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Stolberg/Nordholz. Das Stolberger Hochtechnologie-Unternehmen CAE GmbH, Tochtergesellschaft des kanadischen Konzerns CAE Inc. (CAE: Canadian Aviation Electronics), hat im niedersächsischen Nordholz mit dem Bau eines Ausbildungszentrums für die fliegenden Besatzungen des neuen Marinehubschraubers NH90 Sea Lion begonnen. Auftraggeber ist nach Auskunft von CAE die NATO Support and Procurement Agency, kurz NSPA. Am vergangenen Donnerstag (10. Dezember) erfolgte der erste Spatenstich für das Gebäude, das in der Nähe des Marinefliegerstützpunktes entsteht wird.

Das Zentrum wird nach seiner Fertigstellung Anfang 2022 und der daran anschließenden Hardware-Implementierung die fünf, teilweise miteinander vernetzten Sea-Lion-Simulatoren beherbergen und speziell auf die Trainingsbedürfnisse der Deutschen Marine zugeschnitten sein. CAE ist verantwortlich für den Bau und Betrieb des neuen Komplexes und die Simulatoren. Neben der Herstellung und Lieferung der Systeme ist das Unternehmen außerdem auch mit der späteren Wartung der Anlagen betraut.

Der Kommandeur der Marineflieger, Kapitän zur See Thorsten Bobzin, sagte beim Baubeginn in Nordholz, dass für ihn die zügige Umsetzung des Vorhabens im Vordergrund stehe. „Das neue Simulator-Gebäude trägt maßgeblich dazu bei, die dringend benötigten Ausbildungsgeräte zeitnah bereitzustellen.“ Die jetzt für das übernächste Jahr geplante Fertigstellung sei nur durch einen Bau außerhalb der Kaserne möglich. Das Projekt habe daher Vorbildcharakter für die fristgerechte Umsetzung zahlreicher weiterer Bauvorhaben der Marine.

Komplette Trainingslösung für den NH90 Sea Lion aus einer Hand

„Wir freuen uns, dass wir hier in Nordholz einen weiteren wichtigen Beitrag für die Einsatzbereitschaft der Deutschen Marine leisten können“, erklärte Niels Kröning am 10. Dezember. Der Auftrag untermauere die fast 60-jährige, enge Zusammenarbeit mit der Bundeswehr, so der Geschäftsführer der CAE GmbH weiter (über das Thema „Flugsimulatoren für die Bundeswehr“ haben wir letztmalig im Februar 2020 berichtet). Als Partner der Marine liefere sein Unternehmen die komplette Trainingslösung für den NH90 Sea Lion aus einer Hand. „Wir sind stolz, dass wir unsere langjährige Erfahrung aus zahlreichen internationalen NH90-Programmen demnächst auch hier in Nordholz einbringen können“, meinte Kröning.

CAE hatte erst im November 2019 einen Vertrag zur Lieferung der Simulator-Landschaft für die Besatzungsausbildung des NH90 Sea Lion mit der NSPA im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland geschlossen. Im Rahmen dieses Vertrages wird CAE eine Reihe von Sea-Lion-Trainingssimulatoren für die Marine entwickeln und herstellen:
ein Operational Flight Trainer (OFT) für das Training von Piloten und Co-Piloten, der die höchste Qualifikation für Flugsimulatoren erfüllt;
zwei Operational Tactic Trainer – jeweils einen für den taktischen Koordinator (TACCO) und einen für die Besatzung im hinteren Teil des Luftfahrzeugs – vernetzt mit dem OFT;
ein Cockpit Procedure Trainer für das gezielte Üben einzelner Verfahren.

Neben den NH90-Simulatoren unterstützt CAE die Ausbildung der Marineflieger durch die Bereitstellung von Trainingsmitteln für den SAR-Hubschrauber Sea King Mk.41, den Seefernaufklärer P-3C Orion und den Bordhubschrauber Sea Lynx Mk.88A, der in absehbarer Zeit durch den Sea Tiger– ebenfalls ein NH90-Derivat – ersetzt werden soll.


Kompakt                                  

Der kanadische Konzern CAE Inc. (früher Canadian Aviation Electronics Inc.) mit Hauptsitz in Montreal zählt zu den weltweit größten und führenden Anbietern von Profi-Flugsimulator-Technologien. Neben der Entwicklung und dem Bau von Flugsimulatoren und der Entwicklung der entsprechenden Software verfügt CAE Inc. über ein Netzwerk an Ausbildungs- und Schulungszentren in 20 Ländern auf fünf Kontinenten.

1961 wurde im rheinischen Stolberg die CAE Elektronik GmbH als deutsche Tochtergesellschaft der Kanadier gegründet. Am Anfang stand die Entwicklung, Wartung und der Betrieb von Flugsimulatoren für den Starfighter F-104, den damals die Deutsche Luftwaffe und andere NATO-Länder flogen. Heute bietet das Unternehmen als „Training Systems Integrator“ (TSI) das gesamte Spektrum von Aus- und Weiterbildung zu Luft, an Land und auf dem Wasser an. Hierzu gehören das Live-Training in der realen Umgebung, das virtuelle Training in Simulatoren und die konstruktive Simulation, bei der ganze Einsätze durch eine synthetische Trainingsumgebung unterstützt und geplant werden. Schwerpunkte bilden dabei die Aus- und Weiterbildung von zivilen und militärischen Flugzeugführern und Besatzungen, flugtechnischem Personal sowie für Kommandeure und deren Stäbe. Angeboten werden auch ganzheitliche Trainingskonzepte für den Krisen- und Katastrophenschutz.

Die Bundeswehr zählt seit Jahrzehnten zu den wichtigsten deutschen CAE-Kunden. Im Laufe der Zeit hat sich das Unternehmen daher an verschiedenen Militärstandorten in Deutschland sowie im europäischen Ausland angesiedelt. Dort bietet der Hochtechnologie-Experte, der seit dem 1. Juli 2020 unter dem Unternehmensnamen CAE GmbH (und nicht mehr CAE Elektronik) firmiert, Ausbildungs- und Trainingslösungen für Piloten und Flugpersonal unter anderem für die Systeme Tornado, Eurofighter, NH90 und AWACS.

Gemeinsam mit der Bundeswehr hat die CAE GmbH in den vergangenen Jahrzehnten den technologischen Fortschritt im Simulationsbereich vorangetrieben. Die Stolberger wollen nun mit Unterstützung des global agierenden Mutterkonzerns in Montreal in neue Bereiche vorstoßen – dazu gehört auch das Mehrzweckkampfflugzeug F-18, sollte dies eventuell als Tornado-Nachfolger in Deutschland zum Zuge kommen. Über die neuen Geschäftsperspektiven sprach das bundeswehr-journal vor etlichen Tagen mit den CAE-Führungskräften Marc-Olivier Sabourin (Vice President „Global Defence and Security“) und Niels Kröning (Europa-Chef „Defence“). Das Interview erscheint bei uns in Kürze.


Die Aufnahme zeigt den Spatenstich für das neue Ausbildungszentrum „NH90 Sea Lion“ in Nordholz. Beteiligt waren Vertreter des Marinekommandos, der ausführenden CAE GmbH und Gemeindebürgermeister Marcus Itjen (Fusionsgemeinde Wurster Nordseeküste, zu der auch die Ortschaft Nordholz gehört).
(Foto: Deutsche Marine)

Kleines Beitragsbild: Einer der Grundsteine des neuen Gebäudekomplexes.
(Foto: Deutsche Marine)


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