menu +

Nachrichten



Kiel/Wilhelmshaven. Ob Nordatlantische Allianz oder Europäische Union – regelmäßig entsendet die Deutsche Marine im Rahmen von Bündnisverpflichtungen oder mandatierten Einsätzen Schiffe und Boote hinaus auf die Meere. Auch in den vergangenen Tagen und Wochen kehrten wieder deutsche Marinesoldaten von NATO- und EU-Missionen in ihre Heimatbasen zurück – zumeist begrüßt mit Militärmusik und immer freudig erwartet von Familienangehörigen und Freunden. Wir haben die Rückkehrer der Monate Juni und Juli beobachtet …

Am 15. Juni kehrte gegen 12 Uhr das Minentauchereinsatzboot M1061 „Rottweil“ nach sechs Monaten Einsatz in Nord- und Ostsee wieder in den Heimathafen Kiel zurück. Das zum 3. Minensuchgeschwader gehörende Boot stellte seit Januar den deutschen Beitrag in der Standing NATO Mine Countermeasures Group 1 (SNMCMG 1), einem der zwei ständigen Minenabwehrverbände der NATO. Boot und Besatzung waren gleichzeitig Bestandteil der Very High Readiness Joint Task Force/Maritime (VJTF/M) für den Bereich Nord- und Ostsee (siehe auch hier).

Die ständigen vier multinationalen maritimen Einsatzverbände der NATO – SNMG 1, SNMG 2, SNMCMG 1 und SNMCMG 2 – gibt es bereits seit Jahrzehnten. Zwei der Verbände, SNMG 1 und 2, haben die Fähigkeit, großflächig Seewege zu schützen. Die zwei anderen, SNMCMG 1 und 2, sind auf die Abwehr von Seeminen spezialisiert.

Rund 200 Tauchereinsätze und neun sichere Sprengungen

Unter dem Kommando von Korvettenkapitän Oliver Kießling besuchte die Besatzung der „Rottweil“ gemeinsam mit dem übrigen NATO-Verband Oslo, London, Reykjavik auf Island und schließlich Tallin, die Hauptstadt Estlands. Die militärische Erfolgsbilanz der „Rottweil“ während des NATO-Einsatzes ist beeindruckend – bei mehr als 200 Tauchereinsätzen wurden 270 identifizierte Kontakte registriert und neun Sprengungen durchgeführt. Gesprengt wurden sieben Ankertauminen, ein Torpedo und eine Fliegerbombe.

Bis Ende Juni verblieb die „Rottweil“ in Kiel in Einsatzbereitschaft. Es folgte der wohlverdiente Sommerurlaub für die Besatzungsmitglieder. Nach der Rückkehr in den Stützpunkt erwartet die Crew von Kommandant Kießling eine Einsatznachbereitung, ehe die „Rottweil“ in ihre ursprüngliche Rolle als Taucherschulboot zurückkehren wird.

Europäische Marinemission im Mittelmeer und Sudan-Evakuierung

Am 6. Juli um 10 Uhr kehrt der Einsatzgruppenversorger (EGV) A1413 „Bonn“ unter dem Kommando von Fregattenkapitän Eike Deußen nach 85 Tagen auf See in seinen Heimatstützpunkt Wilhelmshaven zurück. Die „Bonn“ hatte teilgenommen an der EU-geführten Operation EU NAVFOR Med – Operation „Irini“ (siehe auch hier).

Während des Einsatzes legte der EGV insgesamt 17.645,7 Seemeilen zurück, das entspricht in etwa 32.679,84 Kilometern. Zum Zeitpunkt der Einlaufzeremonie befanden sich 202 Personen an Bord der „Bonn“, die bereits im Jahr 2021 im „Irini“-Einsatz gewesen war.

Eine besondere Herausforderung der aktuellen Mission war die Vorbereitung einer Evakuierungsoperation im Sudan, bei der 75 Personen und Tonnen von Material an Bord genommen wurden.

Dazu schrieb später am 28. April der Befehlshaber der Flotte und Unterstützungskräfte, Vizeadmiral Frank Lenski, in einem Tagesbefehl unter anderem: „Am 14. April sind im Sudan blutige Unruhen ausgebrochen. Der lang schwelende Konflikt innerhalb des Sicherheitsapparates lässt das flächenmäßig drittgrößte Land Afrikas zunehmend im Chaos versinken. Schnell wurde klar: Im Land befindliche deutsche […] Staatsbürger sowie gegebenenfalls weitere Schutzbefohlene müssen aus dem Land mit militärischen Mitteln evakuiert werden. Ziel der deutschen Operation, wie auch der internationalen, war, möglichst viele zu Evakuierende aus dem Sudan in Sicherheit zu bringen. Diese Evakuierung haben wir am 26. April vorerst abgeschlossen. Die Bundeswehr hat bislang mehr als 700 Menschen per Luftbrücke aus dem Land in Sicherheit bringen können.

[…] Die Marine hatte bereits ab dem 17. April unverzüglich Marschbereitschaft hergestellt. Im gleichen Atemzug stellten wir Stabselemente auf, schickten Verbindungspersonal in das Einsatzführungskommando. Parallel dazu passte die Marine Seefahrtsvorhaben ad hoc an: So konnte der Einsatzgruppenversorger ,Bonn‘ als Basis einer möglichen seegestützten Evakuierung fungieren. Höchst professionell und schnell haben wir die Kräfte der Marine vom Seebataillon über den CTG-Stab [CTG = Commander Task Group] bis hin zu medizinischem Personal auf [dem Einsatzgruppenversorger] eingeschifft und in Richtung Einsatzgebiet verlegt.

Entscheidend für das sehr kurzfristige Erreichen einer Einsatzbereitschaft für die Handlungsoption ,seegestützte militärische Evakuierung‘ waren in diesen Stunden die Macher: Sie handelten alle pragmatisch. Von der Crisis Response Working Group im Marinekommando über unsere Frauen und Männer an Bord, den vielen hilfreichen Händen im Hintergrund bis zu unseren Verbindungoffizieren im Ausland – sie alle haben ihren entscheidenden Beitrag geleistet, jeder und jede an seinem und ihrem Platz. […]“

Nach der Rückkehr der „Bonn“ nach Wilhelmshaven sagte Kommandant Deußen: „Das Wichtigste ist mir, dass ich alle Besatzungsmitglieder wieder gesund mit nach Hause nehmen konnte. Die Besatzung hat gezeigt, was sie alles erreichen und ermöglichen kann und dass auf sie immer Verlass ist. Ich bin äußerst stolz auf ihre Leistungen.“

Flaggschiff bei multinationalen Übungen in der Nordsee und Arktis

Kommen wir abschließend zur Fregatte F218 „Mecklenburg-Vorpommern“. Das Schiff hatte Wilhelmshaven am 4. Januar verlassen (wir berichteten), um – wie bereits 2022 – wieder Teil des Verbandes NATO Very High Readiness Joint Task Force (VJTF/M) zu werden. Einsatzgebiet dieser Standing NATO Maritime Group 1 (SNMG 1) ist in der Regel die sogenannte Nordflanke des Bündnisses in der Ost- und Nordsee sowie im Nordatlantik.

Am morgigen Sonntag (16. Juli), voraussichtlich um 10 Uhr, wird die Fregatte in ihren Heimathafen zurückkehren. In dem sechsmonatigen Einsatzzeitraum war die „Mecklenburg-Vorpommern“ in multinationalen Übungen in der Nordsee und Arktis – zusammen mit dem Verband des amerikanischen Flugzeugträgers USS „Gerald Ford“ – unterwegs gewesen. Zusätzlich hatte die F218 als Flaggschiff und Führungsplattform für den Verbandsführer, Flottillenadmiral Thorsten Marx, und dessen rund 20 Personen starken Stab der Task Group 441.01 der VJTF/M gedient.

Die „Mecklenburg-Vorpommern“ hatte im Januar nach ihrem Auslaufen zunächst die niederländische Hafenstadt Den Helder angesteuert und anschließend Kurs auf den Polarkreis angelegt. Auf dem Transit hatte die Fregatte auch ihre Position als Verbandsflaggschiff der VJTF/M eingenommen.

Der gesamte Einsatz der Fregatte war geprägt von der langen, fordernden Zusammenarbeit mit den Einheiten der verschiedenen NATO-Nationen. Während des 180 Tage andauernden Einsatzzeitraumes legte das Schiff der „Brandenburg“-Klasse unter Fregattenkapitän Hendrik Wißler mehr als 33.000 Seemeilen zurück (in etwa 61.116 Kilometern oder rund 1,5 Erdumrundungen).

Zum Zeitpunkt des Einlaufens der „Mecklenburg-Vorpommern“ gehören 220 Männer und Frauen zur Schiffsbesatzung. Hinzu kommen zwei Bordhubschrauber-Komponenten Sea Lynx Mk.88A samt Personal sowie eine Zahnarztgruppe.

Der Einsatz unter der blauen Flagge der NATO soll in der zweiten Jahreshälfte fortgeführt werden. Dazu wird der 20 Mann starke Stab des Verbandsführers der Task Group 441.01 nach Einlaufen der „Mecklenburg-Vorpommern“ in Wilhelmshaven unmittelbar danach den Dienst auf der Fregatte F221 „Hessen“ aufnehmen.


Zu unserer Bildsequenz:
1. Von Januar bis Juni 2023 stellte das Minentauchereinsatzboot M1061 „Rottweil“ den deutschen Beitrag in der Standing NATO Mine Countermeasures Group 1 (SNMCMG 1). Boot und Besatzung waren damit gleichzeitig Bestandteil der VJTF/M des Bündnisses für den Bereich Nord- und Ostsee. Das Bild vom Juli 2012 zeigt die „Rottweil“ in See.
(Foto: Ann-Kathrin Fischer/Bundeswehr)

2. Der Einsatzgruppenversorger A1413 „Bonn“ legte während seiner Teilnahme an der europäischen Marinemission „Irini“ im Mittelmeer 17.645,7 Seemeilen zurück (entspricht 32.679,8 Kilometer). Insgesamt war das Schiff 85 Tage auf See. Die Aufnahme zeigt die „Bonn“ bei einem früheren Einsatz.
(Foto: Daniel Angres/Bundeswehr)

3. Die Fregatte F218 „Mecklenburg-Vorpommern“ war sechs Monate lang als Teil der Very High Readiness Taskforce (VJTF/M) der NATO im Einsatz. Unter anderem war das Schiff dabei in multinationalen Übungen in der Nordsee und Arktis – zusammen mit dem Trägerverband des amerikanischen Flugzeugträgers USS „Gerald Ford“ – unterwegs. Zusätzlich diente die „Mecklenburg-Vorpommern“ als Flaggschiff und Führungsplattform für den Verband Task Group 441.01 der VJTF (M). Das Bild zeigt die Fregatte dabei in der Ostsee.
(Foto: Tom Kistenmacher/Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: Die Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ am 21. Februar 2023 in den norwegischen Fjorden während der Übung „Joint Warrior“ der SNMG 1.
(Foto: Tom Kistenmacher/Bundeswehr)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN