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Vlissingen (Niederlande)/Wolgast. Sechs Monate nach Beginn des größten Schiffbauprojekts der Deutschen Marine fand nun am 3. Juni auf der zur Naval Vessels Lürssen Group (NVL Group) gehörenden Peene-Werft in Wolgast (Mecklenburg-Vorpommern) die Kiellegung der ersten von vier beauftragten deutschen Fregatten der Klasse 126 (F126) statt. An der Feier nahmen unter anderem Verteidigungsminister Boris Pistorius, die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern Manuela Schwesig und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil teil. Auch Vizeadmiral Jan C. Kaack, Inspekteur der Marine, gehörte zu den Ehrengästen. Inzwischen haben der niederländische Generalunternehmer Damen Schelde Naval Shipbuilding und das Koblenzer Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) eine Option für zwei weitere Fregatten vereinbart. Laut Damen beträgt das Finanzvolumen der aktuellen Serie „mehr als fünf Milliarden Euro“.

Der Bau der Schiffe findet vollständig in Deutschland statt (siehe auch hier). Dazu sollen in den kommenden Monaten parallel die Arbeiten bei der ebenfalls im Projekt eingebundenen Kieler Werft German Naval Yards und am Hamburger NVL-Standort Blohm+Voss Fahrt aufnehmen. Die Fertigung der Hinterschiffe erfolgt in Wolgast, die Vorschiffe werden in Kiel gefertigt und dort mit den Hinterschiffen zusammengefügt. Anschließend werden die Fregatten nach Hamburg zur Endausrüstung, Inbetriebnahme und Erprobung verholt.

Hunderte Zulieferer in ganz Deutschland sind in das Vorhaben eingebunden. „Die Wirtschaftskraft des Rüstungsprojekts wird so in der Fläche spürbar und sichert Tausende Arbeitsplätze“, schreibt der Generalunternehmer in einer Pressemitteilung.

„Ein einzigartiges Schiff mit herausragenden technologischen Fähigkeiten“

Minister Pistorius sagte in Wolgast: „Vor einem halben Jahr hat an diesem Ort der Eintritt in die Bauphase des größten Schiffprojekts der Bundeswehr begonnen. Mit der heutigen Kiellegung feiern wir nicht nur symbolisch einen Meilenstein auf dem Weg zu unserer neuen Fregattenklasse. Die Fregatte 126 ist ein einzigartiges Schiff mit herausragenden technologischen Fähigkeiten. Sie steht für drei Dinge: Für die Zeitenwende, für Deutschlands Einsatz für die internationale Ordnung und für die deutsche Wettbewerbsfähigkeit.“ Die aktuelle Bedrohungslage zeige, so Pistorius weiter, wie wichtig Abschreckung und Verteidigung in der Nord- und Ostsee aber auch auf den Weltmeeren sei. Die Bundeswehr erhalte mit der F126 genau das richtige Werkzeug für diese Aufgaben, auch im Bündnis.

Die neuen F126 haben eine Länge von 167 Metern, eine Breite von rund 21 Metern und eine Verdrängung von etwa 10.000 Tonnen. Mit einer Besatzungsstärke von 125 Mann werden die Schiffe für den weltweiten Einsatz im gesamten Intensitätsspektrum zur dreidimensionalen Seekriegführung – Bekämpfung von Zielen unter Wasser, auf dem Wasser und in der Luft – befähigt sein.

Zu den wichtigsten Aufgaben der zukünftigen Fregatten werden die Seeraumüberwachung, die Embargoüberwachung, die Unterstützung von Spezialkräften sowie Evakuierungsoperationen gehören. Zur Erfüllung der jeweiligen Aufgaben können die Schiffe mit speziellen Missionsmodulen eingerüstet werden. Für unterschiedliche Einsätze sind zudem standardisierte Ausrüstungspakete und spezielle Personalzusammensetzungen vorgesehen.

Mitte des Jahres 2028 soll die jetzt am 3. Juni auf Kiel gelegte erste F126 an unsere Marine übergeben werden. Bis 2032 sollen die drei weiteren Fregatten folgen.

Meilenstein bei der Zusammenarbeit deutscher und niederländischer Werften

Zum Schluss noch einige Stimmen von der Veranstaltung in Wolgast. So äußerte Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern: „Mit dem Bau der hinteren Sektionen der vier Fregatten ist die Peene-Werft an dem größten Schiffbauauftrag in der Geschichte der Deutschen Marine beteiligt – einem niederländisch-deutschen Kooperationsprojekt mit einem Auftragsvolumen von mehr als fünf Milliarden Euro.“ Der Auftrag sichere Arbeitsplätze auf der Wolgaster Werft. Die Landesregierung habe immer an der Seite der Werften gestanden, da die maritime Wirtschaft eine wichtige industrielle Branche sei. Schwesig brachte es auf den Punkt: „Die Werften, die Zulieferer, die Häfen, die Industrieproduzenten direkt an der Kaikante – das ist das industrielle Herz unseres Landes.“

Stephan Weil, Ministerpräsident von Niedersachsen, führte aus: „Für unser Bundesland ist es eine besondere Ehre, dass das erste Schiff der neuen Klasse der Fregatten F126 unter dem Namen ,Niedersachsen‘ in See stechen wird. Mit der Übernahme der Patenschaft für dieses Schiff setzen wir eine lange und gute Tradition fort, die unsere besondere Verbundenheit zur Bundeswehr und damit zur Marine unterstreicht.“ Symbolisiert werde diese Verbundenheit nicht zuletzt dadurch, dass der größte Marinestützpunkt Deutschlands seine Heimat in Wilhelmshaven habe. Der Bau der Schiffe der „Niedersachsen“-Klasse werde mit dafür sorgen, dass Norddeutschland ein bedeutender Standort im Überwasserschiffbau und für maritime Schlüsseltechnologien bleibe. Weil schloss: „Für die Bauzeit wünsche ich den Werften in Wolgast, Kiel und Hamburg weiterhin gutes Gelingen!“

Roland Briene, Managing Director von Damen Naval, sagte: „Die Kiellegung für die erste Fregatte der Klasse 126 ist ein Meilenstein bei der Zusammenarbeit deutscher und niederländischer Werften und ein konkretes Beispiel europäischer Partnerschaft. Wir wollen der Deutschen Marine gemeinsam die bestmöglichen Schiffe zur Verfügung stellen. Damen ist stolz darauf, seinen Beitrag leisten zu können.“

Tim Wagner, Vorstandsvorsitzender der NVL Group, erinnerte daran: „Der Generalunternehmer Damen und wir arbeiten seit Jahren vertrauensvoll und mit Hochdruck daran, das F126-Programm in Fahrt zu bringen. Unsere deutschen Standorte Blohm+Voss und die Peene-Werft als Fertigungsstandort in Mecklenburg-Vorpommern sind zwei wichtige Standbeine in unserer Werftengruppe und verfügen über exzellente und hochengagierte Belegschaften. Zugleich schaffen die Werften wichtige Industriearbeitsplätze, stärken damit die regionale Wirtschaft und bieten jungen Nachwuchskräften spannende Zukunftsperspektiven. Vor allem aber schaffen sie Identität und Zusammenhalt.“


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Zu unserem Bildmaterial:
1. Verteidigungsminister Boris Pistorius am 3. Juni 2024 auf der Peene-Werft in Wolgast bei seiner Absprache.
(Foto: Sebastian Moldt/Bundeswehr)

2. Die Kiellegung stellt traditionell ein besonderes Ereignis im Schiffsbau dar. Auch Minister Pistorius befestigte am 3. Juni eine Münze auf einem Holzbrett, welches anschließend durch die Schiffbauer auf die Pallung (ein Bereich am Kielblockträger) der künftigen Fregatte geschlagen wurde. Links neben ihm Manuela Schwesig, rechts Stephan Weil.
(Foto: Sebastian Moldt/Bundeswehr)

3. Zwei Schiffbauer bringen die genagelten Münzen der Ehrengäste an der Pallung der „Niedersachsen“ an.
(Foto: Sebastian Moldt/Bundeswehr)

4. Veranstaltungsende in der Peene-Werft – die Aufnahme lässt die geplante Größe des noch zu bauenden Kriegsschiffes erahnen.
(Foto: Sebastian Moldt/Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: Computerdarstellung der neuen F126 der Deutschen Marine.
(Bild: Damen)


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