Koblenz/Farnborough (England)/Mönchengladbach. Wie die britische QinetiQ Group plc jetzt bekannt gab, ist sie vom Koblenzer Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) weiterhin mit der bemannten Flugzieldarstellung für die Bundeswehr beauftragt worden. QinetiQ ist ein im Jahr 2001 gegründetes Rüstungs- und Forschungsunternehmen mit Sitz im englischen Farnborough. 2018 übernahm QinetiQ für etwa 70 Millionen Euro von der deutschen E.I.S. Aircraft Group den Geschäftsbereich „Aircraft Operations“, der seit 1999 für die Bundeswehr und andere NATO-Partner die Zieldarstellung mit Flugzeugen des Typs Pilatus PC-9 und Pilatus PC-12 übernommen hatte. Die aus dem E.I.S.-Geschäftsbereich hervorgegangene QinetiQ GmbH (Stammsitz Mönchengladbach) bietet ihren Kunden heute ein Portfolio an Luftfahrt- und technischen Services an, das drei Hauptfelder abdeckt: Flugtraining, Prüfung der Flugtauglichkeit im zivilen Bereich sowie Unterstützung bei Forschung und Technologie.
Der mit dem BAAINBw geschlossene Vertrag hat eine Laufzeit von zehn Jahren mit einer Verlängerungsoption um weitere zwei Jahre. Laut QinetiQ beträgt der Auftragswert rund 284 Millionen Euro. Der Deal zähle „zu den größten Abschlüssen der Firmengeschichte mit der längsten Laufzeit“, so das Unternehmen weiter.
Die QinetiQ GmbH hat gut 100 Beschäftigte, darunter Piloten, Techniker, Spezialisten und Flugzeugingenieure. Ein Großteil des Personals diente zuvor bei der Bundeswehr.
QinetiQ Deutschland unterstützt die Bundeswehr und andere NATO-Streitkräften vor allem mit Flügen im Rahmen der Live-Flugzieldarstellung. Dabei werden Bodentruppen und Schiffe ebenso einbezogen wie Flugabwehrsysteme und Luftstreitkräfte.
Die Flugzeugflotte, bestehend vor allem aus Maschinen des Typs Pilatus PC-9 und Pilatus PC-12, ermöglicht eine ganze Reihe von Dienstleistungen, so beispielsweise – neben der bereits erwähnten Flugzieldarstellung – Close Air Support, Maritime Air Operations oder etwa das Training für vom Boden kontrollierte Präzisionsanflüge oder für die Luftraumüberwachung. Das Team von QinetiQ Deutschland ist zudem für den simulierten Luftkampf lizenziert.
Im deutschsprachigen Onlineauftritt der QinetiQ GmbH, die neben ihrem Hauptsitz Mönchengladbach außerdem in Augsburg, Emden und Kiel präsent ist, findet sich eine detaillierte Aufstellung der Serviceleistungen. Diese sind unter anderem:
– Flugzieldarstellung für Gefechtsübungen mit scharfer Munition;
– Training für Forward Air Controller/Fliegerleitoffiziere (Bundeswehr) und Joint Tactical Air Control (U.S. Air Force);
– Asymmetric Warfare Support Training und Renegade Aircraft Simulation (Anm.: Renegade Aircraft = bedrohliches Flugzeug wie beispielsweise eine gekaperte Passagiermaschine);
– Training für vom Boden kontrollierte Präzisionsanflüge und für Radarlotsen;
– Simulierter Luftkampf für Flugabwehrtraining und Schutz von Streitkräften;
– Red-Air-Angriffe für Gefechtsübungen mit scharfer Munition (Anm.: Bei Red-Air-Flügen werden vom Darsteller Taktiken und Verfahren möglicher Gegner nachgeahmt);
– SERE-Training (Anm.: SERE steht für Survival, Evasion, Resistance, Extraction/Überleben, Ausweichen, Widerstand, Flucht beziehungsweise Rückführung);
– Training für die Luftraumüberwachung;
– SITREP-Missionen mit Seefernaufklärern (Anm.: SITREP = Situation Report/Lagebericht);
– Tactical Air-to-Air, Air-to-Ground und Maritime Air Operations;
– Simulierter Luftkampf und Training für Forward Air Controller.
Darüber hinaus bietet QinetiQ Deutschland den Kunden aus dem militärischen Bereich Close-Air-Support-Training (CAS-Training) an.
Graham Ollis, seit August 2022 Geschäftsführer der QinetiQ GmbH, sagte nach der Vertragsunterzeichnung mit dem Beschaffungsamt in Koblenz: „Bislang haben wir mehr als 75.000 Flugstunden geleistet. Mit dem neuen Vertrag können wir jetzt weitere Tausende Flugstunden pro Jahr durchführen“. Auf diese Weise trage QinetiQ „entscheidend zum Fähigkeitsausbau der Bundeswehr und damit zur Umsetzung der Zeitenwende in der Luft“ bei.
Steve Wadey, Vorstandsvorsitzender der QinetiQ Group plc, äußerte sich ebenfalls nach der Auftragsvergabe. Er sagte: „In der aktuellen Bedrohungslage zeigt der Vertragsschluss das große Engagement von QinetiQ hinsichtlich der Einsatzbereitschaft der Bundeswehr. Der Auftrag ist ein wichtiger Teil unseres Angebotes zur globalen Bedrohungsabwehr in allen Bereichen.“
QinetiQ Group plc ist ein 2001 gegründetes britisches Rüstungs- und Forschungsunternehmen. Es entstand aus der im Sommer 2001 privatisierten Defense Evaluation and Research Agency (DERA), einem Forschungslabor des britischen Verteidigungsministeriums. Das Unternehmen wurde 2002 zu einer Public-Private-Partnership; der amerikanische Beteiligungsinvestor Carlyle Group erwarb dabei 33,8 Prozent der Anteile. 2003 erfolgte der Börsengang der QinetiQ Group an der London Stock Exchange.
Zum britischen Dienstleister gehören seit 2004 auch die beiden US-Rüstungsunternehmen Foster-Miller (Hersteller von Militärrobotern) und die Westar Aerospace & Defense Group.
2018 übernahm – wie eingangs bereits geschildert – die QinetiQ Group plc von der deutschen E.I.S. Aircraft Group den Geschäftsbereich „E.I.S. Aircraft Operations“, der bereits seit 1999 für die Bundeswehr und andere NATO-Partner Zieldarstellung mit Pilatus-Maschinen geflogen hatte. Für rund 70 Millionen Euro wurde aus dem früheren E.I.S.-Geschäftszweig die QinetiQ GmbH.
Mit ihren Standorten in Augsburg, Emden, Kiel und dem Hauptsitz Mönchengladbach liegt die QinetiQ GmbH in der Nähe von Führungs- und Einsatzzentralen seiner Kunden Bundeswehr und USAFE (U.S. Air Forces in Europe).
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Die Aufnahme zeigt einige Maschinen der QinetiQ-Flotte. Zuletzt bestand die Flotte aus elf Pilatus PC-9, vier Pilatus PC-12 sowie zwei Diamond DA62.
(Foto: QinetiQ GmbH)
Kleines Beitragsbild: Eine Pilatus PC-9 des Mönchengladbacher Anbieters für Flugzieldarstellung.
(Foto: QinetiQ GmbH)