Überlingen/Troisdorf. Das Unternehmen Diehl Defence GmbH & Co. KG hat das gesamte Werksgelände der Dynamit Nobel GmbH (kurz DN) im nordrhein-westfälischen Troisdorf gekauft. Damit ist der Rüstungsstandort aus Sicht des Diehl-Konzerns gesichert. Die Übernahme von DN umfasst alle operativen Tätigkeiten, die DN-Vermögenswerte im Rahmen eines Anteilskaufs (sogenannter „Share Deal“) sowie die Weiterbeschäftigung der Belegschaft. Diehl ist jetzt Eigentümer des gesamten rund 50 Hektar großen Areals. Am Standort Troisdorf hat auch die DynITEC GmbH, ein Gemeinschaftsunternehmen der Diehl-Defence-Tochter Junghans Microtec und Rheinmetall, ihren Sitz.
Mit dem Erwerb von DN, einem Nachfolgeunternehmen der Dynamit Nobel Explosivstoff- und Systemtechnik GmbH, hat Diehl Defence auch die gesellschaftsrechtlichen Anteile an der Troisdorfer Genehmigungshaltergesellschaft mbH (TGHG) und die damit verbundenen wesentlichen sprengstoffrechtlichen Betriebsgenehmigungen am Standort übernommen.
In einer Pressemitteilung schreibt Diehl dazu: „Die vorliegende Genehmigungssituation in Troisdorf ist eine grundlegende Voraussetzung für die Geschäftstätigkeit von DynITEC und in Deutschland einmalig.“
Wie es in der Presseerklärung weiter heißt, wird „durch die Übernahme der DN-Mitarbeiter das langjährige Know-how für die infrastrukturellen Dienstleistungen am Standort Troisdorf gesichert“. Als Eigentümerin von Teilen des operativen DynITEC-Betriebsgeländes kann Diehl Defence durch den Share Deal außerdem auch die zukünftige Geschäftstätigkeit des Junghans/Rheinmetall-Gemeinschaftsunternehmens langfristig absichern.
DynITEC entwickelt und produziert seit 2002 am Standort Troisdorf militärische Zünd- und Anzündmittel, energetische Materialien und elektronische Zündsysteme. Diese sind systemrelevante Komponenten für wehrtechnische Produkte von Diehl Defence und anderen Herstellern. Produkte, die sich seit der enorm gewachsenen Bedrohung durch Russland als „zunehmend unverzichtbar“ – so der Diehl-Pressetext – erwiesen haben.
Die Zündmittel für Munition, die in Troisdorf hergestellt werden, benötigt auch die Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland dringend. Verteidigungsminister Boris Pistorius hatte Ende 2023 im Bundestag bereits deutlich darauf hingewiesen, dass „bei der Produktion von Munition und Explosivstoffen in Deutschland – genau wie in Europa – ein echter Engpass“ bestehe und es ein „großes Lieferkettenproblem“ gebe.
Mit dem Troisdorfer DN-Zukauf hat sich Diehl Defence, Systemhaus für Luftverteidigungssysteme und Munitionshersteller für die Bundeswehr, nicht nur Planungssicherheit verschafft. Zugleich kann so auch die Produktion ausgeweitet werden.
Besuchen Sie uns auf https://twitter.com/bw_journal
Die Aufnahme zeigt den Eingangsbereich zum Werksgelände in Troisdorf. Troisdorf ist mit seinen rund 78.000 Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt im Rhein-Sieg-Kreis in Nordrhein-Westfalen und liegt rechtsrheinisch zwischen Bonn und Köln.
(Bild: nr)
Schräger Bericht, der verschweigt, dass sich die Troisdorfer Bürger im Rahmen des Vorkaufrechts das Gelände (das sich mitten in der Stadt befindet) aneignen wollten, um Wohnbebauung und (ziviles) Gewerbe dort anzusiedeln. Diehl hat mit dem Kauf der Eigentümergesellschaft den Prozess einer Einigung mit der Stadt umgangen und damit die artikulierten Wünsche vor Ort ad absurdum geführt – ein Sieg des Geldbeutels über gewählte Vertreter.
Lieber Leser,
zum einen freuen wir uns stets über konstruktive Kritik. Zum anderen wünschen wir uns aber auch die Beachtung unserer Kommentarregeln. Unter anderem wird dort gefordert: „Ihr Kommentar sollte sachlich sein!“
Wenn Sie unseren Beitrag „DynITEC-Standort Troisdorf jetzt langfristig gesichert“ aber als „schrägen Bericht“ abtun (der etwas „verschweigt“), so ist dies alles andere als sachlich. Unter „schräg“ verstehen wir nämlich unter anderem „dubios“, „fragwürdig“, „anrüchig“, „halbseiden“ oder „unseriös“ (so wie halt „Lügenpresse“ agiert, sollte es sie denn irgendwo geben).
Wir haben uns gezielt nur mit der Übernahme durch den Konzern Diehl befasst, weil wir – der Titel bundeswehr-journal sagt es ja bereits – überwiegend Themen unter anderem aus den Bereichen „Streitkräfte“, „Wehrtechnik“, „Rüstung“ oder „Beschaffung“ behandeln. Lokalpolitische Hintergründe dürfen Sie von uns eher nicht erwarten. Im Falle der Troisdorfer Übernahme hilft Ihnen da sich die Lokalpresse weiter (etwa der Bonner Generalanzeiger). Ausführliche Beiträge mit Lokalperspektive haben auch bereits Überregionale wie das Handelsblatt oder der Westdeutsche Rundfunk Köln verbreitet. Wie gesagt, das Lokalkolorit gehörte bei diesem Thema nicht zu unserer journalistischen Aufgabenstellung.
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/deutschland-diehl-kann-munitionsproduktion-in-troisdorf-ausweiten/100087948.html
https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/ruestungsunternehmen-kauft-dynamit-nobel-troisdorf-100.html
Zum Schluss noch eine kurze Anmerkung zu einer unerfreulichen gesellschaftlichen Erscheinung und Entwicklung: Gut getarnt hinter einem anonymen Absender (Andreas? xiaosai@…?) lässt es sich gut attackieren – offenes Visier, das war leider Gestern …
Ihr Christian Dewitz