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Bonn/Koblenz/München. Am Dienstag dieser Woche (22. Juni) wurde das letzte Allradfahrzeug des Typs GTK Boxer (GTK = Gepanzertes Transport-Kraftfahrzeug) an das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) übergeben. Auftraggeber im Namen der Koblenzer Behörde ist die internationale Beschaffungsagentur OCCAR (Organisation Conjointe de Coopération en matière d’Armement/Gemeinsame Organisation für Rüstungskooperation). Auftragnehmer ist die ARTEC GmbH mit Sitz in München, ein 1999 gegründetes Joint Venture der Rüstungskonzerne Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall. ARTEC koordiniert die Serienfertigung und dient als Anlaufstelle für alle Exportfragen im Hinblick auf den Boxer.

Der im Dezember 2015 geschlossene Vertrag zwischen OCCAR und ATREC zur Fertigung der 131 Fahrzeuge des zweiten Loses hat ein Finanzvolumen von etwa 478 Millionen Euro (siehe auch hier). Im November 2017 war das erste Fahrzeug ausgeliefert worden. Mit dem Abschluss der Auslieferung wurde der ursprünglich vereinbarte Zeitrahmen eingehalten.

Insgesamt haben die beiden ARTEC-Mutterhäuser Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall 405 Boxer-Fahrzeuge an die Bundeswehr ausgeliefert. Darunter waren 72 Boxer in der Variante Ambulanz, 65 Führungsfahrzeuge und 256 Infanteriegruppenfahrzeuge. Hinzu kamen zehn Fahrschulfahrzeuge.

Erfahrungen aus dem Afghanistaneinsatz wurden berücksichtigt

In einer Pressemitteilung zur Übergabe des letzten Transportfahrzeugs schreibt das BAAINBw: „In die jetzt ausgelieferte Version des GTK Boxer A2 sind viele Erfahrungen und Modifikationen aus dem Afghanistaneinsatz geflossen. Einerseits hat die Modernisierung der Brandunterdrückungsanlage einen verbesserten Schutz des Gesamtsystems sowie der Fahrzeuginsassen zur Folge. Andererseits minimiert die geänderte Abgas- und Kühlluftführung die Gefährdung der in unmittelbarer Nähe des Fahrzeugs abgesessenen Kräfte und reduziert gleichzeitig die gegnerische Aufklärung durch Signaturreduzierung in Form von Hotspots am Fahrzeug oder Staubaufwirbelung in trockenem, wenig bewachsenem Gelände.“

Weiter weist die Beschaffungsbehörde darauf hin: „Zusätzlich wird der Boxer A2 um eine Satellitenkommunikationsanlage für die weltweite Funkanbindung und die Waffenstation um eine zweite Bedieneinheit erweitert, sodass eine flexiblere Aufgabenverteilung innerhalb der Fahrzeugbesatzung möglich ist. Des Weiteren wurde das Fahrzeug für den Einbau eines Fahrersichtsystems vorbereitet, um daran anknüpfend alle gesetzlichen Vorgaben zum Sichtfeld des Militärkraftfahrers zu erfüllen.“

Sämtliche Boxer-Fahrzeuge des ersten Loses werden auf Version A2 nachgerüstet

Die 2017 durch die Bundeswehr beauftragte Kampfwertsteigerung sieht vor, dass sämtliche Boxer-Fahrzeuge auch aus dem ersten Los auf den Konstruktionsstand A2 angepasst werden.

Zuletzt wurde im Februar 2021 die entsprechende Kampfwertsteigerung eines zweiten Loses der Boxer-Führungsfahrzeuge auf den Konstruktionsstand A2 unter Vertrag genommen, so dass ab 2024 die gesamte Flotte der insgesamt 65 deutschen Boxer Führungsfahrzeuge auf neuestem Stand zur Verfügung stehen wird (wir berichteten).

Eine hohe und verlässliche Verfügbarkeit des Fahrzeugs in der Truppe

Besonderes Lob erhalten die an der Fertigung des hochmobilen und geschützten Allradfahrzeugs beteiligten Unternehmen durch den Nutzer im „Bericht zur materiellen Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme der Bundeswehr (I/2021)“.

In dem am 31. Mai 2021 erschienenen Dokument des Verteidigungsministeriums heißt es zum Thema „Delta zwischen Gesamtbestand und verfügbaren Bestand“: „Der Grad der materiellen Einsatzbereitschaft eines Waffensystems wird im Verhältnis zum verfügbaren Bestand ermittelt. Zu ihm gehören alle Hauptwaffensysteme, die für Einsatz, einsatzgleiche Verpflichtungen, Übung und Ausbildung in der Truppe nutzbar sind. Für diese Systeme haben die Inspekteure der militärischen Organisationsbereiche die sogenannte ,Betriebs- und Versorgungsverantwortung‘. Entsprechend unseres Anspruchs sollten davon mindestens 70 Prozent einsatzbereit sein. Die verbleibenden Systeme in Bezug zum Gesamtbestand befinden sich vor allem in langfristigen Werksinstandsetzungen, Umrüstungen oder Konstruktionsstandanpassungen. Dieser Anteil nimmt in den vergangenen Berichtszeiträumen kontinuierlich zu und liegt derzeit bei rund einem Drittel des Gesamtbestandes. Die Vereinheitlichung der Flotte, umfangreiche Umrüstungen und zusätzliche technische Neuerungen, um Obsoleszenzen vorzubeugen, führen in der Summe zu einem in den nächsten Jahren deutlich reduzierten verfügbaren Bestand.“

Als ein positives Beispiele „mit einer hohen, verlässlichen Verfügbarkeit in der Truppe“ führt der Bericht den GTK Boxer an. Bei diesem Rüstungsprojekt hätten sich die zahlreich durchgeführten Maßnahmen – wie beispielsweise der Ausbau des Ersatzteilvorrats, der Aufbau eines Reparaturkreislaufs für hochwertige Komponenten oder die Qualifizierung des eigenen Instandhaltungspersonals – positiv ausgewirkt, so das Urteil. In einem früheren „Bericht des Bundesministeriums der Verteidigung zu Rüstungsangelegenheiten“ (April 2016) findet sich der Hinweis, wie dieser Idealzustand unter anderem zu erreichen sei. Dort heißt es: „Das vollständige Herstellen und Halten der Versorgungsreife ist die wesentliche Grundvoraussetzung für eine konstant hohe materielle Einsatzbereitschaft des GTK Boxer.“


Zu unserem Bild: Das System GTK Boxer ist ein Allround-Fahrzeug mit hohem Einsatzwert – ob auf der Straße oder im Gelände.
(Foto: Presse- und Informationszentrum BAAINBw)


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