Koblenz. Mit einem Großen Zapfenstreich hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen am 14. Juli den Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Generaloberstabsarzt Dr. Ingo Patschke, in den Ruhestand verabschiedet. Kulisse des militärischen Zeremoniells war an diesem Dienstagabend die Koblenzer Festung Ehrenbreitstein. Patschkes Nachfolger wurde sein bisheriger Stellvertreter, Generalstabsarzt Dr. Michael Tempel. Der Übergabeappell mit dem Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, fand vor dem Großen Zapfenstreich statt – ebenfalls hoch über dem Rhein auf Ehrenbreitstein.
Bereits zu dem Übergabeappell waren zahlreiche Weggefährten und Freunde des scheidenden Inspekteurs gekommen, dazu viele Gäste und Bundeswehrangehörige. Angetreten waren – neben Delegationen der unterstellten Einheiten und Dienststellen aus der gesamten Bundesrepublik – auch Fahnenabordnungen der Sanitätsdienste Frankreichs, der Niederlande und der USA. Es spielte das Heeresmusikkorps Koblenz.
Mit dem 14. Juli 2015 endete für Generaloberstabsarzt Patschke ein erfülltes 42-jähriges Soldatenleben. Es war geprägt von tief greifenden Umbrüchen – der Wiedervereinigung Deutschlands, den ersten Auslandseinsätzen und der Neuausrichtung der Bundeswehr. „Auch wenn ich genügend Zeit hatte, mich auf diesen Moment vorzubereiten, so fällt es mir dennoch schwer; die Uniform ist mir mittlerweile mit der Seele fest verwachsen“, gestand der 63 Jahre alte Offizier zum Abschied.
Kurz vor seiner Pensionierung hat Patschke noch eine Herzensangelegenheit auf den Weg gebracht: das neue Selbstverständnis des Sanitätsdienstes der Bundeswehr. Für ihn liefert es Antworten auf zentrale Fragen: „Was sind wir, und was ist das Besondere unseres Dienstes?“. Vor allem soll mit dem neuen Leitbild ein Wir-Gefühl, eine Corporate Identity im Sanitätsdienst entstehen. „Eine Truppe mit Korpsgeist, mit einem ausgeprägten Wir-Gefühl, hat mehr Aussicht auf Erfolg, als eine Ansammlung von Individualisten“, legte der Inspekteur seinen Soldaten zum Schluss noch einmal ans Herz. „Das Rote Kreuz reicht eben nicht als Orientierung, zumal, wenn es im Einsatz übermalt werden muss.“
Insgesamt sieht Patschke den Sanitätsdienst auf einem guten Weg, auch wenn die Neuausrichtung noch nicht abgeschlossen ist. „Die Weichen sind aber auf die richtige Richtung gestellt.“ Mit Blick auf die sicherheitspolitischen Risiken – beispielsweise Terrorismus, Flüchtlingsströme oder Pandemien – rechnet er mit neuen Herausforderungen für den Organisationsbereich. Künftig, so Patschke, werde deswegen mehr denn je die Bereitstellung umfangreicher und schnell verfügbarer Unterstützungskräfte gefragt sein.
Der scheidende Inspekteur sprach in seiner Rede beim Übergabeappell aber auch die Situation im Inland an. Die gestiegenen Qualitätsanforderungen im Gesundheitssektor und den demografischen Wandel betrachtet der Sanitätsoffizier als größte Herausforderungen der Zukunft.
Ehe Generalinspekteur Wieker an diesem Dienstagnachmittag in Koblenz das Kommando an den neuen Inspekteur des Sanitätsdienstes übergab, kam er auf den Veranstaltungsort zu sprechen: „Die Festung Ehrenbreitstein gehört zu den ältesten Wehranlagen Deutschlands. Und vor dieser Kulisse darf ich heute den Kommandowechsel im jüngsten Organisationsbereich der Bundeswehr vollziehen.“
Wieker dankte Patschke für dessen verdienstvolle Arbeit, insbesondere im Rahmen der Neuausrichtung. „Das Erreichte ist zugleich Verpflichtung für den Nachfolger“, so der oberste Soldat der Bundeswehr. Dem „Neuen“, Generalstabsarzt Dr. Michael Tempel, wünschte der Generalinspekteur „viel Kraft, Freude und Gottes Segen“.
In den Abendstunden des 14. Juli wurde Generaloberstabsarzt Dr. Ingo Patschke schließlich mit einem Großen Zapfenstreich durch die Bundesministerin der Verteidigung, Ursula von der Leyen, in den Ruhestand verabschiedet. Bei einem Empfang richtete sie noch ein paar persönliche Worte an den Sanitätsoffizier. „Es war mir eine große Ehre, mit einem solchen Kollegen zusammenarbeiten zu dürfen“, schloss von der Leyen, die ebenfalls Ärztin ist, ihre Rede (Anm.: Patschke hatte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Humanmedizin studiert, 1985 wurde er dort zum Dr. med. promoviert. Ministerin von der Leyen war von 1980 bis 1987 Studentin an der Medizinischen Hochschule Hannover, 1987 erfolgten ihr Staatsexamen und ihre Approbation, in den Jahren 1988 bis 1992 arbeitete sie als Assistenzärztin in der Frauenklinik der Medizinischen Hochschule Hannover).
Der Sanitätsdienst unserer Streitkräfte zählt derzeit etwa 20.000 Kräfte, darunter gut 3200 Ärzte. Zu Zeiten der großen Balkaneinsätze waren laut Bundeswehr bis zu 1200 Sanitäter im Ausland stationiert. Momentan sind es nur noch knapp 300 – beispielsweise in Afghanistan, Mali und auf Marineschiffen im Mittelmeer.
Text-Hinweis: Unserem Beitrag liegt ein Text des Presse- und Informationszentrums des Sanitätsdienstes zugrunde. Wir bedanken uns bei dem Autor, Uwe Henning, für die Nutzungserlaubnis.
Zum Bildangebot „Inspekteurwechsel im Sanitätsdienst“:
1. Abschreiten der Front beim Übergabeappell am 14. Juli 2015 (von links): General Volker Wieker, der Innenminister des Landes Rheinland-Pfalz Roger Lewentz und der scheidende Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Generaloberstabsarzt Dr. Ingo Patschke.
(Foto: Michael Bock/PrInfoZ Sanitätsdienst/Bundeswehr)
2. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker (Mitte), mit Generaloberstabsarzt Dr. Ingo Patschke und dessen Nachfolger, Generalstabsarzt Dr. Michael Tempel (links).
(Foto: Michael Bock/PrInfoZ Sanitätsdienst/Bundeswehr)
3. Großer Zapfenstreich für Ingo Patschke am Abend des 14. Juli 2015 auf der Koblenzer Festung Ehrenbreitstein.
(Foto: Dirk Bannert/PrInfoZ Sanitätsdienst/Bundeswehr)
4. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen mit dem scheidenden Inspekteur des Sanitätsdienstes.
(Foto: Dirk Bannert/PrInfoZ Sanitätsdienst/Bundeswehr)