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Linstow. Sie ist ein Fixstern im Jahreszeitenlauf der deutschen Marine: die im Jahr 1957 von Konteradmiral Rolf Johannesson ins Leben gerufene Historisch-Taktische Tagung der Flotte. Die HiTaTa, wie sie kurz und liebevoll in Marinekreisen genannt wird, fand jetzt zum 58. Mal statt. An der Informations- und Diskussionsveranstaltung in Linstow (Landkreis Rostock), die am 9. Januar begann und noch bis zum 11. Januar dauert, nehmen rund 600 Soldaten und Gäste teil. Mit Frank-Walter Steinmeier besuchte am heutigen Mittwoch (10. Januar) erstmals ein deutsches Staatsoberhaupt diese traditionelle Marinetagung.

Bundespräsident Steinmeier, dessen offizieller Antrittsbesuch bei der deutschen Marine noch ansteht, bedankte sich in seinem Grußwort bei allen Angehörigen der Teilstreitkraft für ihren Einsatz in der Landes- und Bündnisverteidigung und für ihre Teilnahme an weltweiten Missionen. Hierbei orientiere man sich am Prinzip „Leuchten, nicht blenden!“, so Steinmeier in Linstow. An diesem Prinzip von Professionalität, Leistung und Understatement könne auch das Selbstverständnis der Marine abgelesen werden.

Über dieses Selbstverständnis sagte er weiter: „Ich erkenne es in der Arbeit [der Marine] in den Einsatzgebieten im Mittelmeer und am Horn von Afrika, im Beitrag der Marine zur Landes- und Bündnisverteidigung und bei der Bewältigung der eigenen Modernisierungsaufgaben, hier in Deutschland.“ An einer anderen Stelle seiner Rede urteilte Steinmeier mit Blick auf die vielen Marinesoldaten im Saal: „Unser Land verlangt viel von Ihnen – und Sie leisten Bewundernswertes für unser Land.“ Deutschland brauche, so der Bundespräsident, eine leistungsfähige, selbstbewusste und denkende Bundeswehr. Mit ihrer Historisch-Taktischen Tagung leiste die Marine dazu einen beachtlichen Beitrag.

Wenn der Dienstgrad hinter die Kraft der Argumente zurücktritt

Das größte Gesprächsforum der Marine in Deutschland, das in diesem Jahr unter dem Generalthema „Menschen in Grenzsituationen – Handeln und Führen im Widerstreit von Moral und Maßgabe, Wahrnehmung und Wirklichkeit“ steht, beschrieb Steinmeier danach mit den Worten: „Hier werden historisch fundierte Vorträge gehalten, ganz abseits vom akademischen Rampenlicht. Hier wird nicht befohlen, sondern begründet und kenntnisreich diskutiert, der Dienstgrad tritt hinter die Kraft der Argumente zurück und junge Nachwuchsoffiziere debattieren offen und frei mit der Admiralität – auf Augenhöhe. Und vor allem dürfen alle im Saal aufstehen und sich in die Diskussionen einbringen, wenn sie auf einen interessanten Gedanken oder eine offene Frage stoßen.“

Damit unterstreiche die Historisch-Taktische Tagung nun bereits seit 1957 einen wichtigen Leitgedanken für die gesamte Bundeswehr, lobte Steinmeier. „Die Bundeswehr ist eine demokratische Armee von mündigen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern. Von freiheitlichen Citoyens im besten Sinne. Eine Armee, die neben aller notwendigen Disziplin das selbstständige Denken nicht verlernen will, es im Gegenteil zu einer Kerntugend erhebt.“

Die eigene Geschichte ausleuchten und auch den Weg nach vorne

Das Leitthema dieser 58. Historisch-Taktischen Tagung – die Fragen nach Menschen in Grenzsituationen und nach der kritischen Reflexion von militärischem Handeln und militärischer Führung – passe hervorragend zum Selbstverständnis der Teilstreitkraft, meinte Steinmeier am Schluss. Er erklärte dazu: „Denn gerade in der Realität von Übung und Einsatz können solche Grundsätze nie ganz so einfach gelebt werden, wie das bei Schulungen und in Sonntagsreden klingen mag. Dazu gehören auch wichtige Fragen nach der Traditionsbildung und nach der Bewertung des konkreten Dilemmas im Einzelfall, die sich jede Generation von Soldaten neu stellen muss.“

Gerade dieses Ringen um den eigenen Anspruch, dieses professionelle Nachdenken über den eigenen Beruf, mache das Format der zentralen Informations- und Diskussionsveranstaltung „HiTaTa“ so beeindruckend. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schrieb unserer Marine abschließend in Linstow ins Stammbuch: „Es zeigt mir, dass Sie hier in sicherem Fahrwasser unterwegs sind: Indem Sie die eigene Geschichte ausleuchten, und auch den Weg nach vorn, und dabei jedenfalls niemanden blenden.“


Unser Bild zeigt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 10. Januar 2018 bei der Historisch-Taktischen Tagung der deutschen Marine in Linstow.
(Videostandbild: Quelle NDR)


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