Berlin. Oberst André Wüstner, Bundesvorsitzender des Deutschen Bundeswehr-Verbandes (DBwV), mahnt mehr Tempo bei der Ersatzbeschaffung von Waffen und Munition an, die die Bundeswehr seit Kriegsbeginn an die Ukraine abgegeben hat. „Wir sprechen von rund 20 Milliarden für Munition, wir sprechen jetzt schon von 18 Kampfpanzern Leopard, wir sprechen von Haubitzen, die wir im letzten Jahr abgegeben haben und noch keine einzige neue unter Vertrag haben“, sagte Wüstner am heutigen Montag (27. Februar) im Interview mit dem Ereignis- und Dokumentationskanal phoenix.
Die ersten Monate der „Zeitenwende“ seien eine „Zeitenwende in Zeitlupe“ gewesen, beklagte Wüstner in der Sendung. Es sei versäumt worden, frühzeitig Gespräche mit der Rüstungsindustrie über den Aufbau neuer Produktionskapazitäten, über Rahmenverträge und Abnahmeverpflichtungen zu führen.
„Wir sehen ja, Putin lässt nicht nach, er verfolgt weiter seine Kriegsziele, und deswegen müssen wir schneller werden im Rüsten, im Füllen von Lücken und weiter im Produzieren, auch mit Blick auf die weitere Unterstützung der Ukraine“, so der Verbandsvorsitzende.
Wüstner unterstützt nach eigener Aussage die Forderung von Verteidigungsminister Boris Pistorius, den Verteidigungsetat im nächsten Jahr um mindestens zehn Milliarden Euro aufzustocken. Er erklärte dazu: „Wenn das nicht funktioniert, wird es keine Wende im Bereich Personal, Material, Infrastruktur geben, und damit verschlafen wir dann die Zeitenwende.“
Auch beim Sondervermögen für die Bundeswehr sieht der Heeresoffizier weiteren Bedarf. Alle Experten und kundige Haushaltpolitiker seien sich einig, dass die finanziellen Mittel zur Ertüchtigung der Bundeswehr perspektivisch rund 280 Milliarden Euro betragen müssten, argumentierte Wüstner im phoenix-Interview.
Unser Bild vom Juni 2015 zeigt André Wüstner (zum Zeitpunkt der Aufnahme noch mit Dienstgrad „Oberstleutnant“). Der Offizier des Heeres ist seit der 19. Hauptversammlung des Deutschen Bundeswehr-Verbandes im November 2013 Vorsitzender des Bundesvorstandes der Interessenvertretung. Die Delegierten bestätigten Wüstner im November 2017 bei der 20. Hauptversammlung und im Dezember 2021 bei der 21. Hauptversammlung im Amt des Bundesvorsitzenden.
(Foto: DBwV)