraubern und anderen Plattformen entlang der sogenannten Kette „Sensor-to-Effector“. (Anm.: Sensoren liefern Daten über die jeweilige Umgebung, die für die Steuerung oder die Entscheidungsfindung von Relevanz sind; Aktoren und Effektoren ermöglichen es einem Softwaresystem, in und auf die Umgebung einzuwirken.)
Eine Besonderheit bei „Timber Express 2024“ war die Verbindung der Plattformen mit dem Battle-Management-System „SitaWare Headquarters“ (siehe auch hier) sowie der Echtzeit-Integration in den Link 16, dem standardisierten taktischen Datenverbindungsnetzwerk, das von den NATO-Streitkräften und von Partnernationen verwendet wird. Diese Vernetzung unterstützt die Streitkräfte dabei, ein einheitliches Lagebild zu schaffen und die Entscheidungsfindung in komplexen Szenarien zu verbessern.
Ein Kernaspekt der Einsatzunterstützungsanlage „Optarion“ ist ihre Fähigkeit, die operationelle Effizienz und Einsatzflexibilität der Streitkräfte zu steigern. Dazu heißt es in einem Hensoldt-Pressetext: „In einer zunehmend vernetzten Gefechtsführung ermöglicht [EUA ,Optarion‘] die Verknüpfung verschiedener Plattformen und Systeme über gesicherte Datenlinks, wodurch ein gemeinsames und dynamisches Lagebild geschaffen wird.“
Diese vernetzte Operationsführung verbessert Hensoldt zufolge nicht nur die Entscheidungsfindung in Echtzeit, sondern gewährleistet auch eine hohe Interoperabilität. „Damit wird ,Optarion‘ zu einer Schlüsselkomponente für die moderne Gefechtsführung und bietet den Streitkräften die technologische Grundlage, um in komplexen und sich schnell ändernden Bedrohungsszenarien erfolgreich zu agieren“, so der Sensor-Spezialist.
Während „Timber Express 2024“ kamen auch bereits Funktionalitäten aus dem Modernisierungsprojekt „EUA NT“ (NT = Neue Technologien) zum Einsatz. Hierzu zählten das modulare Radiokonzept für flexiblen Antennen- und Funkgerätebetrieb und innovative Datenverbundtechnologien, die eine erhöhte Interoperabilität gewährleisten.
Über EUA NT schreibt Irmscher jetzt auf LinkedIn: „Mit EUA NT erhält die Bundeswehr ein marktverfügbares, Obsoleszenz bereinigtes und dem Stand der Technik entsprechendes, waffensystemunabhängiges sowie gemäß eigenen Erfahrungswerten aus Einsatz und Übung verbessertes Einsatzunterstützungssystem zur Gewährleistung der Führungsfähigkeit der Luftfahrzeugflotten.“
Die Entwicklung der verbesserten Version „EUA NT“ hat Mitte 2022 begonnen. In diesem Jahr fanden und finden an verschiedenen Bundeswehrstandorten in einer neu konzipierten Container-Konfiguration Erprobungen unter einsatznahen Bedingungen statt. Je nach Einsatzanforderungen kann das System einmal verlegbar in nur einem oder mehreren (ausfahrbaren) Containern aber auch in einem festen Gebäude betrieben werden.
Wie Hensoldt in einer Pressemitteilung im Frühjahr dieses Jahres erläuterte, sollen bei der „alten“ EUA mit Regeneration der Rechner und der Systemarchitektur (Multi-Server-System) die Effektivität und Verfügbarkeit der Anlage „deutlich verbessert“ werden. Auch soll für die Informationstechnologie die Verfügbarkeit auf mindestens 99,99 Prozent gesteigert werden. Weitere Verbesserungen betreffen Vernetzung und Cyber-Sicherheit. Laut Hensoldt können mit der EUA NT die Missionen folgender Bundeswehr-Hubschrauber vorbereitet werden: Schwerer Transporthubschrauber CH-53GA, Mittlerer Transporthubschrauber NH90 TTH und Kampfhubschrauber Tiger.
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Die Aufnahme zeigt einen NH90 des Deutschen Heeres bei der multinationalen Übung „Timber Express 2024“.
(Foto: Bundeswehr)
Kleines Beitragsbild: Ärmelpatch zur diesjährigen Übung.
(Bilder: nr; grafische Bearbeitung: mediakompakt)