menu +

Nachrichten


Berlin/Mainz. Nach Plänen des Bundesministeriums der Verteidigung sollen die Streitkräftebasis und der Sanitätsdienst der Bundeswehr bald in einem neuen Unterstützungsbereich aufgehen. Damit befasste sich auch der 128. Deutsche Ärztetag, der im Zeitraum 7. bis 10. Mai in Mainz zur Jahresversammlung zusammengekommen war. Der Deutsche Ärztetag ist die Hauptversammlung der Bundesärztekammer, quasi das „Parlament der Ärzteschaft“ in Deutschland. Die 17 deutschen Ärztekammern entsenden insgesamt 250 Abgeordnete zu der jährlichen Veranstaltung, die stets an wechselnden Tagungsorten stattfindet.

Die Abgeordneten des 128. Deutschen Ärztetages in Mainz unterstrichen die besondere Bedeutung des Sanitätsdienstes der Bundeswehr als wesentlichen Faktor für die Einsatzfähigkeit der Truppe und dessen enge Vernetzung mit der zivilen Gesundheitsversorgung.

Der Ärztetag begrüßte dabei besonders die vorgesehene Ausbringung eines hochrangigen „Chief Medical Officer“ (CMO) im Verteidigungsministerium. Die Präsenz eines solchen CMO in wichtigen Gremien wie etwa dem Militärischen Führungsrat sei „hilfreich und zielführend“, so die Delegierten.

Über die beschlossenen Strukturänderungen im Bereich der deutschen Streitkräfte hatten wir bereits ausführlich berichtet, so auch über den dadurch bedingten Kommandowechsel an der Spitze des Sanitätsdienstes der Bundeswehr (siehe hier).

Gesundheitsversorgung der Truppe eng mit zivilem Gesundheitswesen vernetzt

In einem vom 128. Ärztetag verabschiedeten Beschluss heißt es nun unter anderem: „Gesundheitsversorgung der Bundeswehr hat erheblichen Einfluss auf die Einsatzbereitschaft, Moral und Wirksamkeit der Soldaten und ist hochgradig mit dem zivilen Gesundheitswesen in Deutschland vernetzt. Die deutsche Ärzteschaft hat die konstruktive Diskussion einer Vielzahl von Repräsentanten des deutschen Gesundheitswesens mit Bundesminister Boris Pistorius um die zukünftige Struktur, Führung sowie fachliche, personelle und militärische Verantwortlichkeiten des Sanitätsdienstes der Bundeswehr positiv wahrgenommen.“

Bei der erforderlichen Restrukturierung des Sanitätsdienstes fordert der 128. Deutsche Ärztetag das Ministerium schließlich auf (wir dokumentieren den Beschluss – entgegen unserer grundsätzlichen Linie diesmal ausnahmsweise „gegendert“):

1. auch weiterhin die durchgängige fachliche und organisatorische Führung aller Angehörigen des Sanitätsdienstes der Bundeswehr durch Approbierte mit angemessener Dienstgradhöhe sicherzustellen;

2. in dem neu aufzustellenden Operativen Führungskommando den Sanitätsdienst mit einer Abteilung (JMED) zu repräsentieren, die in der Lage ist, alle medizinischen Einsätze und Aufträge fachkompetent und durchhaltefähig zu begleiten, um so die medizinische Versorgung in hoher Qualität und Verlässlichkeit sicherzustellen. Durch die komplexe Zusammenarbeit in Krise und Konflikt mit dem zivilen Gesundheitssystem, ist diese Abteilung durch einen verantwortlichen Approbationsträger im Rang eines Generalarztes/-ärztin, zu führen;

3. dem Sanitätsdienst in der Führung des neu aufzustellenden Unterstützungskommandos eine wirkungsvolle und durchsetzungsfähige Position zuzuweisen. Sanitätsdienstliche Mittel und Kräfte müssen stets einheitlich und zusammengefasst für die Streitkräfte und zivil-militärische Aufgaben eingesetzt werden können;

4. Reservisten in allen Ebenen als wichtige Akteure und belastbare Verbindungen zum zivilen Gesundheitssystem einzuplanen und personelle Durchlässigkeit zwischen zivilen Gesundheitssystem und Zentralem Sanitätsdienst zu schaffen.

Sanitätsdienst genießt national und international sehr großes Ansehen

In der Begründung der Delegierten des 128. Deutschen Ärztetages wird dazu ausgeführt (wir dokumentieren den nachfolgenden Text ungekürzt – ebenfalls im „Gender-Modus“):

Der Sanitätsdienst der Bundeswehr ist durch die Sicherstellung einer ausgezeichneten Gesundheitsversorgung der Bundeswehr nicht nur ein wesentlicher Faktor der Einsatzfähigkeit der Bundeswehr. Er hat darüber hinaus tiefgreifende Vernetzungen mit der zivilen Gesundheitsversorgung unseres Landes, ist wesentlicher Nukleus und Kompetenzträger für eine krisenfeste und in Katastrophen resiliente Gesundheitsversorgung der Bevölkerung. Seine Fach- und Führungskompetenz hat er in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten im In- und Ausland – nicht zuletzt in der Pandemie – eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Der Sanitätsdienst der Bundeswehr genießt national hohes fachliches Ansehen sowie international höchste Reputation. Ausdruck findet das in der hervorragenden Zusammenarbeit mit den zivilen Körperschaften, Standesorganisationen und Fachgesellschaften auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene sowie in der Rolle als „Framework Nation Medical“ im Bündnis.

Die ärztlichen Kolleginnen und Kollegen im Sanitätsdienst sind neben der Zugehörigkeit zur Bundeswehr gleichsam Mitglieder der Landesärztekammern und unterliegen – wie alle Heilberufler – neben den Regularien des Soldatengesetzes und den Vorschriften der Bundeswehr auch berufs- und standesrechtlichen Pflichten. Exemplarisch sind dazu die Regelungen zur Weiter- und Fortbildung sowie die Pflicht zur sorgfältigen, patientenorientierten und ethischen Berufsausübung anzuführen. Die fachlich unabhängige Ausübung der Heilkunde ist auch für Ärztinnen und Ärzte der Bundeswehr obligat.

Die Führung von Ärztinnen und Ärzten durch entsprechend aus- und weitergebildete sowie erfahrene Angehörige des eigenen Berufsstandes hat sich im zivilen ebenso wie im militärischen Arbeitsfeld über Jahrzehnte bewährt und wird auch zukünftig für den Sanitätsdienst gefordert.

Eine agile und leistungsfähige Organisation des Sanitätsdienstes ist viel mehr als in der Vergangenheit wesentlicher Attraktor für Ärztinnen und Ärzte zum beruflichen Engagement in der Bundeswehr. Dies trägt aber auch zur Sicherstellung der Ausbildung ausreichenden Fachkräftenachwuchses im gesamten deutschen Gesundheitssystem bei.

Nicht zu vernachlässigen ist die personelle Durchlässigkeit von zivilem zu militärischen Gesundheitswesen, unter anderem durch Reservisten, die im Bedarfsfall einen zügigen Aufwuchs und eine „Kaltstartfähigkeit“ des jeweilig anderen Sektors ermöglichen. Das ist nur möglich, wenn Führungsstrukturen ähnlich aufgebaut sind und zivil-militärische Zusammenarbeit gelebt wird. Dazu sind Reservisten als fester und aktiver Systembestandteil auszubringen.


Kompakt                           

Der Deutsche Ärztetag ist, wie eingangs bereits erwähnt, die Hauptversammlung der Bundesärztekammer, das „Parlament der Ärzteschaft“. Das Treffen findet in der Regel einmal jährlich an wechselnden Orten statt. Dazu entsenden die 17 deutschen Ärztekammern insgesamt 250 Delegierte.

Zu den Aufgaben des Deutschen Ärztetages gehört es, unter anderem Regelungen zum Berufsrecht zu erarbeiten und zu verabschieden. Der Ärztetag artikuliert auch die Positionen der Ärzteschaft zu aktuellen gesundheits- und sozialpolitischen Diskussionen der Gesellschaft und vermittelt sie der Öffentlichkeit.

Der Deutsche Ärztetag tritt seit 1873 in der Regel jährlich zusammen (außer 1912, 1915 bis 1917, 1920, 1922 und 1923, 1932 bis 1947 und 2020). Überdies fanden in der deutschen Nachkriegsgeschichte aus besonderem Anlass insgesamt fünf außerordentliche Ärztetage statt.

Sitzungsleiter des Deutschen Ärztetages ist jeweils der Präsident der Bundesärztekammer – seit 2019 ist dies Dr. Klaus Reinhardt, ein Facharzt für Allgemeinmedizin, niedergelassen in Bielefeld.


Besuchen Sie uns auf https://twitter.com/bw_journal


Die Aufnahme zeigt die Delegierten des 128. Deutschen Ärztetages bei einer Abstimmung.
(Foto: Christian Glawe-Griebel, helliwood.com)

Kleines Beitragsbild: Der 128. Deutsche Ärztetag, die Hauptversammlung der Bundesärztekammer, fand vom 7. bis 10. Mai 2024 in der Rheingoldhalle Mainz statt.
(Foto: Christian Glawe-Griebel, helliwood.com)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN