Nordholz. Täglich starten vom Stützpunkt Nordholz bei Cuxhaven unterschiedliche Flugzeug- und Hubschraubermuster der Marine. Damit im Dienst – am Boden und in der Luft, an der Heimatbasis sowie auf den Schiffen bei Übungen und im Einsatz – weder Personal noch Material zu Schaden kommen, müssen alle Angehörigen der beiden in Nordholz stationierten Geschwader, des Marinefliegergeschwaders 3 und des Marinefliegergeschwaders 5, ihren Dienst mit größter Sorgfalt verrichten. Am heutigen Dienstag (17. November) hat der General Flugsicherheit in der Bundeswehr, Oberst Andreas Korb, die beiden Verbände für mehr als zehn Jahre Unfallfreiheit ausgezeichnet.
„Die Marineflieger fliegen seit Jahren unfallfrei und das muss gewürdigt werden. Es ist immer wieder ein besonderer Moment, wenn ich persönlich Preise übergeben kann“, so Korb in Nordholz.
Für das Marinefliegergeschwader 3 „Graf Zeppelin“ nahm der Kommodore, Kapitän zur See Oliver Ottmüller, einen Flugsicherheitspokal entgegen – dieses Mal für 15 Jahre unfallfreien Betrieb. Das Marinefliegergeschwader 5, vertreten durch den Kommandeur der Fliegenden Gruppe Fregattenkapitän Lars Zimmermann, erhielt eine Flugsicherheitsurkunde für 14 Jahre Flugbetrieb ohne Unfall.
Der Flugsicherheitspreis wird vom General Flugsicherheit nach feststehenden Kriterien verliehen, alle fliegenden Verbände der Bundeswehr können ihn erhalten. Urkunden können erstmalig nach drei unfallfreien Kalenderjahren vergeben werden, ein Flugsicherheitspokal wird im fünften unfallfreien Kalenderjahr überreicht. Nach Ablauf der erforderlichen Mindestzeit und wiederholter Erfüllung der Kriterien kann der General Flugsicherheit die Auszeichnung erneut erteilen.
Der Kommandeur des Marinefliegerkommandos, Kapitän zur See Thorsten Bobzin, freute sich bei der Übergabezeremonie: „Diese Auszeichnungen sind ein Beweis für die hervorragenden Leistungen der beiden Geschwader in der Flugsicherheitsarbeit. Zeigen sie doch, welch hohen Stellenwert der sichere Flugbetrieb im Bereich der Marineflieger neben der operativen Auftragserfüllung hat.“ Bobzin fügte hinzu: „Allen direkt und indirekt am Flugbetrieb beteiligten Frauen und Männern am Standort Nordholz gilt diese Anerkennung – verbunden mit meiner Aufforderung, die Bemühungen zur größtmöglichen Flugsicherheit fortzusetzen.“
Das Marinefliegergeschwader 3, das für den Grundbetrieb des Marinefliegerstützpunkts Nordholz zuständig ist, betreibt acht Seefernaufklärer P-3C Orion und zwei Sensorflugzeuge des Typs Do 228 LM.
Die Lockheed P-3C Orion ist das größte Kampfflugzeug der Bundeswehr. Sie ist ein Späher über dem Meer, sucht Uboote mit Sonarbojen und bekämpft diese mit Torpedos. Der Seefernaufklärer dient in heimischen Gewässern genauso wie in weit entfernten Einsatzgebieten, beispielsweise am Horn von Afrika. Die Deutsche Marine hatte die Maschinen im Jahr 2004 gebraucht von den Niederlanden übernommen (siehe auch hier). Am 16. Juni dieses Jahres nun teilte das Verteidigungsministerium mit, dass die aktuelle Modernisierung der P-3C Orion vorzeitig beendet und die Marineflugzeuge ab 2025 außer Dienst gestellt werden sollen. Die Suche nach einem Nachfolger, der allerdings lediglich eine Übergangslösung darstellen soll, läuft bereits.
Die Do 228 LM sind als „Öljäger“ bekannt. Sie fliegen täglich über der Nord- und Ostsee und halten Ausschau nach Umweltsündern. In Kooperation mit zivilen deutschen Behörden sorgen die Besatzungen und das Bodenpersonal der kleinen „Öljäger-Flotte“ dafür, dass deutsche Küstengewässer sauber bleiben. Die beiden Spezialflugzeuge sollen bis 2023 modernisiert werden (wir berichteten).
Das Marinefliegergeschwader 5 ist ausgestattet mit zwei Hubschraubermustern: zum einen mit dem Sea Lynx Mk.88A (22 Maschinen), zum anderen mit dem Sea King Mk.41 (21 Maschinen).
Die Uboot-Jagd-Hubschrauber Sea Lynx Mk.88A starten als integraler Bestandteil von den deutschen Fregatten aus. Die Maschinen fliegen dafür in der Regel im Tandem: Ein Hubschrauber trägt eine Sonaranlage, der andere die Torpedos. Beide Sea Lynx zusammen erhöhen somit die Kampfreichweite der Fregatte um ein Vielfaches. Wenn der Fregatte, auf der die Hubschrauber stationiert sind, beim Überwachen von Seegebieten verdächtige Schiffe auffallen, kommen die Sea Lynx ebenfalls zum Einsatz: Aus der Luft können sie auffällige Kontakte kontrollieren und wenn nötig dorthin Boarding-Teams bringen.
Der Nachfolger des in die Jahre gekommenen Mehrzweckhubschraubers Sea Lynx Mk.88A, der voraussichtlich ab 2025 außer Dienst gestellt wird, kommt von Airbus Helicopters und heißt NH90. Dies gab das Presse- und Informationszentrum der Marine am 31. Juli dieses Jahres in einem Onlinebeitrag bekannt. Der „Mehrrollenfähige Fregattenhubschrauber“ (MRFH) soll die Bezeichnung „Sea Tiger“ erhalten, beschafft werden sollen wohl 31 Maschinen (hierzu unser Bericht vom August vergangenen Jahres).
Der Mehrzweckhelikopter Sea King Mk.41 arbeitet unter anderem im Such- und Rettungsdienst (Search and Rescue, SAR) – an 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr. Die Maschinen können zudem auf den Einsatzgruppenversorgern unserer Marine eingeschifft werden, vor allem um von dort Material und Personen zu transportieren. Nicht zuletzt kooperieren die Hubschrauber mit den Spezialkräften und spezialisierten Kräften der Bundeswehr – vor allem, wenn es um deren Einsätze in Küstennähe oder über See geht.
Die mehr als 30 Jahre alten Sea King Mk.41 sollen durch das Hubschraubermuster NH90 NTH Sea Lion abgelöst werden (Bericht hier). Der Sea Lion wird der vielseitigste Helikopter der Marine sein: Er dient für Transport, Aufklärung und in der SAR-Rolle der Seenotrettung. Am 25. Juni dieses Jahres wurden die ersten drei Exemplare des neuen Helikopters in Nordholz offiziell in Dienst gestellt. Bis 2022 sollen alle beauftragten 18 NH90 Sea Lion auf dem Fliegerhorst eingetroffen sein.
Die zwei Ausbildungsstaffeln des Marinefliegergeschwaders 5 sind verantwortlich für die fliegerische und technische Ausbildung des Marinefliegerpersonals (für alle Hubschrauber und Flugzeuge der Marine).
Zum Bildmaterial unseres Beitrags:
1. Das größte Kampfflugzeug der Bundeswehr, die Lockheed P-3C Orion, dient der Aufklärung, Seeraumüberwachung und Uboot-Jagd.
(Foto: Bundeswehr)
2. „Open See Survival Training“ im März 2015 – Aufwinschen einer Person aus einer Rettungsinsel mit dem Bordhubschrauber Sea Lynx Mk.88A. Bei der Spezialausbildung „Überleben auf See für fliegendes Personal“ trainieren die Lehrgangsteilnehmer in der Nordsee das Verhalten nach einer Notwasserung.
(Foto: Andrea Bienert/Bundeswehr)
Kleines Beitragsbild: Tag der Bundeswehr am 11. Juni 2016 in Warnemünde: Flachwassersprünge aus einem Marinehubschrauber Sea King Mk.41.
(Foto: Björn Wilke/Bundeswehr)