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Rostock/Nordholz. Die deutsche Marine hat sich festgelegt: der Nachfolger des in die Jahre gekommenen Mehrzweckhubschraubers Sea Lynx Mk.88A, der voraussichtlich ab 2025 außer Dienst gestellt wird, kommt von Airbus Helicopters und heißt NH90. Wie das in Rostock beheimatete Presse- und Informationszentrum der Teilstreitkraft am Mittwoch (31. Juli) in einem Onlinebeitrag schrieb, soll der NH90 NATO Frigate Helicopter in der deutschen Version bald den Sea Lynx als Bordhubschrauber unserer Marine ablösen. Diese Entscheidung werde für „einen reibungslosen Übergang und Synergien im späteren Betrieb“ sorgen, hieß es im Pressetext weiter.

Das Verteidigungsministerium hat mit Unterstützung des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) die Auswahlentscheidung seit Ende 2018 vorbereitet. Eine entsprechende Vorlage billigte der Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr, Vizeadmiral Joachim Rühle, nun am 29. Juli. Damit ist jetzt der zu beschreitende Realisierungsweg für eine Direktbeschaffung festgeschrieben.

Der Nachfolger des Sea Lynx Mk.88A soll auf der Grundlage des Sea Lion, Nachfolger des Sea King Mk.41, entwickelt werden. Für beide künftige Hubschraubertypen unserer Marine gilt: der NH90 in der Missionsausrüstung „NATO-Fregattenhubschrauber“ (NFH = NATO Frigate Helicopter) ist der eigentliche Basishubschrauber.

Hoffnungen auf den Beschaffungsauftrag hatte sich auch der italienische Rüstungskonzern Leonardo (Sitz in Rom) mit seinem Militärhelikopter AgustaWestland AW159 Wildcat gemacht. Auch der amerikanische Hersteller Sikorsky Aircraft Corporation (Sitz in Stratford, US-Bundesstaat Connecticut), ein Unternehmen von Lockheed Martin, hatte sich mit seinem Marinehubschrauber MH-60R Seahawk gute Chancen ausgerechnet. Im Falle einer Ausschreibung …

Auslieferung an die deutsche Marine voraussichtlich ab dem Jahr 2025

Wie das Presse- und Informationszentrum weiter mitteilte, soll der neue Bordhubschrauber „voraussichtlich ab 2025“ an die deutsche Marine ausgeliefert werden. Seine spezielle Bundeswehr-Bezeichnung – als deutsche Version des NH90 NFH – lautet „Mehrrollenfähiger Fregattenhubschrauber“ (MRFH). Die französische NFH-Variante Caiman komme, so der Hinweis aus Rostock, dem geplanten deutschen System am nächsten. Die Seestreitkräfte Belgiens, Italiens, der Niederlande und Norwegens nutzen den NATO Frigate Helicopter von Airbus ebenfalls.

Der nächste Meilenstein im Beschaffungsprozess des Lynx-Nachfolgers für die deutsche Marine wird 2020 erreicht, wenn sich das Parlament mit der entsprechenden Vorlage befassen wird. Wie Kapitän zur See Thorsten Bobzin, Kommandeur des Marinefliegerkommandos in Nordholz, am 31. Juli auf Twitter bekanntgab, sollen wohl 31 „weitere NH90“ als Nachfolge des derzeitigen Bordhubschraubers Sea Lynx Mk.88A beschafft werden.

Der Lynx-Nachfolger soll übrigens „Sea Tiger“ heißen. Dies hatte der Inspekteur Marine, Vizeadmiral Andreas Krause, am 10. Januar dieses Jahres in seiner Rede während der 59. Historisch-Taktischen Tagung der Teilstreitkraft, bekannt auch unter dem Kürzel „HiTaTa“, verraten. Krause hatte in Dobbin-Linstow gesagt: „Auch im Bereich der fliegenden Waffensysteme der Marine sind wir auf dem richtigen Weg. Am 24. Oktober 2019 wird der erste Sea Lion, als Nachfolger unseres in die Jahre gekommenen Sea King, auf dem Marinefliegerstützpunkt Nordholz landen. Leider sind wir bei den Planungen zur Nachfolge des Sea Lynx – dem Sea Tiger – noch nicht ins Geld gekommen, aber ich bin zuversichtlich, dass uns dies mit dem Eckwertebeschluss im Frühjahr 2019 gelingen wird.“

Uboot-Bekämpfung und Überwasserkriegführung

Bordhubschrauber sind integraler Bestandteil des Systems „Fregatte“. Ausgestattet beispielsweise mit Sonar, Radar und Torpedos sind sie die wesentlichen Sensoren und Waffenträger im Seekrieg unter und über Wasser. Auch können sie flexibel maritime Operationen durch Transport und Rettungseinsätze unterstützen.

Der Bordhubschrauber Sea Lynx Mk.88A ist bei der deutschen Marine seit 1981 im Dienst. Er ist ein wichtiger Bestandteil der Fregatten, auf denen jeweils zwei Hubschrauber und 18 Mann fliegendes und technisches Personal den sogenannten „Hauptabschnitt 500“ bilden.

Der Sea Lynx ist ausgerüstet mit einem tiefenvariablen Sonar für aktive und passive Ortung sowie mit zwei Torpedos zur schwerpunktmäßigen Bekämpfung gegnerischer Uboote, der Hauptrolle des fliegenden Waffensystems. Zu den Nebenaufgaben zählen der Transport von Personal und Material sowie der SAR-Dienst innerhalb eines Schiffverbandes (SAR = Search and Rescue/Suchen und Retten).

Über die Qualitätsmerkmale des künftigen deutschen Bordhelikopters Sea Tiger gibt es auf Twitter bereits einige kleine Hinweise. So erfahren wir beispielsweise von Kapitän zur See Bobzin: Der Sea Tiger „wird im Vergleich zum Sea Lynx zweifache Reichweite, Flugdauer und Zuladung haben. Mit neuem Dipping-Sonar und Bojen kommt Option zu weiträumiger Ujagd. Mit Eigenschutz und abstandsfähigen Flugkörpern können [unsere] Marineflieger wieder gegen gegnerische Seeziele wirken.“


Zu unserer Bildfolge:
1. Der deutsche Marinehubschrauber NH90 NFH (NATO Frigate Helicopter) Sea Lion bei einem seiner ersten Flüge im Dezember 2016. Der künftige Bordhubschrauber Sea Tiger – Bezeichnung „Mehrrollenfähiger Fregattenhubschrauber“ (MRFH) – soll auf der Grundlage des Sea Lion entwickelt werden. Bereits jetzt nach der getroffenen Auswahlentscheidung ist klar, dass der Sea Tiger, dessen Basis ja der NH90 sein wird, nicht auf allen deutschen Fregatten eingesetzt werden kann. Nur die Fregatten der Klassen 124 und 125 sowie das künftige Mehrzweckkampfschiff 180 sind mit Landedecks und Hangars zur Einschiffung von bis zu zwei Hubschraubern der Größenordnung eines NH90 ausgelegt. Bei der F124 müssten jedoch die Hangar-Tore angepasst werden. Die Fregatten der Klasse 123 können sogar keine NH90-basierten Hubschrauber aufnehmen, da der Hangar zu klein ist.
(Foto: Christian D. Keller/Airbus Group)

2. Der Marinehubschrauber MH-60R von Sikorsky, dem Tochterunternehmen von Lockheed Martin, hätte im Falle einer Ausschreibung ein ernsthafter Konkurrent des NH90 NFH sein können.
(Foto: Lockheed Martin)

3. Ein weiterer ernsthafter Mitbewerber wäre wohl – im Fall einer Ausschreibung statt eines Direktentscheids – auch der AW159 Wildcat von AgustaWestland, heute Teil des Leonardo-Konzerns, gewesen. Die Aufnahme vom 25. Oktober 2015 zeigt eine britische Wildcat im Landeanflug auf die deutsche Fregatte „Hamburg“. Die „Hamburg“ war zum damaligen Zeitpunkt Flaggschiff des ständigen maritimen NATO-Einsatzverbandes SNMG 2 (Standing NATO Maritime Group 2) im Mittelmeer.
(Foto: Alyssa Bier/Deutsche Marine)


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