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Bonn/Berlin. Die Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) hat im Zeitraum 1. April 2019 bis 30. April 2020 zwischen Bonn und Berlin 761 Flüge absolviert, 617 Flüge davon ohne Passagiere an Bord. Diese Zahlen verdanken wir einer Anfrage des Bundestagsabgeordneten Stefan Gelbhaar (Bündnis 90/Die Grünen). Ihm antwortete am 6. August der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin der Verteidigung Peter Tauber.

Die Flugbereitschaft BMVg ist noch an den Standorten Köln/Bonn und Berlin-Tegel stationiert. In Ausnahmefällen wird der Flughafen Berlin-Schönefeld genutzt (beispielsweise im Rahmen der Nachtflugbeschränkung am Flughafen Berlin-Tegel oder bei Flügen zur Betreuungsindustrie im Rahmen von notwendigen Instandhaltungsmaßnahmen an den Luftfahrzeugen).

Wie Tauber mitteilte, wurden im Betrachtungszeitraum 1. April 2019 bis 30. April 2020 von Maschinen der Flugbereitschaft 761 Flüge durchgeführt, davon 617 Flüge ohne Passagiere. Wir hatten bereits bei früherer Gelegenheit über die Leerflüge des Luftwaffenverbandes berichtet (siehe hier). Damals hatte die Bundestagsabgeordnete Valerie Wilms von Bündnis 90/Die Grünen angefragt und erfahren, dass die Regierungsflieger im Zeitraum 2005 bis 2015 insgesamt 2258 Mal ohne Passagiere vom Flughafen Köln/Bonn aus gestartet waren, in umgekehrter Richtung von Berlin aus 2245 Mal.

Aus- und Weiterbildung der Luftwaffenbesatzungen

In seiner Antwort an den Bundestagsabgeordneten Gelbhaar, Obmann seiner Fraktion im Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur, erklärte Tauber: „Die Flüge ohne Passagiere ergeben sich teilweise durch die Überführung von Luftfahrzeugen nach Berlin zur Aufnahme der Passagiere und deren Rückflug von Berlin nach Köln/Bonn nach erfolgtem Transport. Des Weiteren kommt es zu Flügen ohne Passagiere bei der Bereitstellung zusätzlicher Reserveluftfahrzeuge für hervorgehobene Passagiertransporte.“

Weitere Leerflüge würden sich durch erforderliche Aus- und Weiterbildungsflüge der Besatzungen, bei denen keine Passagiere befördert werden konnten und Berlin als Landeplatz beziehungsweise Zwischenlandeplatz genutzt wird, ergeben. Grundsätzlich, so Tauber weiter, dienten alle Flüge ohne Passagiere immer auch der Aus- und Weiterbildung der Luftwaffenbesatzungen im Rahmen der festgelegten Trainingsprogramme.

Der Staatssekretär versicherte abschließend: „Mit vollständiger Aufnahme des politisch-parlamentarischen Flugbetriebes der Flugbereitschaft BMVg am neuen Flughafen Berlin Brandenburg werden Bereitstellungsflüge grundsätzlich nicht mehr erforderlich sein.“

Weltweiter VIP-, Personal- und Materialtransport

Die Flugbereitschaft BMVg stellt nach eigener Darstellung mit fünf Airbus A310 in verschiedenen Versionen, jeweils zwei Airbus A340 und A319CJ, einem Airbus A321, einem Airbus A319 OH (für Überwachungsflüge im Rahmen des Abkommens „Offener Himmel“/„Open Skies“), vier Bombardier Global 5000, drei Global 6000 und drei Hubschraubern des Typs Cougar AS-532 den entscheidenden Teil der Lufttransportkapazitäten der Bundeswehr, die auch durch den parlamentarischen Bereich genutzt wird.

Durch diese Flotte – insgesamt 21 Luftfahrzeuge – wird der VIP-, Personal- und Materialtransport weltweit sichergestellt. Zusätzlich erfolgt der Transport von Verletzten, die Luftbetankung sowie Flüge im Rahmen „Offener Himmel“. Das Luftwaffengeschwader mit seinen rund 1300 Angehörigen (davon rund 100 zivile Mitarbeiter) wird seit September 2019 von Oberst Daniel Draken geführt.

Eröffnung des Flughafens „Willy Brandt“ voraussichtlich Oktober 2020

Die pannenreiche Geschichte des neuen Hauptstadtflughafens Berlin Brandenburg „Willy Brandt“ – kurz BER – hatte in den vergangenen Jahren immer wieder auch die Flugbereitschaft in Mitleidenschaft gezogen. Ursprünglich war der Start des BER-Flugbetriebs für November 2011 geplant. Aufgrund fehlerhafter Bauplanung, mangelnder Bauaufsicht und umfangreicher technischer Mängel musste der Eröffnungstermin jedoch immer wieder verschoben werden.

Im April dieses Jahres bescheinigte nun der TÜV Rheinland die Betriebssicherheit, gut eine Woche später erteilte die untere Bauaufsichtsbehörde des Landkreises Dahme-Spreewald endlich die Nutzungsfreigabe für den Flughafen. Die Eröffnung wird nun voraussichtlich bis Ende Oktober 2020 erfolgen.

Bau des neuen Regierungsterminals in Schönefeld verschoben

Die Flugbereitschaft BMVg sollte vor der geplanten Eröffnung des neuen Flughafens für die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg komplett von Köln/Bonn und Berlin-Tegel nach Schönefeld umziehen. Im April 2009 hatte der Berliner Tagesspiegel noch berichtet, dass die Bundesregierung am neuen Airport „Willy Brandt“ einen eigenen Bereich mit Terminal für Staatsgäste und Minister sowie mit Technik- und Verwaltungsgebäuden errichten wolle. Weiter hieß es in dem damaligen Artikel: „Das Budget beträgt 125 Millionen Euro. Genutzt werden diese Flächen vom Auswärtigen Amt sowie von der Flugbereitschaft der Bundeswehr.“ Der Regierungsterminal sollte nach einem Entwurf des Berliner Architekturbüros Busmann + Haberer südlich des Terminals D des Flughafens Schönefeld erstellt werden und Ende 2011 in Betrieb gehen.

Ohne dass mit dem Bau des Regierungsterminals begonnen wurde, hatte sich bis 2012 die Kostenprognose auf 310 Millionen Euro erhöht, während zum damaligen Zeitpunkt nicht mit einer Inbetriebnahme vor 2016 gerechnet wurde. Zuletzt stieg die Kostenschätzung für das Regierungsterminal auf 344 Millionen Euro, errichtet werden sollte der Komplex bis 2025.

Bei einer Sitzung des Aufsichtsrats der Flughafengesellschaft im September 2014 wurde dann allerdings entschieden, die Anlagen des alten Flughafens Schönefeld übergangsweise weiter zu nutzen. Vor allem der damalige Flughafenchef Hartmut Mehdorn argumentierte, dass der – zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht fertige – Hauptstadt-Airport mittlerweile für die erwarteten Fluggastzahlen zu klein ausfallen werde und Kapazitätsnot drohe. Aufgrund der sich abzeichnenden Kapazitätsengpässe zur Eröffnung des zivilen Flughafenteils sollten deshalb die Anlagen des alten Schönefelder Flughafens übergangsweise weitergenutzt werden. Die Bundesregierung entschied kurze Zeit später, deshalb die Errichtung des geplanten Protokollkomplexes zunächst bis 2030 zurückzustellen.

Dafür wurde 2016 der Bau eines Interimsterminals für 79 Millionen Euro beschlossen, das 2018 fertiggestellt wurde. Da sich auch die Eröffnung des Hauptstadtflughafens BER immer weiter verzögerte und die Flugbereitschaft bis jetzt noch immer in Köln/Bonn und in Tegel stationiert ist, stand das 104 Meter lange Gebäude bis vor Kurzem fast leer.

Endgültiger Umzug von Köln/Bonn nach Berlin wohl erst 2034

Inzwischen sind alle Büros des Interimsterminals mit Schreibtischen, Stühlen, Aktenschränken und Regalen ausgerüstet. An den Zugangsbereichen wurden Stuhlreihen für die Reisenden montiert. Da die für den Probebetrieb bestellten Körper- und Gepäckscanner erst jetzt im August geliefert werden, wurden Anfang Juni zunächst von der Bundespolizei geliehene Scanner montiert und getestet. Auch die komplette Informationstechnik steht bereit.

Die Flugbereitschaft hat zudem ein Drittel der Halle der Firma LBAS (Lufthansa Bombardier Aviation Services) gemietet. Dort werden ein Dutzend Techniker einziehen, um die Flugzeuge vom Typ Global 5000 und 6000 zu warten. Der Bereich ist auch als Einstieg für Regierungsflüge geeignet, weil es hier eine eigene Zugangskontrolle und Durchfahrt für berechtigte Personen gibt.

Die drei Cougar-Hubschrauber der Flugbereitschaft bleiben voraussichtlich bis Ende 2029 in Tegel, zusammen mit den Wartungs- und Instandhaltungscrews (siehe auch unseren früheren Bericht).

Ab dem 21. Oktober sollen nun endlich alle politisch-parlamentarischen Flüge vom Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“ aus starten. Die Flugbereitschaft BMVg aber wird mit all ihren Mitarbeitern und Flugzeugen komplett wohl erst 2034 in die Hauptstadt umziehen können, wenn der Regierungsflughafen auf dem dafür schon lange vorgesehenen Gelände an der Ramp 2 (Vorfeld 2) fertig ist. Dieser Bereich kann den Plänen der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH vermutlich erst ab 2030 gebaut werden.


Zu unserem Bildmaterial:
1. Ab dem 21. Oktober 2020 nimmt die Flugbereitschaft BMVg ihre Arbeit am Interimsterminal (Ramp 1) in Schönefeld auf. Der endgültige Umzug in den Bereich Ramp 2 soll dann 2034 erfolgen.
(Infografik: Marco Parge/Bundeswehr; Überarbeitung mediakompakt 08.20)

2. Im September 2009 gewann der Entwurf des Berliner Architekturbüros Busmann + Haberer den Planungswettbewerb für ein „Empfangsgebäude für Staatsgäste“ am künftigen Flughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“ (BER). Lange hatte der Bund darauf beharrt, dass am BER – nach einem Interimsterminal – auch noch ein 344 Millionen Euro teures Regierungsterminal gebaut wird. Im Dezember 2019 nun wurde bekannt, dass die Bundesregierung die Pläne auf Eis gelegt hat – zumindest bis 2030.
(Bilder: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung)

3. Airbus A340 der Flugbereitschaft BMVg am 2. Juli 2013 kurz vor der Landung auf dem Flughafen Köln/Bonn.
(Foto: Lars Steffens auf www.flickr.com/photos/98803813@N05/9275704557/)

Kleines Beitragsbild: Airbus A319CJ der Flugbereitschaft BMVg, die Aufnahme stammt vom 2. September 2010.
(Foto: John Taggart/Wikipedia/Wikimedia Commons/unter Lizenz CC BY-SA 2.0 –
vollständiger Lizenztext: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/)


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