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Rostock/Nordholz. Vor zwei Wochen, am 15. August 2024, landete der Marinehubschrauber Sea King Mk.41 zum letzten Mal auf dem Stützpunkt Nordholz bei Cuxhaven (Niedersachsen) und markierte damit das Ende seiner langen Dienstzeit und vor allem Bereitschaft bei Luft- und Seenotfällen. Die ersten Planungen und Weichenstellungen zur Beschaffung der Bundeswehr-Hubschrauber hatten im Jahr 1964 begonnen. Deutschland bestellte danach den Westland WS-61 Sea King unter anderem als Ersatz für die in Kiel-Holtenau stationierten Amphibienflugzeuge Grumman HU-16 Albatros. 22 Sea-King-Hubschrauber wurden schließlich im Zeitraum April 1973 bis September 1974 an das Marinefliegergeschwader 5 (MFG 5) in Holtenau ausgeliefert.

Nach insgesamt 14.645 SAR-Einsätzen beendete das „Urgestein“ der Marineflieger seine beeindruckende Karriere, die mehr als 50 Jahre dauerte (SAR = Search and Rescue/Suchen und Retten, Such- und Rettungsdienst). „Mit diesem Hubschrauber verbinde ich viele prägende Erinnerungen, da er mich fast mein gesamtes Marine-Leben begleitet hat, erzählt Fregattenkapitän Thomas Richter, der dienstälteste und erfahrenste deutsche Sea-King-Pilot. „Die Maschine war ein echtes Arbeitstier mit faszinierendem Einsatzspektrum“, so der Fregattenkapitän weiter.

Gemeinsam mit Kapitänleutnant Jonas Weinrich, dem zuletzt und damit jüngsten ausgebildeten Sea-King-Piloten der SAR-Staffel, war Richter bei der letzten Bereitschaft des Hubschraubers eingesetzt. Auch für Weinrich war es „eine Ehre, die Schönheit der Marinefliegerei mit diesem verdienten Typ zu erleben“. Er freue sich darauf, seine Fähigkeiten künftig auf dem NH90 NTH Sea Lion anwenden zu können (NTH = Naval Transport Helicopter), meinte der Offizier.

Such- und Rettungsdienst innerhalb der deutschen Seegebiete

Der Sea King war fünf Jahrzehnte lang eine verlässliche Säule des Rettungsdienstes der Deutschen Marine (siehe dazu auch unseren Juli-Beitrag). Die Hauptfähigkeit und Hauptaufgabe des Mehrzweck-Transporthubschraubers, der seit Mitte der 1970er-Jahre seine Einsätze flog, galt dem SAR-Dienst in den deutschen Seegebieten.

Hierfür nutzten die Marineflieger neben ihrer Basis in Nordholz auch Außenstationen auf den Nordseeinseln Borkum und Helgoland sowie an der Ostseeküste in Warnemünde. Der Sea King konnte auf allen Schiffen der deutschen Flotte, die ein Flugdeck haben, landen. Die Einsatzgruppenversorger „Berlin“, „Frankfurt am Main“ und „Bonn“ konnten den Hubschrauber darüber hinaus auch als Bordkomponente in ihrem Hangar mitführen.

Der Sea King war nicht nur innerhalb der Grenzen Deutschlands im Einsatz (beispielsweise bei den Schneekatastrophen 1978/79 und 2010 oder bei Hochwasserereignissen an Oder und Elbe), sondern auch international wie etwa bei der Tsunami-Katastrophe in Indonesien 2004/2005.

Mit dem NH90 NTH Sea Lion „kommt etwas Neues und Gutes“

Seit 2020 haben die Marineflieger den Sea King bereits nach und nach durch den NH90 NTH Sea Lion ersetzt. Nun nach den Außerdienststellung des Sea King muss der moderne Nachfolge-Mehrzweckhubschrauber die Aufgaben der SAR-Bereitschaft vollständig übernehmen. Dazu in Nordholz der Kommandeur der Marineflieger, Kapitän zur See Broder Nielsen: „Heute ist ein Tag der Dankbarkeit und nicht der Wehmut. Wir sollten für die erbrachten Leistungen des Sea King dankbar sein und nach vorn blicken, denn mit dem Sea Lion kommt etwas Neues und Gutes.“

Das in Rostock beheimatete Presse- und Informationszentrum der Marine bringt es in einer Mitteilung am Tag der letzten Sea-King-Landung auf den Punkt: „Der Sea King geht in den wohlverdienten Ruhestand, aber seine Geschichte bleibt bei den Marinefliegern unvergessen, während sie mit dem Sea Lion in eine neue Ära starten.“


Kompakt                           

Im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr ab 2010 wurden alle Fliegerkräfte der Deutschen Marine am niedersächsischen Standort Nordholz zusammengeführt und das Marinefliegerkommando am 8. Oktober 2012 neu aufgestellt. Das Marinefliegerkommando stellt neben der Einsatzflottille 1 und 2 die Brigadeebene der Marine dar und führt die verbleibenden zwei Geschwader, das Marinefliegergeschwader 3 „Graf Zeppelin“ (MFG 3) mit seinen Flugzeugen und das Marinefliegergeschwader 5 (MFG 5) mit den Hubschraubern.

Rund 2500 Bundeswehrangehörige arbeiten für das Marinefliegerkommando. Der Stab des Kommandos selbst ist das Steuerungszentrum für alle Maschinen der Teilstreitkraft. Seine Angehörigen bündeln die Fachkompetenz der Marineflieger.


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Zu unseren Aufnahmen:
1. Nach rund fünf Jahrzehnten haben die Marineflieger Abschied genommen vom Sea King Mk.41; am 15. August 2024 landete letztmalig eine Maschine auf dem Stützpunkt Nordholz bei Cuxhaven. Die Aufnahme vom 31. August 2005 entstand bei einer Rettungsübung mit einer der SAR-Maschinen.
(Foto: Tanja Wendt/Bundeswehr)

2. Seit August 2024 hat der NH90 NTH Sea Lion (Bildhintergrund, im Schwebeflug) vollständig die Aufgaben seines SAR-Vorgängers Sea King übernommen. Das Foto wurde am 3. Mai 2002 bei der militärischen Evakuierungsübung „Schneller Adler“ an Bord des niederländischen Landungsschiffes „Rotterdam“ in der Kieler Förde gemacht.
(Foto: Nico Theska/Bundeswehr)


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