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Köln-Wahn. Seit Beginn der russisch-ukrainischen Auseinandersetzung – der Konflikt begann Ende Februar 2014 mit der russischen Besetzung der ukrainischen Schwarzmeerhalbinsel Krim – hat Deutschland mehr als 1000 ukrainische Patienten medizinisch versorgt. Für die Bundeswehr leisten hierbei Sanitätsdienst und Luftwaffe einen wichtigen Beitrag zum sogenannten „Kleeblatt-Konzept“, nach dem die Verteilung der Verletzten und Verwundeten auf medizinische Einrichtungen organisiert wird.

Das Konzept ermöglicht die strukturierte Verteilung von Patienten aus der Ukraine zur Behandlung in deutschen Krankenhäusern, um einzelne Einrichtungen oder die regionale medizinische Versorgung nicht zu überlasten. Dabei werden sowohl verwundete Militärangehörige als auch Zivilisten aufgenommen.

In einer am gestrigen Mittwoch (13. März) veröffentlichten Mitteilung des Presse- und Informationszentrums des Bundeswehr-Sanitätsdienstes heißt es: „Deutschland engagiert sich bei der Aufnahme, beim Transport und bei der medizinischen Behandlung von Erkrankten und Verwundeten aus dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Bisher wurden über 1000 Betroffene aus der Ukraine aufgenommen und mittels ,Kleeblatt-Konzept‘ in Deutschland zwischen Bund und Länder verteilt.“

Der Inspekteur des Sanitätsdienstes, Generaloberstabsarzt Dr. Ulrich Baumgärtner, war bei der 1000sten Verlegung am Flughafen Köln/Bonn anwesend. Er vertrat Verteidigungsminister Boris Pistorius, der durch einen anderen Termin gebunden war. Der Inspekteur erklärte vor Medienvertretern: „Minister Pistorius hat mich gebeten, heute seinen Dank und seine Anerkennung für die großartige Hilfe für ukrainische Verwundete und Verletzte auszusprechen.“ Vor allem gelte der Dank jenen Menschen, so Baumgärtner weiter, die diese Leistung erst ermöglichten – den Fachkräften in Organisation und Steuerung, aber vor allem in der Medizin und sozialen Fürsorge.

Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe koordiniert

Alle Aktivitäten der humanitären Ukraine-Hilfe werden vom Gemeinsame Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) koordiniert. Die Bundeswehr – und dabei im Besonderen der Sanitätsdienst und die Luftwaffe – ist als Partner des BBK an der Planung und Verlegung beteiligt.

Dazu Generaloberstabsarzt Baumgärtner: „Wir müssen verstehen, dass Kriegsverletzungen – seien sie physisch oder psychisch – häufig besondere Behandlungen erfordern und deshalb fundiertes Wissen und auch Erfahrung benötigen.“ Der Sanitätsdienst der Bundeswehr ist in der Steuerung von Beginn an mit eingebunden. Eingebunden sowohl in das „Kleeblatt-Konzept“ als auch in das sogenannte „Trauma-Netzwerk“ sind auch die Bundeswehrkrankenhäuser unserer Streitkräfte.

Ausbildung für die drei Phasen der taktischen Verwundetenversorgung

In den Bundeswehrkrankenhäusern wurden von 2014 bis 2022 nach Angaben des Sanitätsdienstes bisher mehr als 140 ukrainische Patienten medizinisch versorgt. Genaue Zahlen zu den Verwundeten in der Ukraine können nicht bekanntgegeben werden. Da intensive Gefechte meist auch äußerst hohe Verluste fordern, war es von Beginn des Ukrainekrieges an unerlässlich, die sanitätsdienstliche Versorgung insgesamt zu verbessern, um möglichst viele Leben zu retten und die Folgen von Verwundungen zu begrenzen.

Um die Rettungskette der ukrainischen Streitkräfte zu stärken, engagierte sich der Sanitätsdienst der Bundeswehr bisher besonders bei der Ausbildung des Personals für die Erstbehandlung und Notfallmedizin im Krieg (Tactical Combat Casualty Care), die in Deutschland stattfindet. Ausgebildet werden dabei der Combat Medic (Einsatzsanitäter), der Combat Lifesaver (vergleichbar mit dem Ersthelfer „Bravo“ der Bundeswehr) sowie der Paramedic, alle drei international standardisierte Ausbildungsgänge.

Die drei Phasen der taktischen Verwundetenversorgung tragen die englischen Bezeichnungen Care Under Fire, Tactical Field Care und Tactical Evacuation Care. Die erste Phase bildet die Erstversorgung unter feindlichem Feuer. Bei der zweiten Phase findet die weitere Erstversorgung geschützt vor der direkten Einwirkung des feindlichen Feuers statt. Die dritte Phase ist der taktische Verwundetentransport. Jede Phase beinhaltet festgelegte Verfahren, die abgearbeitet werden müssen.

Die Schulung des ukrainischen Personals erfolgt im Rahmen der europäischen Ausbildungsmission EUMAM UA (European Union Military Assistance Mission Ukraine), wir berichteten.


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Die Aufnahme zeigt einen MedEvac-Flug der Bundeswehr am 25. Mai 2022 (MedEvac = Medical Evacuation, medizinische Evakuierung). Mit dem Airbus A310 wurden an diesem Tag ukrainische Verwundete über Polen nach Berlin gebracht und anschließend im Rahmen des „Kleeblatt-Konzepts“ auf verschiedene deutsche Krankenhäuser verteilt.
(Foto: Jane Schmidt/Bundeswehr)


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