menu +

Nachrichten


Berlin/Bad Fallingbostel. Am 12. April sollte als Höhepunkt einer Bundeswehr-Großübung nahe der niedersächsischen Gemeinde Essel eine Überquerung der Aller stattfinden. Dabei sollten mehr als 200 Fahrzeuge den Nebenfluss der Weser passieren. Zahlreiche Schaulustige hatten sich den Termin bereits vorgemerkt. Letztendlich fiel das Manöver in der Allermarsch „ins Wasser“. Wie die Walsroder Zeitung (WZ) schrieb, sind bei den Übungsplanungen offenbar zunächst „Umweltschutzbelange“ übersehen worden. Die Gewässerüberquerung wurde später dann kurzfristig in ein anderes Gebiet verlegt. Die WZ sprach von einer „Posse, die ihresgleichen sucht“ – jetzt äußerte sich die Bundesregierung dazu.

Die Bundestagsabgeordnete Katja Keul (Bündnis 90/Die Grünen) wollte wissen, wie es dazu kommen konnte, dass bei dieser Großübung in Niedersachsen Umweltschutzbelange nicht rechtzeitig erkannt und eine Flussquerung in einem ausgewiesenen Vogelschutzgebiet erst im letzten Moment verhindert worden seien. Die Politikerin erkundigte sich auch nach ähnlichen Vorhaben und fragte: „Ist künftig mit einer Zunahme solcher Flussquerungen bei Übungen zu rechnen?“

Aus der Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs bei der Bundesministerin der Verteidigung Peter Tauber vom 8. Mai geht hervor, dass es sich bei der Übung um eine Zertifizierungsübung der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF)-Anteile des Panzerpionierbataillons 130 aus dem nordrhein-westfälischen Minden gehandelt hat. Die Übung wurde im Zeitraum 9. bis 13. April durchgeführt und umfasste rund 700 Soldaten sowie 230 Radfahrzeuge und 30 Kettenfahrzeuge.

Gewässerübergang irrtümlich in einem Schutzgebiet „Natura 2000“ geplant

In Taubers Antwort heißt es weiter: „Die Übungsanmeldung des Verbandes und die Übungsbestätigung wurden durch das Landeskommando Niedersachsen zeitgerecht an die Landkreise Nienburg und Heidekreis übersandt. Am 22. März 2018 hat der Landkreis Heidekreis darauf hingewiesen, dass aus naturschutzrechtlicher Sicht Bedenken gegen die Übung bestehen, da die eigentlich geplante Übergangsstelle Essel (Aller) innerhalb eines ,Natura 2000‘-Gebietes liegt.“

Unter „Natura 2000“ versteht man ein zusammenhängendes Netz von Schutzgebieten innerhalb der Europäischen Union, das seit 1992 nach den Maßgaben der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgebaut wird. Erreicht werden soll so der länderübergreifende Schutz gefährdeter wild lebender heimischer Pflanzen- und Tierarten und ihrer natürlichen Lebensräume. In das Schutzgebietsnetz „Natura 2000“ sind auch die Flächen einbezogen, die als entsprechend der Vogelschutzrichtlinie besonders gekennzeichnet sind.

Verlegung des Brückenschlags in ein unbedenkliches Gebiet an der Weser

Wie Tauber erläuterte, konnte nach dem Hinweis des Landkreises Heidekreis die notwendig gewordene Verträglichkeitsprüfung für den Aller-Bereich Essel nicht mehr zeitgerecht eingeleitet werden. Die Planer hätten deswegen auch die Gewässerübergangsstelle durch das Panzerpionierbataillon 130 in den Bereich Stendern-Eystrup an der Weser verlegt. Hier hätte es keine Einschränkungen gegeben.

Zur Frage Keuls, ob künftig mit einer Zunahme solcher Flussquerungen bei Übungen zu rechnen sei, teilte der Staatssekretär lediglich mit: „Eine Zunahme von Gewässerübergängen im Zusammenhang mit Übungen der Bundeswehr ist nicht absehbar.“


Unser „Brückenschlag“-Bild, entstanden am 2. Juni 2016 bei „Dragoon Ride II“, zeigt Militärfahrzeuge am Fluss Naab bei Luhe-Wildenau. Rund 70 Fahrzeuge der Bundeswehr und der U.S. Army verlegten damals im Landmarsch von Vilseck nach Tapa in Estland, um dort an der multinationalen Übung „Saber Strike“ teilzunehmen.
(Foto: Marko Greitschus/Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: Das Symbolfoto von der Übung „Saber Guardian 2017“, aufgenommen am 17. Juli 2017, zeigt eine nächtliche Flussüberquerung bei Ramnicu Valcea in Rumänien. Beteiligt am Brückenschlag waren Soldaten vom Panzerpionierbataillon 130 aus Minden mit dem Amphibischen Brücken- und Fährenfahrzeug M3 (Amphibie M3). Im Bildhintergrund ist eine Pontonbrücke der rumänischen Armee zu sehen.
(Foto: Marco Dorow/Bundeswehr)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN