Bonn. Die Öffentlichkeit für das Thema „Digitalisierung und Sicherheit“ zu sensibilisieren war eines der Hauptanliegen der diesjährigen AFCEA-Fachausstellung, die am 11. und 12. April im „Maritim Hotel“ in Bonn stattfand. Das Motto der Veranstaltung lautete „Digitale Zukunft gestalten – intelligent, vernetzt, sicher“. Wie der Ausrichter AFCEA Bonn e.V. jetzt mitteilte, gab es mit 149 Ausstellern und mehr als 2400 Besuchern bei dieser 32. AFCEA-Messe eine Rekordbeteiligung.
Generalmajor a.D. Erich Staudacher, Vorsitzender AFCEA Bonn e.V., befasste sich zum Auftakt des Symposiums im Rahmen der Fachausstellung mit den massiven gesellschaftlichen Veränderungen, die durch die Digitalisierung verursacht wurden und werden. Solchen einschneidenden Veränderungen würden auch Streitkräfte und Sicherheitsbehörden unterliegen, sagte Staudacher. „Im Friedensbetrieb wie im weltweiten Einsatz.“ Digitalisierung und Automatisierung hätten auch hier große Auswirkungen – „sei es beim Waffeneinsatz, in der Logistik, in der Führung oder in der Aufklärung“.
Maßgebliche technische Entwicklungen – wie etwa soziale Medien – seien Treiber gesellschaftlicher Entwicklungen geworden, die dem Staat eine neue normsetzende Rolle abverlangten, so der Vorsitzende weiter. Gleichzeitig entwickelten Manipulationen in den sozialen Medien massiven Einfluss auf demokratische Entwicklungen, die es rechtzeitig zu erkennen gelte. Staudachers Zwischenfazit der skizzierten Entwicklung: „Aufgrund dieser Entwicklung rücken die Grenzen in der öffentlichen Sicherheit immer näher zusammen.“
Zwei Keynotes beim Symposium zum Thema „Digitalisierung“ – einmal aus der Sicht der Bundeswehr und einmal aus der Sicht des Bundesinnenministeriums – boten danach aktuelle Einblicke in die komplexen Welten von Cyber-Angriff und Cyber-Abwehr.
Den ersten Fachvortrag hielt Generalleutnant Ludwig Leinhos, Inspekteur des am 5. April 2017 in Bonn offiziell in Dienst gestellten Kommandos Cyber- und Informationsraum. Er machte anhand des Aufbaus und der Aufgaben seines Kommandos deutlich, wie die Bundeswehr künftig eine aktive und gestaltende Rolle beim Schutz des Informationsraumes sowie in der Abwehr von Cyber-Angriffen übernehmen will.
Ministerialdirigent Andreas Könen, Leiter der Stabsstelle „IT- und Cybersicherheit; sichere Informationstechnik“ im Bundesinnenministerium, blickte anschließend auf Ereignisse des Jahres 2017 zurück. Das vergangene Jahr habe gezeigt, so Könen, dass Digitalisierung, Cybersicherheit und Datenschutz untrennbar miteinander verbunden seien. Er gab sich optimistisch und betonte, dass Sicherheit möglich sei – „trotz zahlreicher bekannter und erfolgreicher IT-Angriffe sowie ungewollter Vorfälle wie Datenlecks“.
Den Angriff auf das Auswärtige Amt, den das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik – kurz BSI – seit Anfang des Jahres beobachtet habe, sei für ihn ein erfolgreiches Szenario gewesen (siehe auch hier). Könen erklärte: „Wir haben hier sehr viel gelernt. Dennoch haben wir noch viel Arbeit vor uns bei der Weiterentwicklung der Cyber-Abwehr.“
Am zweiten Veranstaltungstag beschrieben Oberst i.G. Frank Werner Trettin und Generalarzt Dr. Michael Zallet beim Symposium aktuelle „Digital-Entwicklungen“ aus dem militärischen Bereich.
Trettin, Leiter des Aufbaustabes für die „Agentur für Disruptive Innovationen in der Cybersicherheit“ (ADIC), gab einen Überblick über das Projekt. Mit dieser neuen Agentur sollen künftig Forschung und Entwicklung in der Cybersicherheit gefördert werden. Finanziert wird die Agentur vom Verteidigungsministerium und vom Bundesinnenministerium; Rechtsform und Standort stehen noch nicht fest.
(Anm.: CDU/CSU und SPD haben sich in ihrem am 7. Februar beschlossenen Koalitionsvertrag auch zu Digitalisierung und Datenschutz geäußert. Die Koalitionspartner kündigen unter anderem an: „Zur Sicherstellung technologischer Innovationsführerschaft werden wir unter Federführung des Bundesministeriums der Verteidigung und des Bundesministeriums des Innern eine ,Agentur für Disruptive Innovationen in der Cybersicherheit und Schlüsseltechnologien‘/ADIC sowie einen IT-Sicherheitsfonds zum Schutz sicherheitsrelevanter Schlüsseltechnologien einrichten.“)
Zallet, Abteilungsleiter im Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr, erläuterte beispielhaft den Sachstand „Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung“ und zeigte, wie beide Seiten – Patient und System – von neuen Entwicklungen profitieren können. In den kommenden Jahren soll beispielsweise in der Gesundheitsversorgung der Bundeswehr eine elektronische Patientendatensammlung, ein Gesundheitssystem aus einem Guss und damit eine elektronische Gesundheitsakte umgesetzt werden. Der Mediziner über die Bedeutung des Vorhabens: „Damit wären wir auch für den zivilen Bereich ein Vorreiter.“
Am ersten Tag der Fachausstellung hatte AFCEA Bonn e.V. übrigens zu seinem traditionellen „Leadership Forum“ geladen. Das „Leadership Forum“ ist eine Gesprächsrunde für junge Führungskräfte mit Spitzenvertretern aus Bundeswehr, Verwaltung, Wissenschaft und Industrie, die Einblicke in ihren Lebenslauf gewähren und Karrieretipps geben.
Diesmal diskutierte die Runde über den Karriereweg von Frauen in obere Führungsetagen, insbesondere auch über die Frage, warum viele der weiblichen Talente auf dem Weg an die Spitze „verloren gehen“. Die 33. AFCEA-Fachausstellung soll am 10. und 11. April 2019, ebenfalls wieder im „Maritim Hotel“ in Bonn, stattfinden.
2. Zu seinem AFCEA-Symposium konnte der Veranstalter viele Gäste aus dem Bereich der Streitkräfte sowie aus Wirtschaft und Industrie begrüßen.
(Foto: Stefan Veres)
3. Das „Leadership Forum“ des AFCEA Bonn e.V. diskutiert am ersten Veranstaltungstag über das Thema „Frauen in Führungspositionen“.
(Foto: Stefan Veres)