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Santa Clara (USA). Das global agierende US-Beratungsunternehmen Frost & Sullivan, zu dessen Kerngeschäft unter anderem die Marktforschung und Marktanalyse gehören, hat sich mit der Thematik „Wachstumschancen der Verteidigungsindustrie nach einer Pandemie“ befasst und jetzt eine entsprechende Studie veröffentlicht. Die Studie „Post-pandemic Growth Opportunity Analysis of the Defence Industry“ wurde am heutigen Donnerstag (11. Juni) vorgestellt. Untersucht wurden von Frost & Sullivan in Zeiten von Corona drei Szenarien: schrittweise Eindämmung der Infektionskrankheit, schwerer Verlauf der Infektion weltweit, globaler Notfall.

Das Beratungsunternehmen geht davon aus, dass weltweit die Verteidigungsausgaben unter dem Szenario eines schweren Infektionsverlaufs sprich einer schweren Pandemie kurzfristig auf dem derzeitigen Niveau stagnieren werden. Unter „kurzfristig“ verstehen die Analysten die Jahre 2020 bis Ende 2021. Diese vorübergehende Ausgabendrosselung sei in der Entscheidung von Regierungen auf der ganzen Welt begründet, zunächst Mittel zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie und zur Reaktivierung ihrer Wirtschaft bereitzustellen.

Im globalen Notfallszenario werden – so die Prognose von Frost & Sullivan – die Verteidigungsausgaben sinken. Diese Entwicklung hänge jedoch hauptsächlich von den globalen und regionalen politischen Umständen ab. Langfristig würden die Verteidigungsausgaben jedoch um mindestens zehn Prozent gekürzt. Man habe dies „bereits in der Vergangenheit“ beobachten können, so der Hinweis der Berater.

Auch in Zukunft ausreichend Investitionen in die nationale Sicherheit

Alexander Clark, Analyst bei Frost & Sullivan für den Bereich „Verteidigung und Luftfahrt“, erläutert: „Der Rückgang des Bruttoinlandsproduktes in den einzelnen Ländern und die Zunahme der jeweiligen Haushaltsdefizite wirken sich zwar auf die Verteidigungsausgaben insgesamt aus. Letztendlich ist dieser Trend, der durch die globale Corona-Krise ausgelöst worden ist, bei anderen Branchen aber noch wesentlich einschneidender.“ Clark vertritt die Meinung, dass viele Regierungen jedoch nun erst recht „Investitionen in die nationale Sicherheit“ tätigen und diese Ausgaben zugleich als wirtschaftlichen Impuls betrachten würden.

Der Experte für den Sicherheitssektor ist sich auch sicher: „Mit zunehmenden geopolitischen Spannungen wird die Quote der Verteidigungsausgaben bei den großen und vor allem mittleren, regionalen Mächten von der derzeitigen Krise unbeeinflusst bleiben. Die gegenwärtigen politischen Rahmenbedingungen haben sich ja kaum geändert. Die USA, Asien und Europa werden nach wie vor die größten Verbraucher von Verteidigungsgütern bleiben.“

Bisherige Strategien und Kundenbindungsmodelle überdenken

Allerdings, so Frost & Sullivan in der aktuellen Analyse „Post-pandemic Growth Opportunity Analysis of the Defence Industry“, sollten die am Rüstungsmarkt agierenden Unternehmen ihre bisherigen Strategien und Kundenbindungsmodelle überdenken und gegebenenfalls nachjustieren. Die Branche müsse bereit sein, auch neue Wege zu finden und zu gehen.

Dazu gehörten beispielsweise vermehrt Fusionen und Übernahmen. Identifiziert werden sollten dabei Unternehmen, vorrangig kleine und mittlere (KMUs), deren Übernahme oder partnerschaftliche Anbindung das eigene bestehende Portfolio diversifizieren und zugleich stärken könne.

Frost & Sullivan empfehlen weiterhin eine – wo immer möglich – „Vertikale Integration. In der Studie heißt es dazu: „Konzentration auf das Angebot von Aftermarket-Dienstleistungen wie beispielsweise Simulator-Training, Abschluss von PBL-Verträgen oder Ausbau des Dienstleistungen bei Wartung, Reparatur und Betrieb (MRO).“ (Anm.: Aftermarket ist der Sekundärmarkt im Bereich von Investitionsgütern und langlebigen Konsumgütern, der alle Waren und Dienstleistungen umfasst, die nach dem Kauf der ursprünglich erworbenen Ware im Rahmen von deren Wartung, Reparatur und Nachrüstung geliefert oder erbracht werden. PBL – Performance Based Logistics/hat zu tun mit leistungs- und ergebnisabhängigen Beschaffungsprojekten. MRO – Maintenance, Repair and Overhaul/Wartung, Reparatur und Betrieb.)

Die Studie rät den Unternehmen der Rüstungsbranche ferner dazu, aufmerksam den Bereich der Robotik und Künstlichen Intelligenz/KI zu verfolgen. Hier könnte es zu interessanten Entwicklungen kommen, die beispielsweise für militärisch-sanitätsdienstliche Zwecke, die kommerzielle Sicherheit oder das Logistikwesen genutzt werden könnten.

Ein weiteres erfolgversprechendes Betätigungsfeld hat das Beratungsunternehmen im Bereich der ABC/Se-Abwehr ausgemacht (ABC = atomar, biologisch, chemisch/Se = Selbstschutz). Gerade die Erfahrungen aus der aktuellen Coronavirus-Pandemie hätten gezeigt, dass hier durch strategische Akquisition oder Diversifizierung eines bereits bestehenden Produktportfolios sich vor allem im Produktsegment der Schutzbekleidung und Schutzausrüstung ein vielversprechender neuer Ansatz ergeben könnte.


Kompakt                                  

Das Unternehmen Frost & Sullivan ist seit fast 60 Jahren für Kunden aus unterschiedlichen Branchen und Industriezweigen tätig. Gegründet wurde es 1961 von Lore Frost und Dan Sullivan. Schwerpunkte sind die Marktforschung und Marktanalyse, die Wachstumsstrategieberatung sowie Weiterbildungsprogramme. Frost & Sullivan verfügt nach eigener Darstellung „über einen enormen Bestand an Marktinformationen“ und unterhält inzwischen mehr als 40 Niederlassungen auf sechs Kontinenten. Derzeit hat die Firma rund 1800 Beschäftigte.


Unser Foto steht symbolisch für die Thematik „Prognosen für die Verteidigungsindustrie“.
(Bild: Frost & Sullivan)

Kleines Beitragsbild: Schriftzug des amerikanischen Beratungsunternehmens Frost & Sullivan.
(Bild: nr)


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