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Emden/Essen. Der Konzern ThyssenKrupp verkauft die Emder Werft und Dockbetriebe GmbH (EWD) an die im Schifffahrtssektor spezialisierte Hamburger Gesellschaft Seafort Advisors. Der künftige Eigentümer – nach eigener Darstellung ein Private-Equity-Unternehmen – wolle den Bereich der Schiffsreparaturen ausbauen und in den Standort Emden investieren, teilte ThyssenKrupp am 23. Dezember vergangenen Jahres mit. Die für den Marineschiffbau zuständige Niederlassung der ThyssenKrupp Marine Systems in Emden ist von dem Verkauf nicht betroffen. Das Geschäft steht noch unter dem Vorbehalt notwendiger Genehmigungen und soll im ersten Quartal 2015 realisiert werden. Die deutsche Marine wartet derzeit auf ihren Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“ – das Schiff liegt bei EWD in Emden im Trockendock zur Instandsetzung. Die Arbeiten hätten bereits im November beendet sein sollen, schreibt die lokale Presse. Nun wird es wohl erst im Mai so weit sein.

Nach Informationen der Ostfriesen-Zeitung sollen bei dem Verkauf der Emder Werft und Dockbetriebe alle 55 Beschäftigten übernommen werden. Wie IG Metall-Vertreter Michael Hehemann der Zeitung sagte, bleibt auch die Tarifbindung vollständig erhalten. Zudem sollen zusätzlich Auszubildende eingestellt werden.

Die Ursprünge der EWD gehen auf die im Jahr 1903 gegründeten „Nordseewerke – Emder Werft und Dock AG“ zurück. Heute – bis zum eigentlichen Verkauf immer noch eine 100-prozentige Tochter von ThyssenKrupp Marine Systems – bündelt die Werft ihre Kapazitäten für Reparatur, Ausrüstung, Service und Wartung von Marineschiffen, Ubooten, Zivilschiffen und Offshore-Einrichtungen. Im Geschäftsjahr 2013/2014 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von rund 19,5 Millionen Euro. EWD wurde in den vergangenen Jahren nach Angaben von ThyssenKrupp erfolgreich neu aufgestellt und verfügt „über eine stabile Kundenbasis und Auslastung“. Zum Kundenstamm gehört auch die deutsche Marine.

Den Reparaturbetrieb „langfristig erfolgreich am Markt positionieren“

In einer Unternehmensmitteilung werden auch die Gründe für den Werftverkauf näher erläutert: „ThyssenKrupp hatte im Rahmen der strategischen Weiterentwicklung des Konzerns Ende 2013 mit der Prüfung alternativer strategischer Optionen für das Unternehmen begonnen, um eine Weiterentwicklung des Reparaturgeschäfts außerhalb des Konzerns zu ermöglichen. Hintergrund war die klare Fokussierung der Schiffbauaktivitäten des ThyssenKrupp-Konzerns auf den Über- und Unterwasserschiffbau. Mit Seafort Advisors wurde nun der geeignete Partner gefunden, um den Reparaturbetrieb langfristig erfolgreich am Markt zu positionieren.“

Der Abschluss des Verkaufs, vorgesehen für das erste Quartal 2015, steht wie bereits erwähnt noch unter Vorbehalt notwendiger Genehmigungen und Zustimmungen. Die Niederlassung der ThyssenKrupp Marine Systems GmbH in Emden ist von dem Verkauf nicht betroffen.

Neue Eigentümer versprechen Investitionen am Standort Emden

Hinter Seafort Advisors sollen – wie die Ostfriesen-Zeitung aus Branchenkreisen erfahren haben will – „renommierte institutionelle Investoren, vornehmlich aus Europa und den USA“ stehen. Die Beteiligungsgesellschaft plant nun nach eigener Aussage, das EWD-Geschäft in den vier Säulen „Handelsschiffe“, „Marine“, „Behörden“ und „Offshore“ fortzuführen und gezielt durch neue Geschäftsfelder sowie den Ausbau des Spektrums an Reparaturen zu erweitern. Hierzu sind eine Stärkung der Vertriebsaktivitäten sowie Investitionen am Standort Emden vorgesehen.

Weitere Details zum neuen EWD-Besitzer finden sich im Pressetext des ThyssenKrupp-Konzerns: „Der Anlageschwerpunkt liegt auf mittelständischen Wachstumsunternehmen im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich und Schweiz). Seafort Advisors verfolgt einen mittel- bis langfristigen Anlagehorizont und ist aktuell an drei weiteren Unternehmen mehrheitlich beteiligt. Die Beteiligungsgesellschaft unterhält zahlreiche und intensive Beziehungen im Schiffssektor, insbesondere zu mehreren Reedereien.“

Ursprüngliche Lieferzeit am Schluss mehr als verdoppelt?

Was deutsche Marine und Emder Werft und Dockbetriebe im Moment miteinander besonders verbindet, ist ein „großes Sorgenkind“ – der Einsatzgruppenversorger A1412 „Frankfurt am Main“. Wie die Emder Zeitung am 27. Dezember vergangenen Jahres berichtete, hätten sich bei der Instandsetzung der „Frankfurt am Main“ im Emder Dock „unvorhersehbare Arbeiten“ ergeben. Die ursprüngliche Liegezeit habe sich dadurch bereits um mehrere Wochen verlängert.

Das Schiff, das sich seit Juli 2014 bei EWD befindet, wird wohl voraussichtlich noch bis zum Frühjahr dieses Jahres dort bleiben müssen. Ursprünglich sollten die Instandsetzungsarbeiten im Trockendock spätestens bis November 2014 abgeschlossen sein. Eine Sprecherin des ThyssenKrupp-Konzerns in Essen habe auf Nachfrage schließlich mitgeteilt, so die Zeitung, dass der „voraussichtliche Liefertermin Mai 2015“ sein soll. Grund für die späte Rückkehr der „Frankfurt am Main“ in den Dienstbetrieb der deutschen Marine seien „nicht vorhergesehene und aufwendigere Instandsetzungsarbeiten“. Ein Vertreter der Essener Konzernzentrale bestätigte diese Informationen heute gegenüber dem bundeswehr-journal. Er betonte, dass die spätere Auslieferung des Einsatzgruppenversorgers ausschließlich dem „erweiterten Leistungsumfang“ und den „geänderten Auftragsanforderungen“ geschuldet sei.


Zu unserem Bildangebot:
1. und 2. Anlagen der Emder Werft und Dockbetriebe GmbH aus der Vogelperspektive.
(Fotos: EWD)

3. Der Einsatzgruppenversorger A1412 „Frankfurt am Main“ befindet sich zurzeit in Emden im Trockendock. Die Instandsetzungsarbeiten sollen noch bis etwa Mai 2015 dauern. Das Bild zeigt das Schiff der deutschen Marine im April 2009 im Atlantik bei der multinationalen Übung „Unitas“.
(Foto: Hodges Pone III/U.S. Navy)


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