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Dresden. Seit dem Afghanistaneinsatz sind posttraumatische Belastungsstörungen auch in der Bundeswehr ein wichtiges Thema. Dennoch sind sich Soldaten nach Auslandseinsätzen oft nicht sicher, ob sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen sollten. Eine Smartphone-App will ihnen jetzt bei dieser Entscheidung helfen. Die neue Software „CoachPTBS – Wegweiser bei psychischen Einsatzfolgestörungen“ wurde von der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden gemeinsam mit der Universität der Bundeswehr München und dem Bundeswehrkrankenhaus Berlin entwickelt. Betroffene können mit „CoachPTBS“ den eigenen Gesundheitszustand überprüfen und weitere Hilfe über die Kategorien „Informieren“, „Symptome bearbeiten“, „Selbsteinschätzung“, „Stimmungslogbuch“ und „Unterstützung finden“ aufrufen.

Neben einem umfangreichen Angebot, das Wege in die medizinische Behandlung aufzeigt und Informationen über die Erkrankung bereithält, bietet „CoachPTBS“ (PTBS: Posttraumatische Belastungsstörung) auch die Möglichkeit zur Selbsteinschätzung.

Über eine Symptom-Auswahl lassen sich sogar direkt in der App erste Maßnahmen zur Behandlung ergreifen. Dazu Dr. Julia Schellong, Leitende Oberärztin der Traumaambulanz am Uniklinikum Dresden: „Leidet der Patient etwa an Schlafstörungen, Nachhallerinnerungen oder Ängsten, dann kann ihm unsere Applikation mit Entspannungsübungen erste Hilfen anbieten, um das persönliche Belastungslevel zu senken.“ Dieses Vorgehen ersetze zwar nicht die Behandlung durch einen Arzt oder Psychologen, doch es könne Betroffene aktiv bei der Bewältigung einer Traumatisierung unterstützen, erklärt Schellong. Sie hat gemeinsam mit ihrem Team die neue Software realisiert.

Weiterhin hohe Dunkelziffer an traumatisierten Einsatzrückkehrern

Als Vorbild diente den Dresdner Medizinern die App „PTSD Coach“, die bereits in den USA und in Australien erfolgreich eingesetzt wird (PTSD: Posttraumatic Stress Disorder). Basierend auf den Erfahrungen der internationalen Kollegen entwickelte die Crew der Psychotraumatologie am Uniklinikum Dresden seit April 2015 bis jetzt ein deutschsprachiges Äquivalent mit Anpassungen an den hiesigen Kulturraum und einigen Erweiterungen.

Prof. Kerstin Weidner, Direktorin der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik, verspricht sich von der neuen Software ähnliche Erfolge wie in den USA: „Wir gehen nach wie vor von einer hohen Dunkelziffer an PTBS-Betroffenen aus und hoffen, dass wir mit dem mobilen Angebot Einsatzrückkehrer dabei unterstützen, die Behandlung ihrer Traumatisierung aktiv anzugehen.“

Am 5. Juli wurde die „CoachPTBS“-App im Rahmen des Forums „Gemeinsam für die Menschen in unserer Bundeswehr“ im Verteidigungsministerium vorgestellt. Auch Ministerin Ursula von der Leyen ließ sich an diesem Tag über das Softwareangebot der Traumaspezialisten informieren. Das Produkt ist nach Angaben des Dresdner Universitätsklinikums ab sofort kostenfrei im App-Store des Unternehmens Apple sowie in Googles Playstore zum Download erhältlich.


Das Foto zeigt Dr. Julia Schellong. Die Leitende Oberärztin der Traumaambulanz am Uniklinikum Dresden hat zusammen mit ihrem Team die App „CoachPTBS“ entwickelt.
(Foto: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden)


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