Germersheim. Germersheim am Rhein, ein Mittelzentrum mit etwa 20.000 Einwohnern in Rheinland-Pfalz, nahe an Baden und dem Elsass gelegen, hat eine lange Historie als Garnisonsstadt. Die Bundeswehr ist hier in der seit 1965 genutzten Südpfalz-Kaserne (bis 2015 General-Hans-Graf-von-Sponeck-Kaserne) mit dem Luftwaffenausbildungsbataillon und einem Sanitätsversorgungszentrum vertreten. Nach der Umsetzung der geplanten Baumaßnahmen – Sanierungen und Neubauten – am Standort Germersheim erkundigte sich vor Kurzem der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Gebhart (Wahlkreis Südpfalz, Rheinland-Pfalz). Gebhart war unter anderem von 2018 bis 2021 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Gesundheit (unter Hermann Gröhe, danach Jens Spahn).
Dem Unionspolitiker antwortete am 8. Juli dieses Jahres der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung Thomas Hitschler. Seinen Informationen zufolge beträgt der ermittelte Investitionsbedarf für den Standort Germersheim momentan rund 126 Millionen Euro, davon rund 109 Millionen Euro für die Südpfalz-Kaserne.
Wie Hitschler weiter mitteilte, erfolgt aktuell der Umbau beziehungsweise die Anpassung der Halle 12 (Waffenkammergebäude); ein hierfür erforderliches Interim wurde im Juni 2024 fertiggestellt.
Die Baumaßnahme „Neubau Sanitätsversorgungszentrum Germersheim“ soll sich laut Hitschler „in der finalen Phase“ befinden; das Bauende wird im dritten Quartal 2024 erwartet. Noch in diesem Jahr ist der Baubeginn für die Infrastrukturmaßnahmen „Ersatzneubauten für Gebäude 3 und 6“ sowie die Errichtung einer Pellet-Anlage vorgesehen.
Die in Planung befindlichen Baumaßnahmen umfassen den Angaben des Staatssekretärs zufolge den Neubau von Funktions- und Unterkunftsgebäuden, Ausbildungsanlagen, den Neubau eines Betreuungs- und Wirtschaftsgebäudes sowie eines Lehrsaalgebäudes. Zudem müssen die Medienversorgung der Südpfalz-Kaserne und weiterer Liegenschaften am Standort Germersheim erneuert werden.
Die Antwort auf die Schriftliche Frage des CDU-Abgeordneten Gebhart schließt mit dem Hinweis: „Mittelfristig ist die Sanierung der Schießanlage am Standort sowie der zugehörige Neubau eines Betriebs- und Aufenthaltsgebäudes geplant.“
Die heutige Südpfalz-Kaserne in Germersheim hieß bis zum Jahr 2015 „General-Hans-Graf-Sponeck-Kaserne“. Dieser Name war der neuerbauten Kaserne am 1. März 1966 durch den damaligen Kommandierenden General des Luftwaffengruppenkommandos Süd, Generalleutnant Johannes Trautloft, verliehen worden. Die Umbenennung in „Südpfalz-Kaserne“ erfolgte am 22. Juni 2015.
Der Umbenennung vorausgegangenen waren jahrelange Diskussionen. Bereits 2004 war die Bundeswehr zu dem Ergebnis gekommen, dass Wehrmachtsgeneral von Sponeck nicht mehr konform gehen könne mit dem Traditionserlass von 1982, der die deutschen Streitkräfte an Werte wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Völkerrecht bindet. Den letzten Anstoß zur Namensänderung hatten damals die Veröffentlichungen des US-Historikers Erik Grimmer-Solem gegeben, der von Sponeck vorwarf, Kriegsverbrechen im Rahmen der am 6. Juni 1941 erlassenen „Richtlinien für die Behandlung politischer Kommissare“ (sogenannter „Kommissarbefehl“ in direkter Verantwortung Hitlers) begangen zu haben.
Als „Ergebnis einer Meinungsbildung innerhalb der Liegenschaft“ stellte später dann das Luftwaffenausbildungsbataillon in Germersheim an das Kommando Luftwaffe einen Antrag auf Umbenennung. Die Bundesregierung schrieb damals im Juli 2014 in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linken: „Hans Graf von Sponeck (1888–1944) war Generalleutnant der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg und am Russlandfeldzug beteiligt. Wegen eines von ihm eigenmächtig veranlassten Rückzugs seiner Soldaten von einer umkämpften Region auf der Krim kam Sponeck vor ein Kriegsgericht und wurde zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde später in Festungshaft umgewandelt. Nach dem Stauffenberg-Attentat auf Hitler 1944 wurde Sponeck auf Befehl Himmlers ermordet. Anlass für die Umbenennung sind neuere Forschungen, wonach Sponeck während des Russlandfeldzugs an Kriegsverbrechen beteiligt war.“
In einer Schrift der Stadt Germersheim zur Namensgebung der örtlichen Kaserne lesen wir außerdem: „Bei Betrachtung der historischen Gesamtpersönlichkeit [Sponecks] kann nicht nur diese Einzeltat [Krim-Rückzug] bewertet werden, sondern muss das gesamte militärische Handeln als Maßstab der Bewertung der Traditionswürdigkeit für die Bundeswehr in heutiger Zeit dienen. Von Sponeck muss daher auch als ein militärischer Führer gesehen werden, der nicht nur die ehrenhafte Rettung seiner Soldaten, sondern auch Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Rahmen des Feldzuges gegen die Sowjetunion persönlich zu verantworten hatte. […] Daher kann General Hans Emil Otto Graf von Sponeck, so anerkennenswert seine Leistung und Haltung im Einzelnen auch jetzt noch zu bewerten sind, unter Berücksichtigung seiner Gesamtpersönlichkeit und seines Gesamtverhaltens als verantwortlicher General (militärischer Führer) im Zweiten Weltkrieg nicht mehr traditionsstiftend für die Bundeswehr sein.“
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Zu unserem Bildmaterial: Luftbild von der rund 42 Hektar umfassenden Bundeswehr-Liegenschaft „Südpfalz-Kaserne“ in Germersheim.
(Foto: Kevin Schrief/Bundeswehr)
Kleines Beitragsbild: Eingangsbereich der Südpfalz-Kaserne.
(Foto: nr)