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Düsseldorf/Nimwegen (Niederlande). Mit 340 Teilnehmern ging die Bundeswehr in diesem Jahr im niederländischen Nimwegen an den Start zur traditionsreichen Veranstaltung „De 4Daagse“, dem „Vier-Tage-Marsch von Nimwegen“. Der weit über Europas Grenzen hinaus bekannte Distanzmarsch fand in diesem Jahr im Zeitraum 16. bis 19. Juli statt. Die Bundeswehr stellte dabei zum 65. Mal eine Marschdelegation. Insgesamt nahmen diesmal rund 6000 Militärangehörige und mehr als 40.000 Zivilisten an den „4Daagse“ teil, gut 80 Nationen waren vertreten.

Für alle Nimwegen-Teilnehmer ist der Marsch ein absolutes sportliche Highlight, aber auch eine enorme Herausforderung für Körper und Geist. Das zeigte sich in diesem Jahr besonders am dritten Marschtag, als das Thermometer auf mehr als 27 Grad kletterte. Es galt bei diesen extremen Rahmenbedingungen einmal mehr: sehr viel trinken, längere Pausen als sonst einlegen, immer den Schatten suchen und vor allem noch mehr Durchhaltewillen aufbringen.

Für den vierten Tag, den gestrigen Freitag (19. Juli), waren sogar 30 Grad vorhergesagt worden. Der Vorstand der „4Daagse“ hatte deshalb beschlossen, die Marschrouten für die zivilen Teilnehmer zu verkürzen. Soldaten mussten zwar die vorgeschriebenen 40 Kilometer in Formation marschieren, das ansonsten erforderliche Marschgepäck von zehn Kilogramm durfte angesichts der erwartbaren Hitze aber im Camp bleiben.

Die Pressestelle des Landeskommandos Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf hat über den „Vier-Tage-Marsch Nimwegen 2024“ einen eigenen Beitrag verfasst – „Stiefel an! Rucksack auf! Vorwärts marsch!“ …


19 Marschgruppen der Bundeswehr machen sich auf die schwere Strecke

Aufbruch am ersten Marschtag im Kamp Heumensoord, wo während der vier Tage die Militärangehörigen untergebracht sind, um kurz nach 6 Uhr. Vorbei am Kommandeur des Landeskommandos Nordrhein-Westfalen, Brigadegeneral Hans-Dieter Müller, und dem Delegationsleiter, Oberstleutnant Peter Unkelbach, geht es für die 19 Marschgruppen der Bundeswehr nun auf die Strecke. Vorher war laut der Schlachtruf der deutschen Delegation zu hören gewesen: „Stiefel an! Rucksack auf! Vorwärts marsch!“.

Die ersten Meter führen die Gruppen durch ein kühles Waldgebiet, weiter dann in Richtung Stadt. Allmählich wird die Sonne stärker, die Temperaturen steigen. Am Straßenrand warten schon frühmorgens viele Zuschauer. Sie applaudieren und bieten den Soldaten Snacks und Getränke an.

Diese großartige Stimmung in der Bevölkerung begeistert Stabsfeldwebel Pit F. immer wieder. Der gebürtige Stralsunder ist Führer der „Marschgruppe Panzergrenadiere 33/212“. Zum siebten Mal marschiert er in Uniform die „4Daagse“. Bis zum ersten Verpflegungsstopp sind es an diesem Tag mehr als 16 Kilometer. Was die Soldaten immer wieder motiviert? Es ist der Marschgesang. Stabsfeldwebel F. stimmt an, seine Gruppe singt lautstark mit. Nach zwei Stunden und 50 Minuten erreichen sie den ersten Verpflegungspunkt an diesem Tag. Obst, belegte Brötchen, Kraftbrühe, Getränke – die Verpflegungstrupps haben bereits vor dem Abmarsch aus dem Camp alles aufgebaut und vorbereitet. Auch die Sanität steht bereit, um die Marschierer zu versorgen. Werden am ersten und am zweiten Tag vor allem geschundene Füße und verkrampfte Muskeln versorgt, sind die Einsätze am dritten Tag für das medizinische Personal schon ein ganzes Stück kritischer.

Im Mittelpunkt stehen Kameradschaft, Korpsgeist und gute Menschenführung

Bereits in der Hitze des ersten Marschtages macht der Kreislauf Probleme. Kurzfristig wird von den Organisatoren ein weiterer „Pitstop“ eingerichtet, damit die Bundeswehrangehörigen an diesem Dienstag auf den letzten Kilometern genug Wasser bekommen.

Dazu Oberstleutnant Unkelbach: „Die Soldatinnen und Soldaten wollen den Marsch unbedingt schaffen. Es ist unsere Fürsorgepflicht, sie dabei bestmöglich zu unterstützen. Es ist wirklich phänomenal, was das Funktionspersonal hier leistet. Dafür meinen allergrößten Respekt.“ Der Delegationsleiter ergänzt: „Unsere Teilnehmer haben einen äußerst guten Ruf in Nimwegen, sie sind top vorbereitet. Und wir als Delegation kümmern uns rund um die Uhr um unsere Soldaten.“

Bei dem Vier-Tage-Marsch geht es um viel mehr als nur die körperliche Leistung: „Kameradschaft, Korpsgeist und gute Menschenführung stehen für uns als Delegation definitiv im Mittelpunkt“, so Unkelbach weiter. „Besonders am ersten Marschtag sind alle hochmotiviert. Die Stimmung an der Strecke ist unfassbar gut, die Zuschauer sind enorm freundlich und alle feuern uns an.“

„Den Kopf oben halten, guter Stimmung sein, viel mit dem Nebenmann reden“

Mit 19 Jahren ist Obergefreiter Lennart B. der jüngste Marschteilnehmer der diesjährigen Bundeswehr-Delegation. Der junge Offizieranwärter marschiert in der Gruppe „Offizierschule der Luftwaffe“. Mit 17 Jahren durchlief B. in Stetten am kalten Markt in Baden-Württemberg seine Grundausbildung. Es folgten neun Monate bei den Panzergrenadieren, dann der Wechsel zur Luftwaffe. B. will Hubschrauberpilot werden.

Erst im Oktober dieses Jahres startet an der Universität der Bundeswehr in München sein Maschinenbau-Studium. So war genug Zeit, um sich auf den Nimwegen-Marsch vorzubereiten. B.: „Es ist schon eine sehr lange Strecke; wir marschieren viermal 40 Kilometer – das zehrt auch an meinem Körper.“ Der Obergefreite ist sportlich, mag Bodybuilding und Wandern. Aber schon bei einem der Vorbereitungsmärsche merkte er: „Das wird krass.“

Was hat er auf der Strecke im Gepäck? „Immer einige Riegel für etwas Zucker und eine Trinkblase. Wasser ist enorm wichtig, denn man kann schnell dehydrieren“, erklärt der Luftwaffensoldat. Auch die Tipps von erfahrenen Marschteilnehmern haben B. sehr geholfen: „Beim Laufen den Kopf immer oben halten, stets guter Stimmung sein, viel mit dem Nebenmann reden – das lenkt ab, wenn der Schmerz zu groß wird.“

Nach dem Marsch ist vor dem Marsch – Vorbereitungen laufen das ganze Jahr

„Auf so einen gewaltigen Marsch sollte sich jeder gut vorbereiten“, weiß auch Delegationsleiter Unkelbach. „Irgendwann machen die Füße Probleme, Viele laufen sich Blasen, die Muskeln beginnen zu krampfen.“ Fast rund um die Uhr sind daher die Sanitäter im Einsatz. Frühmorgens vor dem Ausmarsch tapen sie zahlreiche Füße, versorgen die Männer und Frauen auf der Strecke, behandeln nach dem Marschtag Wunden und Blessuren.

„Kaum eine Delegation wird so umfassend betreut wie die Angehörigen der Truppe“, sagt Unkelbach. Das Kernteam der Bundeswehr-Organisation mit rund zehn Kräften kommt aus dem Landeskommando Nordrhein-Westfalen und bereitet die Teilnahme der deutschen Delegation inklusive der Trainingsmärsche das ganze Jahr über vor: „Nach dem Marsch ist vor dem Marsch“. Darüber hinaus muss auch geklärt werden, welcher Bundeswehr-Bereich bei den nächsten „4Daagse“ dann für Sanität, Verpflegung und Unterstützung vor Ort verantwortlich ist.


Kompakt                           

Der viertägige Nimwegen-Marsch (oder Nijmegen-Marsch) findet jährlich am dritten Dienstag im Juli in der niederländischen Stadt Nimwegen statt. Veranstalter ist die Vierdaagse-Stiftung. Der Marsch wurde erstmals 1909 durchgeführt. Damals konnten die gut 300 Teilnehmer von 13 verschiedenen Ortschaften aus starten. Ein Jahr später wurde entschieden, die Strecke künftig nur noch von einem Ort aus in Angriff zu nehmen. Die erste Frau beteiligte sich 1911 an dem Marsch, erhielt danach aber keine Auszeichnung.

Die ersten ausländischen Gruppen schrieben sich 1928 für die Teilnahme an der Veranstaltung ein. 1932 meldeten sich erstmals mehr Zivilisten als Militärangehörige für den Marsch an. Äußerst populär wurde der Vier-Tage-Marsch von Nimwegen nach Ende des Zweiten Weltkriegs. 1954 nahmen erstmals mehr als 10.000 Personen daran teil.

Für den Erhalt einer Auszeichnung sind vier Tagesetappen in der Länge von 30, 40 oder 50 Kilometer in Abhängigkeit von Altersklassen und Status (zivil oder militärisch) erfolgreich zu absolvieren. Die Regellänge liegt für Männer bei 50 Kilometern (Militär mit 10 Kilogramm Marschgepäck absolvieren 40 Kilometer) und für Frauen bei 40 Kilometern Tagespensum. Für Junioren (bis 16 Jahren) und Senioren (ab 50 Jahren) gelten kürzere Tagesetappen.

Die Starts erfolgen gestaffelt nach Strecken und Startgruppen zwischen 4 und 8 Uhr, zuerst die 50-Kilometer-Marschierer, zuletzt die 30-Kilometer-Marschierer. Alle Teilnehmer müssen bis 17 Uhr (am letzten Tag bis 18 Uhr) im Ziel sein.

Alle Etappen beginnen und enden jeden Tag an der gleichen Stelle (auf dem Platz De Wedren, der 2016 in Vierdaagseplein umbenannt worden ist). Die Strecken verlaufen rund um Nimwegen. Etwa 1,5 Millionen Zuschauer verfolgen das Spektakel in jedem Jahr an der Strecke.


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Unser Bildmaterial:
1. Brigadegeneral Hans-Dieter Müller und Oberstleutnant Peter Unkelbach (links auf dem Podest) schickten die 19 Marschgruppen der Bundeswehr auf die Strecke.
(Foto: Sabine Körtgen/Bundeswehr)

2. Beste Stimmung während des Marsches – die Gruppe „Panzergrenadiere 33/212“.
(Foto: Sebastian Tappeser/Bundeswehr)


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