Wilhelmshaven. Am heutigen Mittwoch (19. Juli) verließ um 13:30 Uhr der Einsatzgruppenversorger (EGV) „Frankfurt am Main“ unter dem Kommando von Fregattenkapitän Hanno Weisensee seine Heimatbasis Wilhelmshaven mit Kurs auf das nordöstliche Mittelmeer. In der Ägäis erwartet die Besatzung eine enge Zusammenarbeit mit der türkischen und griechischen Küstenwache sowie der europäischen Grenzschutzagentur Frontex. Die Mission findet statt im Rahmen des ständigen maritimen NATO-Einsatzverbandes SNMG 2 (Standing NATO Maritime Group 2).
Neben der Stammbesatzung sind zusätzliche Kräfte aus unterschiedlichen Organisationsbereichen eingeschifft. Den größten Anteil machen hierbei der Stab sowie medizinisches Personal aus. An Bord des EGV A1412 sind auch junge Offiziersanwärter.
Das Stammpersonal wurde außerdem noch durch Besatzungsangehörige des Schwesterschiffes „Bonn“ ergänzt. Im Verlauf der Mission werden ferner türkische und griechische Verbindungsoffiziere sowie Beamte der Frontex (französisch: Frontières Extérieures – Außengrenzen/European Border and Coast Guard Agency/Europäische Agentur für die Grenz- und Küstenwache) an Bord des deutschen Kriegsschiffes gehen. Sie sollen als Schnittstelle zu ihren Organisationen fungieren und damit den Informationsfluss beschleunigen.
Kommandant Weisensee sagte vor dem Auslaufen in Wilhelmshaven: „Die Mission ,NATO-Unterstützung Ägäis‘ ist für uns von großer Bedeutung. Nach einer umfangreichen Instandsetzungsphase sowie der stufenweisen Einsatzausbildung der Besatzung sind wir zufrieden, dass wir wieder unserem eigentlichen Auftrag nachkommen können. Im Rahmen der Mission bedeutet dies, dass wir den Auftrag haben, zur Informationsgewinnung sowie zum Lagebildaufbau in Bezug auf Migrationsbewegungen und Schleuseraktivitäten beizutragen.“
Die NATO-Verteidigungsminister hatten auf Initiative Griechenlands, der Türkei und Deutschlands vor rund sieben Jahren – am 10. Februar 2016 – beschlossen, in der Ägäis einen Beitrag zu den europäischen Maßnahmen gegen die Schleuserkriminalität zu leisten. Die Auftragserfüllung wurde der Einsatzgruppe SNMG 2 des Bündnisses übertragen.
Die SNMG 2 wird im Ägäischen Meer zwischen dem türkischen und griechischen Festland eingesetzt. Derzeit besteht sie jeweils aus vier bis sieben Schiffen. Die Schiffe operieren sowohl auf hoher See als auch seit März 2016 in den Hoheitsgewässern beider Anrainerstaaten.
Die NATO ist im Seegebiet der Ägäis lediglich unterstützend tätig – die Besatzungen haben keine hoheitlichen Befugnisse. Es ist nicht ihre Aufgabe, Fahrzeuge anzuhalten oder gegen Schleuser vorzugehen. Entsprechende Befugnisse liegen bei den nationalen Küstenwachen und weiteren zuständigen Behörden.
Zudem trägt die NATO zum verbesserten Informationsaustausch zwischen der griechischen und der türkischen Küstenwache sowie der EU-Grenzschutzagentur Frontex für die Grenz- und Küstenwache in der Ägäis bei. Die Schiffe liefern Informationen für ein vollständiges Lagebild in der Ägäis und über die Schleuseraktivitäten im Seegebiet an griechische und türkische Stellen. Das ist notwendig, um das Vorgehen der nationalen Behörden gegen Schlepper und ihre Netzwerke zu optimieren.
Nach dem Höhepunkt der gefährlichen Durchquerungen der Ägäis im Jahr 2015 mit rund 853.000 Menschen sank die Zahl in den Folgejahren zunächst stark ab. Im Jahr 2019 wurden 83.300 Migranten in der Ägäis registriert (hierbei sind die Grenzübertritte auf dem Landweg mit einbezogen). Von Januar bis Ende Mai 2020 wurden rund 7800 Grenzübertritte registriert.
Der EGV „Frankfurt am Main“ der Deutschen Marine wird im November in Wilhelmshaven zurückerwartet.
Unser Archivbild zeigt den EGV „Frankfurt am Main“ im Juli 2018 im Heimatstützpunkt Wilhelmshaven.
(Foto: Kim Brakensiek/Bundeswehr)