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Berlin. Das Bundesministerium der Verteidigung will offenbar „im großen Stil“ die Artillerie-Radhaubitze RCH 155 für die Bundeswehr beziehungsweise das Deutsche Heer beschaffen. Das berichteten am vergangenen Freitag (12. Juli) Matthias Gebauer und Gerald Traufetter für den SPIEGEL. Produzent des Waffensystems ist der deutsch-französische KNDS-Konzern, hervorgegangen aus der im Sommer 2015 erfolgten Fusionierung der beiden Unternehmen Krauss-Maffei Wegmann/KMW (Deutschland) und Nexter Systems (Frankreich), zwei der bis dahin führenden europäischen Hersteller militärischer Landsysteme.

Die Artillerie-Radhaubitze RCH 155 (RCH 155 = Remote Controlled Howitzer 155 mm) ist laut KNDS „eine Kombination aus automatisierter Artillerie-Feuerkraft und geschützter Radmobilität“ – eine Weiterentwicklung aus der Panzerhaubitze 2000 (PzH 2000) und des 2008 offiziell auf der Rüstungsmesse Eurosatory vorgestellten Artilleriegeschützes Donar, aufgesetzt auf dem Fahrmodul des GTK Boxer mit seinem unbemannten Artillerie-Geschütz-Modul (AGM).

Bei ihrem Treffen am 24. April dieses Jahres in Berlin hatten Bundeskanzler Olaf Scholz und der zu diesem Zeitpunkt noch amtierende Premier Großbritanniens, Rishi Sunak, übrigens angekündigt, man wolle gemeinsam „das Boxer-Artilleriesystem beschaffen, damit [beide Streitkräfte] hochmoderne Fähigkeiten bekommen und hunderte deutsche und britische Arbeitsplätze gesichert werden“.

Ukraine ist erster Kunde für das neue mobile Artilleriesystem

Die Artillerie-Radhaubitze mit ihrer 155mm-Kanone kann aus voller Fahrt schießen. Die Technologie gilt bislang als weltweit einzigartig. Erstkunde für die RCH 155 ist bereits die Ukraine. Bis Anfang 2025 soll das Land die ersten Exemplare des Boxer-Fahrzeugs mit seinem modifizierten PzH-2000-Geschütz erhalten, 2027 schließlich die letzten von insgesamt 36 Systemen.

KNDS selbst beschreibt die Artillerie-Radhaubitze RCH 155 in einem Onlinebeitrag so: „Ein großer Munitionsvorrat und schnelles Nachmunitionieren, die stabile Waffenplattform, höchste Genauigkeit im Ziel, der automatisierte Munitionsfluss, kombiniert mit Autonomie in Navigation und Feuerleitung machen die RCH 155 zum neuen Maßstab der modernen radbeweglichen Rohrartillerie.“ Weiter führt der Hersteller aus: „Die Synthese aus der bewährten NATO-JBMoU 155 mm/L52-Rohrwaffe und dem unbemannten AGM auf Boxer-Fahrgestell ergibt eine einzigartige artilleristische Wirkfähigkeit bis zu derzeit 54 km Reichweite über 360°Azimut und alle Ladungs- und Elevationsbereiche ohne die Notwendigkeit einer Abstützung.“ (Anm.: JBMoU = Joint Ballistics Memorandum of Understanding; Übereinkunft zur Standardisierung von Munition für Artilleriegeschütze, etwa der in der NATO weit verbreiteten 155mm-Munition).

Erste Tranche mit rund 80 Haubitzen aus dem Bundeswehr-Sondervermögen

Laut KNDS eröffnet die aus dem „Kampf der verbundenen Waffen“ hervorgegangene Weiterentwicklung RCH 155 jetzt mit ihrer vollständigen Autonomie des Gesamtsystems (in Führung, Navigation und Feuerleitung) sowie der systembedingten Stabilität vollkommen neue Einsatzoptionen beispielsweise beim Schuss auf bewegliche Ziele. Aufgrund der netzwerkbasierten Systemarchitektur der RCH 155 könne zukünftig auch ein autonomes Fahren und Wirken (ferngesteuert) implementiert werden, so KNDS abschließend.

Wie der SPIEGEL berichtete, soll eine erste RCH-155-Tranche von rund 80 Systemen für das Heer „gut zwei Milliarden Euro kosten“. Diese Ausgaben sollen im Wirtschaftsplan des 100-Milliarden-Sondervermögens „Bundeswehr“ eingeplant sein. Das Verteidigungsministerium will den SPIEGEL-Informationen zufolge dem Parlament das Beschaffungsvorhaben „im vierten Quartal 2024“ zur Entscheidung zukommen lassen.


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Zu unserem Bildmaterial: Artillerie-Radhaubitze RCH 155 von KNDS im Jahr 2017 bei der Erprobung und Vorführung auf dem Truppenübungsplatz Klietz.
(Fotos: KNDS)


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