Wilhelmshaven/Warnemünde. Das neue Jahr ist erst knapp drei Wochen alt und schon heißt es bei der Deutschen Marine „Leinen los“ und „Willkommen zurück in der Heimat“. Am 15. Januar um 10 Uhr verließ der Einsatzgruppenversorger „Bonn“ seinen Heimatstützpunkt Wilhelmshaven zu einem weiteren NATO-Einsatz. In wenigen Tagen, am 30. Januar, wird die Korvette „Oldenburg“ in Warnemünde vom mandatierten Auslandseinsatz UNIFIL zurückerwartet.
Der Einsatzgruppenversorger „Bonn“ ist jetzt als Teil der NATO Very High Readiness Joint Task Force (Maritime)/VJTF (M), der maritimen Komponente der sogenannten „Speerspitze der schnellen Eingreiftruppe des Bündnisses“, an der Nordflanke in Nord-, Ostsee und Nordatlantik im Einsatz.
Fregattenkapitän Eike Deußen, Kommandant der „Bonn“, sagte vor dem Auslaufen in Wilhelmshaven: „Wir freuen uns sehr darauf, nach langer Zeit wieder fest in einen internationalen Verband integriert zu werden und unserer eigentlichen Hauptaufgabe, der Versorgung einer Einsatzgruppe, nachgehen zu können.“ Für viele Besatzungsangehörige wird es das erste Mal sein, über einen längeren Zeitraum in einem festen Verband zu fahren. Dazu Deußen: „Durch die abwechslungsreichen Manöver und Übungen wird diese Zeit uns auf jeden Fall – im Hinblick auf die Ausbildung – ,weiterbringen‘. Wir sind sehr gespannt darauf, was uns in der nächsten Zeit erwartet“, so der Kommandant.
Das Versorgungsschiff mit den 175 Männern und Frauen an Bord wird im April dieses Jahres in seinen Heimatstützpunkt zurückkehren.
Die Deutsche Marine besitzt drei Einsatzgruppenversorger, Typschiff ist der Versorger „Berlin“ (A1411). Die „Berlin“ wurde am 30. April 1999 getauft und am 11. April 2001 in Dienst gestellt. Das zweite Schiff, die „Frankfurt am Main“ (A1412), wurde am 5. Januar 2001 getauft und am 27. Mai 2002 in Dienst gestellt. Die Beschaffung des dritten Schiffes, der „Bonn“ (A1413), war am 17. Dezember 2008 bewilligt worden; das Schiff wurde am 17. April 2012 getauft und am 13. September 2013 in Dienst gestellt.
Mit rund 20.000 Tonnen Verdrängung sind die „Berlin“, „Frankfurt am Main“ und „Bonn“ die größten Schiffe unserer Marine. Die drei „Riesen“ versorgen Einsatzverbände in See mit allen notwendigen Ressourcen: Kraftstoff, Verpflegung, Material und Munition. Als Multifunktionsschiffe stellen die Einsatzgruppenversorger, kurz EGV, außerdem medizinische Spezialkapazität bereit und verfügen für Führungsaufgaben über satellitenbasierte Kommunikationstechnik.
Im Hangar vor dem Flugdeck haben zwei Transporthubschrauber vom Typ Sea King oder Sea Lion Platz. Mit solchen Fähigkeiten machen die deutschen EGV ihre Marineverbände von Häfen unabhängig. Deren Stehzeit in See wird so – je nach Größe – mehr als verdoppelt und das weltweit.
Vor gut 170 Tagen legte die Besatzung der Korvette „Oldenburg“ (F263) unter dem Kommando von Korvettenkapitän Markus Schwefer während der „Hanse Sail 2023“ in Warnemünde ab, um sowohl am mandatierten Auslandseinsatz UNIFIL (United Nations Interim Force in Lebanon) vor der libanesischen Küste als auch als NATO-Flaggschiff an der Unterstützungsmission des Bündnisses in der Ägäis teilzunehmen (wir berichteten).
Am Dienstag nächster Woche (30. Januar) wird die „Oldenburg“ – laut Zeitplan um 9:30 Uhr – wieder in ihren Heimatstützpunkt bei Rostock einlaufen.
Kommandant Schwefer zieht schon jetzt eine positive Bilanz: „Wir blicken auf eine lange, intensive und abwechslungsreiche Zeit in verschiedenen Einsatzgebieten im Mittelmeer mit ihren jeweilig unterschiedlichen Herausforderungen zurück: Insbesondere der Konflikt zwischen der Hamas und Israel stellte uns ab Oktober eine fordernde Aufgabe vor der Küste des Libanon. Aber auch die Durchführung eines Flugkörperschießens vor Kreta zur Inübunghaltung und Erhöhung der Einsatzbereitschaft bleibt in Erinnerung. Trotz unterschiedlicher Aufgaben und Herausforderungen konnte ich mich jederzeit auf meine Besatzung mit ihrem hohen Ausbildungsstand und ihrem ausgeprägten Kampfgeist verlassen. Ich bin stolz, dass ich diese Besatzung im Einsatz führen durfte.“
Für die Besatzung der „Oldenburg“ steht nun eine längere Urlaubsphase an. Die Korvette selbst wird ab April in ein Instandhaltungsvorhaben gehen.
Der Kommandeur des 1. Korvettengeschwaders, Fregattenkapitän Marc T. Tippner, freut sich, dass die „Oldenburg“ und ihre Besatzung nächste Woche wohlbehalten zurückkehren wird. Er erklärte: „Die Entwicklungen im Nahen Osten zeigen, dass unsere fordernde und hochwertige Einsatzausbildung richtig und wichtig ist, damit unsere Einheiten auch im Falle einer Eskalation durchsetzungsfähig den Auftrag erfüllen können. Ich bin stolz auf die Besatzung ,Oldenburg‘, die flexibel auf die unterschiedlichen Herausforderungen reagiert und dabei einen langen Atem bewiesen hat. Zudem danke ich den Angehörigen für ihre Unterstützung während der langen Abwesenheit.“
Am 20. Oktober vergangenen Jahres lief die Fregatte „Baden-Württemberg“ als erstes Schiff der Klasse 125 aus Wilhelmshaven zu einem mandatierten Auslandseinsatz aus (siehe hier). Unter dem Kommando von Fregattenkapitän Tilmann von der Lühe begab sich die Besatzung – genauer gesagt die Besatzung „Delta“ – zunächst auf den Transit nach Limassol auf Zypern. Von dort aus unterstützte das Schiff schließlich bis jetzt vor der libanesischen Küste bei der Seeraumüberwachung und bei der Ausbildung der libanesischen Marine im Rahmen von UNIFIL.
Jetzt fand erstmals bei dieser Fregattenklasse der Deutschen Marine im Rahmen des sogenannten Mehrbesatzungskonzepts ein kompletter Personalaustausch statt. Die Besatzung „Delta“ ging von Bord und trat mit dem Flugzeug die Heimreise nach Deutschland an. Die „Bravo“-Besatzung unter Fregattenkapitän Dirk Matheis, der Fregattenkapitän von der Lühe ablöste, übernahm.
Der mehrere Tage dauernde Übergabeprozess und der offizielle Übergabeappell auf dem Flugdeck der „Baden-Württemberg“ fanden im türkischen Hafen von Mersin statt. Flottillenadmiral Dirk Gärtner, Kommandeur der Maritime Task Force (MTF) bei UNIFIL, verlieh dabei der alten Besatzung die Einsatzmedaille der Bundeswehr für die UNIFIL-Mission.
Wie Frank Behling, Redakteur der Kieler Nachrichten (KN), am heutigen Mittwoch 31. Januar berichtete, hat der Einsatzgruppenversorger „Bonn“ bei seinem NATO-Einsatz auf der Ostsee einen Antriebsschaden erlitten. Am Montag (29. Januar) machte das Schiff deswegen laut KN außerplanmäßig in Kiel fest.
Wie einen Tag später (am 1. Februar) ein Sprecher des Einsatzführungskommandos auf Nachfrage gegenüber dem bundeswehr-journal erklärte, befindet sich die „Bonn“ derzeit im Marinearsenal Warnowwerft in Rostock. „Dort wird eine kurzfristig notwendige Instandsetzung durchgeführt“, so der Sprecher.
Aus „operativen Gründen“ könnten keine Details über Art und Umfang der Arbeiten genannt werden, erklärte der Vertreter des Kommandos weiter. Der Einsatzgruppenversorger verbleibe im NATO-Einsatz und werde diesen nach Abschluss der Arbeiten auch weiter fortführen.
Da klingt Erleichterung und auch Stolz mit: Am gestrigen Freitag (16. Februar) um kurz vor 10 Uhr gab das Koblenzer Beschaffungsamt auf X/vormals Twitter bekannt: „Letzte Woche eingedockt, sogar früher als geplant wieder aus der Rostocker Warnowwerft ausgedockt – das größte Schiff der Deutschen Marine, der Einsatzgruppenversorger „Bonn“, ist bereits wieder auf dem Weg, um seinen NATO-Verpflichtungen nachzukommen.“ Mehr Glück diesmal!
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Zu unserem Bildmaterial:
1. Einsatzgruppenversorger „Bonn“ am 10. September 2019 auf hoher See.
(Foto: Kim Brakensiek/Bundeswehr)
2. Rückkehr der Korvette „Oldenburg“ nach einer Auslandsmission.
(Foto: Deutsche Marine)
3. Kompletter Personaltausch bei der Fregatte „Baden-Württemberg“: Auf dem Flugdeck des deutschen Kriegsschiffes sind beide Besatzungen zum Übergabeappell angetreten. Der Kommandeur der Maritime Task Force, Flottillenadmiral Dirk Gärtner, übergibt die Verantwortung an den neuen kommandierenden Offizier der „Bravo“-Besatzung, Fregattenkapitän Dirk Matheis.
(Foto: Christian Gruber/Bundeswehr)
4. Die „Baden-Württemberg“ während des Besatzungswechsels im Hafen von Mersin in der Türkei.
(Foto: Christian Gruber/Bundeswehr)
Kleines Beitragsbild: Korvette „Oldenburg“ am 25. Mai 2023 bei einem Manöver in der Ostsee.
(Foto: Deutsche Marine)