Northwood (Großbritannien)/Kiel. Kaum wurde das neue Jahr eingeläutet, da haben auch schon die Bündnisverpflichtungen unserer Streitkräfte begonnen. So wird die Deutsche Marine gleich im Januar die ersten beiden Einheiten für ein halbes Jahr in den NATO-Einsatz entsenden. Bereits am Dienstag dieser Woche (2. Januar) hat der Tender „Donau“ seinen Heimathafen Kiel verlassen, um sich dem ständigen NATO-Minenabwehrverband SNMCMG 1 anzuschließen. Das Minenjagdboot „Grömitz“ wird am Mittwoch kommender Woche (10. Januar) aus Kiel auslaufen, um Teil des ständigen maritimen NATO-Einsatzverbandes SNMG 2 zu werden.
Der Tender „Donau“ (A516) wird bei seinem Einsatz die Very High Readiness Joint Task Force (Maritime)/VJTF (M), die maritime Komponente der sogenannten „Speerspitze der schnellen Eingreiftruppe der NATO“, unterstützen. Der Versorger aus Kiel wird parallel dazu im nächsten halben Jahr den deutschen Beitrag in der Standing NATO Mine Countermeasures Group 1 (SNMCMG 1) stellen. Hier in der SNMCMG 1 wird die „Donau“ als Flaggschiff und Führungsplattform für den Verbandsführer, Fregattenkapitän Artur Krüger, dienen.
Unter dem Kommando von Korvettenkapitän Stefan Huber hat sich das Schiff der Deutschen Marine nach dem Auslaufen mit seiner 68-köpfigen Stammbesatzung und dem eingeschifften Stab zunächst auf den Weg Richtung des polnischen Ostseehafens Świnoujście (einst Swinemünde) gemacht. Dort soll in den kommenden Tagen die Führung der Task Group 441.03 von Polen an Deutschland übergehen.
Nach dem Kommandowechsel wird der Tender „Donau“ den Planungen zufolge nicht nur für die Versorgung der teilnehmenden NATO-Schiffe verantwortlich sein, sondern auch die Plattform für den multinationalen Führungsstab bieten.
Neben zahlreichen Manövern in Nord- und Ostsee stehen während der Mission auch einige internationale Hafenbesuche auf dem Programm. Enden soll der Einsatz für die „Donau“ schließlich mit der Teilnahme am US-Manöver „Baltic Operations“ (BALTOPS), welches traditionell mit dem Einlaufen zur Kieler Woche ausklingt. Die Kieler Woche findet in diesem Jahr vom 22. bis 30. Juni statt.
Kommandant Huber sagte am Tag des Auslaufens in Kiel: „Die Erwartungen sind groß, was sowohl die bevorstehenden Manöver aber auch eventuelle Einsätze angeht. In einem internationalen Verband zu fahren und dieses Flair zu spüren, sich auszutauschen, andere Länder und Städte kennenzulernen, vielleicht sogar neue Freundschaften zu knüpfen, sind schon etwas ganz Besonderes. Ich freue mich darauf, das mit meiner Crew, die hart dafür gearbeitet hat, erleben zu dürfen.“
Schiff und Besatzung werden Ende Juni aus dem NATO-Verband gelöst, dann steht der verdiente Sommerurlaub an.
Das Minenjagdboot „Grömitz“ (M1064) soll nach den Planungen der Führung Kiel am kommenden Mittwoch um 10 Uhr in Richtung Ägäis verlassen. Das zum 3. Minensuchgeschwader gehörende Boot ist damit in den kommenden sechs Monaten der deutsche Marinebeitrag für die NATO-Unterstützungsmission „Ägäis“.
Ziel der Mission ist die Erstellung eines Lagebildes im Ägäischen Meer. Die NATO trägt dabei seit Februar 2016 mit ihren Einheiten zum verbesserten Informationsaustausch zwischen der griechischen und türkischen Küstenwache sowie der EU-Grenzschutzagentur Frontex (französisch: Frontières Extérieures – Außengrenzen/European Border and Coast Guard Agency/Europäische Agentur für die Grenz- und Küstenwache) bei. Dies ist notwendig, um das Vorgehen der nationalen Behörden gegen Schlepper und ihre Netzwerke zu optimieren (siehe auch unseren Beitrag vom Juli vergangenen Jahres).
Die „Grömitz“ wird bei ihrem Mittelmeereinsatz den deutschen Beitrag in der Standing NATO Maritime Group 2 (SNMG 2) und zugleich die Führungsplattform in und für diesen Verband stellen. Geführt wird der Verband ab Mitte Januar vom deutschen Kapitän zur See Felix Hornung.
Über die zentrale Aufgabe des Minenjagdbootes während des Einsatzes heißt es in einer Mitteilung des Presse- und Informationszentrums der Deutschen Marine: „[Das Boot soll] … als Führungsplattform die professionelle sowie auftrags- und situationsgerechte Zusammenarbeit in einer außen- und militärpolitisch wichtigen Region mit allen Partnern und relevanten Stellen sicherstellen.“ Zur Erfüllung ihres Auftrages werde die deutsche Besatzung von einem türkischen sowie einem griechischen Verbindungsoffizier begleitet, so die Marine weiter.
Nach einem anstrengenden Jahr 2023 voller Einsatzausbildung und -vorbereitung freuen sich die „Grömitzer“ nun, dass es in Kürze endlich losgeht. Dazu Kommandant Hornung: „Für die kommenden Monate das Flaggschiff zu stellen, ist für uns eine ungewöhnliche Aufgabe, mit der sich die Besatzung des Bootes aber identifiziert und die wir erfolgreich bewältigen wollen.“ Mitte Juni werden Boot und Besatzung wieder in Kiel zurückerwartet.
Geführt werden die Einsätze der vier ständigen NATO-Seeverbände – SNMG 1 und SNMG 2 sowie SNMCMG 1 und SNMCMG 2 – vom Allied Maritime Command, kurz MARCOM. Das Hauptquartier der NATO-Kommandobehörde befindet sich in Großbritannien in Northwood im Londoner Stadtbezirk Borough of Hillingdon.
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Zu unserem Bildmaterial:
1. Ein Marinehubschrauber vom Typ Sea King überfliegt den Tender „Donau“. Die Aufnahme entstand am 25. Juni 2020 im Seegebiet vor Warnemünde.
(Foto: Steve Back/Deutsche Marine)
2. Minenjagdboot „Grömitz“ (im Vordergrund) in internationalen Gewässern.
(Foto: Deutsche Marine)
Kleines Beitragsbild: Tender „Donau“ am 25. Juni 2020 in der Nähe von Warnemünde.
(Foto: Steve Back/Deutsche Marine)