Berlin/Weiden. Mit einem feierlichen Appell im oberpfälzischen Weiden wurde am 5. Oktober 2023 das Panzerartilleriebataillon 375 in Dienst gestellt. Durch die Neuaufstellung des Bataillons erhielt die Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“ mit der Panzerhaubitze 2000 ihre eigene Artilleriefähigkeit. Mit Oberstleutnant Hekja Marlen Werner erhielt das Deutsche Heer zudem seine erste Bataillonskommandeurin. Werner und ihr Verband verlegten Mitte Juli dieses Jahres nach einer intensiven Ausbildungsphase dann zum Truppenübungsplatz Grafenwöhr, wo das allererste Artillerieschießen der „375er“ stattfand. Bei der Premiere dabei: Generalmajor Ruprecht von Butler (Kommandeur der 10. Panzerdivision) und Oberst David Markus (Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 37).
In den letzten Jahren hat sich die Rolle der Artillerie in der Bundeswehr stark verändert. Vor allem seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist deutlich geworden, wie wichtig eine gut ausgerüstete und einsatzfähige Artillerie ist. Sie gibt der Kampftruppe mit ihren Geschützen und Raketenwerfern Feuerunterstützung durch die Bekämpfung von Punkt- und Flächenzielen in großer Distanz. Diese Fähigkeiten sind entscheidend für die Landes- und Bündnisverteidigung.
Vor diesem Hintergrund hatte sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Jens Lehmann (Wahlkreis Leipzig I, Sachsen) Anfang des Jahres auch nach der qualitativen und quantitativen Ausgestaltung der deutschen Artilleriekräfte erkundigt. Lehmann, Mitglied im Verteidigungsausschuss des Bundestages, hatte dabei auch wissen wollen, wann das Verteidigungsministerium die dazu notwendigen strukturellen Umfänge für das Heeres festlegt.
Antwort erhielt der Unionspolitiker später am 11. März von Thomas Hitschler, dem Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung. Hitschler führte aus: „Mit Aufstellung des Panzerartilleriebataillons 375 in Weiden in der Oberpfalz zum 1. Oktober 2023, der Entscheidung für die Aufstellung eines Panzerartilleriebataillons für die zukünftige Brigade ,Litauen‘ sowie der beabsichtigten Aufstellung des Artilleriebataillons 215 für die Panzerbrigade 21, wächst die Artillerietruppe von vier Bataillonen substanziell und zeitnah auf dann sieben Artillerieverbände auf. Gemäß den Fähigkeitsplanungen der Bundeswehr sind bis zum Jahr 2035 insgesamt 13 Artillerieverbände auf Korps-, Divisions- und Brigadeebene vorgesehen.“
Lehmann hatte eine weitere Schriftliche Frage eingereicht. Darin hieß es: „Hält die Bundesregierung nach zwei Jahren Ukrainekrieg – inklusive den daraus abgeleiteten Erkenntnissen bezüglich Einsatz von Artillerie – es weiterhin für geboten, den sukzessiven Aufwuchs der Artillerietruppe in den Jahren 2027, 2031, 2035 auszugestalten, wie es das Fähigkeitsprofil der Bundeswehr beschreibt? Oder plant die Bundesregierung angesichts der bisherigen Erkenntnisse aus dem Ukrainekrieg die eigenen Artilleriefähigkeiten früher vollumfänglich auszubauen, als es das Bundeswehr-Fähigkeitsprofil vorsieht?“
Zu diesem Fragenkomplex erinnerte der Staatssekretär (ebenfalls am 11. März) daran, dass die im Rahmen der NATO-Verteidigungsplanung an Deutschland zugewiesenen NATO-Fähigkeitsziele als wesentliche Eingangsgröße für die Fähigkeitsplanungen der Bundeswehr fest verankert seien. Sie würden bereits wesentliche Erkenntnisse aus dem Ukrainekrieg aufnehmen. Hitschler: „Daher wird an den bestehenden Planungen zum Aufwuchs der Artillerietruppe festgehalten.“
Zurück zum Weidener Panzerartilleriebataillon 375. Der junge Verband unterstützt mit seinen Fähigkeiten zur artilleristischen Aufklärung, zur indirekten Feuerunterstützung und zur Bekämpfung von Punkt- und Flächenzielen die Panzergrenadierbrigade 37 in allen Operationsarten.
Darüber hinaus liefert das Bataillon Aufklärungsergebnisse zur Zielerfassung und zur Lage auf dem Gefechtsfeld. Die Artilleristen können im Rahmen der Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung (STF) auch auf weitere Feuerunterstützung durch die Heeresfliegertruppe, Luftstreitkräfte und Marine zurückgreifen. Zur Koordinierung der Feuerunterstützung werden bei militärischen Operationen auf Bataillonsebene Joint Fire Support Coordination Teams (JFSCT) sowie Joint Fire Support Teams (JFST) in die Kompanien integriert.
Das Panzerartilleriebataillon 375 war bereits in einer früheren Struktur des Deutschen Heeres zwischen 1991 und 2005 Bestandteil der sächsischen Brigade. 2005 wurde das damalige Bataillon aufgelöst.
Mit der Refokussierung auf Landes- und Bündnisverteidigung erfolgte 2023 die Neuaufstellung des Verbandes. Für die Panzergrenadierbrigade 37 führt dieser Fähigkeitsaufwuchs zu einer strukturellen Stärkung für Aufträge im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung. Für die Artillerietruppe bedeutet die Aufstellung des neuen Bataillons eine Kehrtwende nach Jahrzehnten der Reduktion der Artillerie. Als erste Bataillonskommandeurin nach Neuaufstellung führt seit dem 5. Oktober 2023 – wie eingangs bereits berichtet – Oberstleutnant Hekja Marlen Werner das Panzerartilleriebataillon 375 (siehe auch hier).
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Zur Aufnahme „Panzerhaubitze 2000 auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr“: Das Panzerartilleriebataillon 375 aus Weiden ist Teil der Kampfunterstützungstruppen des Deutschen Heeres. Die Artillerie trägt wesentlich zum Schutz der eigenen Kräfte bei. Mit ihrer Feuerkraft kann sie gegnerische Kräfte in Deckung zwingen, bis weit in die Tiefe des gegnerischen Raumes wirken oder die Kampfkraft des Gegners so stark reduzieren, dass er das Gefecht nicht weiterführen kann.
(Foto: Kevin Gleue/Bundeswehr)
Kleines Beitragsbild: Die Panzerhaubitze 2000, das Hauptwaffensystem des Panzerartilleriebataillons 375, kann Ziele in bis zu 40 Kilometer Entfernung bekämpfen und ist damit ein unverzichtbares Instrument für die Verteidigung des Bündnisgebietes. Die Artilleristen aus Weiden gehören zur Panzergrenadierbrigade 37 und werden eine zentrale Rolle bei der NATO Response Force 2023 bis 2025 sowie in der „Division 2025“ spielen.
(Foto: Marco Dorow/Bundeswehr)