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Berlin/Brüssel/Souda-Bucht (Kreta, Griechenland). Deutschland beteiligt sich mit der Fregatte „Hessen“ an der europäischen Mission EU NAVFOR Operation „Aspides“ im Roten Meer. Hier attackieren die unter anderem vom Iran hochgerüsteten Huthi-Rebellen aus dem Jemen heraus die internationale Schifffahrt, um so ein Ende der israelischen Offensive im Gazastreifen zu erzwingen. Israels Krieg in Gaza ist die unmittelbare Folge der Hamas-Terrorangriffe vom 7. Oktober vergangenen Jahres. Der Einsatz der „Hessen“ im Seegebiet nahe des Jemen gilt als die bislang gefährlichste Marinemission der deutschen Streitkräfte. Es muss damit gerechnet werden, dass die Huthi auch das deutsche Kriegsschiff ins Visier nehmen werden. Wie die Bundeswehr am heutigen Sonntag (25. Februar) um kurz vor 9 Uhr auf X (vormals Twitter) mitteilte, ist die „Hessen“ inzwischen „im Roten Meer angekommen“ und „der Einsatz für sichere Seewege beginnt“. Am Freitag (23. Februar) hatte der Bundestag grünes Licht für die deutsche Beteiligung an „Aspides“ gegeben …

Zur namentlichen Abstimmung im Parlament hatten der Auswärtige Ausschuss eine Beschlussempfehlung und der Haushaltsausschuss einen entsprechenden Bericht vorgelegt. Auf dieser Grundlage sprachen sich 538 Abgeordnete für die Regierungsvorlage aus, 31 Parlamentarier votierten dagegen, es gab vier Enthaltungen.

Jetzt kann sich die Bundeswehr mit bis zu 700 Kräften an der EU NAVFOR Operation „Aspides“ beteiligen. Das Mandat ist befristet bis zum 28. Februar 2025. Die einsatzbedingten Zusatzausgaben beziffert die Bundesregierung für diesen Zeitraum auf voraussichtlich rund 55,9 Millionen Euro (siehe auch Teil 1 unserer Berichterstattung vom 20. Februar 2024).

Maritimer Raum von besonderer geostrategischer Bedeutung für den Handel

Begründet wird der Einsatz mit Angriffen der Huthi-Miliz aus von ihr kontrollierten Gebieten in Jemen auf die internationale Schifffahrt seit Mitte November 2023, insbesondere im Roten Meer und der Meerenge Bab al-Mandab. Diese würden sich gegen den internationalen Handel, die Sicherheit des Seeverkehrs und die Stabilität in einer ohnehin volatilen Region richten, heißt es in dem Antrag.

Das durch die Angriffe betroffene Gebiet sei ein maritimer Raum von besonderer geostrategischer Bedeutung für die internationale Handelsschifffahrt, argumentiert die Bundesregierung. „Über diese mit am stärksten befahrene Seeverbindungslinie der Welt transportieren Schiffe Güter zwischen Asien und Europa, darunter einen Großteil aller Energielieferungen für Europa. Etwa 65 Schiffe pro Tag, etwa zwölf Prozent des weltweiten Warenverkehrs, verkehren auf dieser Route.“ Der wirtschaftliche Schaden durch die Angriffe der Huthi-Miliz sei erheblich – auch für Deutschland.

Die Wiederherstellung der Freiheit der Schifffahrt erfordere einen militärischen Einsatz im gemeinsamen Vorgehen mit Partnern und Verbündeten. Nach der Operation „Prosperity Guardian“ der Vereinigten Staaten zum Schutz ziviler Handelsschiffe habe die Europäische Union „Aspides“ zum Schutz der Freiheit der Schifffahrt und zur Sicherheit des Seeverkehrs im Einsatzgebiet beschlossen „und damit die schnelle sicherheitspolitische Handlungsfähigkeit“ unterstrichen, so die Bundesregierung weiter.

Einsatz in Hoheitsgewässern nur nach Erlaubnis durch den jeweiligen Anrainer

Das Einsatzgebiet umfasst den Regierungsangaben zufolge die Meerenge von Bab al-Mandab und die Straße von Hormus sowie die internationalen Gewässer im Roten Meer, im Golf von Aden, im Arabischen Meer, im Golf von Oman und im Persischen Golf. Hinzu kommt der Luftraum darüber. Einsatz in Hoheitsgewässern erfolge grundsätzlich nur nach Zustimmung durch den jeweiligen Anrainerstaat, versichert die Bundesregierung.

Zu den Aufgaben der Bundeswehrangehörigen soll der Schutz von Schiffen gegen multidimensionale Angriffe auf See und die Begleitung von Schiffen im gesamten Einsatzgebiet gehören, außerdem die Sicherstellung der Er- und Bereitstellung eines Lagebildes inklusive luftgestützter Aufklärung sowie Abstimmung, Kooperation, Informationsaustausch und logistische Unterstützung mit internationalen Verbündeten und Partnern.

Resolution 2722 (2024) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hatte am 10. Januar die Resolution 2722 (2024) angenommen, in der er die Angriffe der Huthi auf Handelsschiffe „auf das Entschiedenste“ verurteilt. Im Einklang mit dem Völkerrecht hatte der Sicherheitsrat verlangt, dass alle derartigen Angriffe unverzüglich einzustellen seien und zugleich bekräftigt, dass „die Ausübung der Rechte und Freiheiten der Schifffahrt durch Handelsschiffe im Einklang mit dem Völkerrecht zu achten“ seien. In der Resolution wird außerdem betont, dass „die Mitgliedstaaten nach dem Völkerrecht das Recht haben, ihre Schiffe gegen Angriffe, einschließlich solcher, die die Rechte und Freiheiten der Schifffahrt untergraben, zu verteidigen“.

Am 29. Januar hatte der Rat der Europäischen Union ein Krisenmanagement-Konzept „für eine etwaige Operation der EU der maritimen Sicherheit zur Wahrung der Freiheit der Schifffahrt im Zusammenhang mit der Krise im Roten Meer mit einer anfänglichen Laufzeit von einem Jahr ab dem Tag ihrer Einleitung“ gebilligt. Die Operation wurde schließlich am 8. Februar förmlich eingerichtet. Am 19. Februar hat der Rat dann die Operation „Aspides“ durch die Außenminister der Mitgliedsstaaten beschlossen.

Operation „Aspides“ der Europäischen Union ist rein defensiv ausgerichtet

Die USA und Großbritannien haben zuletzt wegen der Überfälle der Huthi auch Ziele im Inneren des Jemen angegriffen. Der Einsatz der Europäischen Union hingegen ist rein defensiv ausgerichtet. Insgesamt wollen sich 17 EU-Länder plus Norwegen in der ein oder anderen Form an „Aspides“ beteiligen. Neben Deutschland werden aller Voraussicht nach auch Belgien, Frankreich und Italien Schiffe ins Rote Meer entsenden.

Im griechischen Larissa soll das Stabs- und Führungspersonal mit rund 130 Soldaten ein operatives Hauptquartier unter Führung des griechischen Flottillenadmirals Vasileios Gryparis betreiben. Auch Personal der Bundeswehr wird dort eingesetzt. Ein vorgeschobenes Hauptquartier, ein sogenanntes Force Headquarters, mit etwa 30 Personen wird auf dem Flaggschiff des Verbands in der Seeregion im Einsatzgebiet installiert.

Kommandeur des Verbands wird Medienberichten zufolge der italienische Konteradmiral Stefano Costadino. Der gesamte Marineverband für die Operation „Aspides“ soll in seinem ersten Kontingent insgesamt vier Fregatten und ein Aufklärungsflugzeug umfassen.

Verteidigungsminister besuchte die Fregatte „Hessen“ in der Souda-Bucht in Kreta

Am 20. Februar besuchte Verteidigungsminister Boris Pistorius die Besatzung der Fregatte „Hessen“ in der Souda-Bucht auf der griechischen Insel Kreta. Das Schiff hatte seinen Heimatstützpunkt Wilhelmshaven am 8. Februar mit Kurs „Mittelmeer“ verlassen und in der Souda Bay einen Zwischenstopp eingelegt. Von da aus ging es später „im Kriegsmarsch“ weiter ins eigentliche Einsatzgebiet im Roten Meer (dabei ist die Besatzung rund um die Uhr in sechsstündigen Schichten in Alarmbereitschaft und somit für alle möglichen Attacken gewappnet – sei es mit ballistischen Raketen, Drohnen oder auch Speedbooten mit Sprengladungen).

Minister Pistorius wandte sich in einem längeren Statement an Bord der Fregatte an die Besatzung und an die anwesenden Medienvertretern. Wir dokumentieren nachfolgend in Auszügen und redigiert seine Ausführungen und zudem einige Antworten aus der Runde mit Journalisten …

Pistorius: „Der gefährlichste Einsatz der Deutschen Marine seit Jahrzehnten“

Der Verteidigungsminister sagte auf dem Flugdeck der „Hessen“ vor der angetretenen Mannschaft:

Dies ist mein zweiter Besuch in gerade einmal etwas mehr als einem Jahr Amtszeit auf der Fregatte. Das erste Mal war ich exakt morgen vor einem Jahr – am 21. Februar 2023 – in Eckernförde bei meinem Antrittsbesuch bei der Deutschen Marine auf der „Hessen“. Ich war damals schon sehr beeindruckt von Schiff und Besatzung. Damals ging es um eine Übungssimulation und jetzt geht es um den Ernstfall. Den Ernstfall, dass diese Fregatte in einen Einsatz muss, in dem es in der Tat um die Bedrohung durch Flugkörper geht, durch Raketen, durch unbemannte Drohnen, möglicherweise angreifende Speedboote.

All das sind die Gefahren, mit denen die Fregatte „Hessen“ und ihre Mannschaft jetzt umgehen wird müssen – ab Mandatserteilung durch den Bundestag. Die Europäische Union hat ihren Startschuss für diese Mission „Aspides“ ja bereits gegeben. Deutschland war übrigens mit eine der ersten Nationen, die gesagt hat: Wir sind, wenn das Parlament zustimmt, bei der Operation im Roten Meer mit dabei.

Nun es geht um nicht mehr und nicht weniger als um den Schutz der regelbasierten internationalen Ordnung, um das Völkerrecht, die Freiheit der Navigation, die Sicherheit auf den Meeren. Und es geht um die Stabilisierung in der Region. Denn die Huthi-Angriffe, die von ihnen selbst in den Kontext des Nahostkonflikts gestellt werden, destabilisieren die Region, gefährden die Handelsrouten zwischen Europa und Asien und tragen damit zur weiteren Destabilisierung bei. Deswegen ist es wichtig, dass Deutschland als größte Volkswirtschaft in Europa sich hier mit einem namhaften Beitrag beteiligt – nämlich mit diesem Schiff, der Fregatte „Hessen“, die eines der modernsten Fregatten, eines der modernsten Kriegsschiffe überhaupt ist.

Man kann ohne Übertreibung sagen, dass dies der ernsthafteste oder auch der gefährlichste Einsatz unserer Marine seit Jahrzehnten sein wird. Gerade auch nach den Gesprächen, die ich mit Angehörigen der Mannschaft führen konnte, kann ich mir als Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt, aber auch als Ehemann, Vater und Großvater sehr gut vorstellen, was jetzt in den Köpfen der Besatzungsmitglieder vor sich geht, aber auch vor allem Dingen bei den Familien.

Deswegen bin ich sehr froh, dass ich heute die Gelegenheit bekam, das Schiff und die Mannschaft quasi von hier aus auf die letzte Etappe zum Einsatzgebiet zu verabschieden. Wir sind uns der Gefahr bewusst, wir sind uns der Bedeutung des Einsatzes bewusst. Und ich sage deshalb auch noch einmal ausdrücklich: Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft, die diesen Einsatz so professionell, so schnell vorbereitet hat – aus einem Einsatz kommend, jetzt in diesen gefährlichen Einsatz gehend.

Ich bin wirklich voller Respekt und Bewunderung für die Leistungsfähigkeit und die Einsatzbereitschaft der gesamten Crew. Wir haben es ja hier zu tun mit etwa 250 Männern und Frauen der Stammbesatzung, mit zwei Hubschrauberbesatzungen, mit Ärzten und mit Angehörigen des Seebataillons, die mit in den Einsatz gehen zur Sicherung des Schiffes.

Ich hatte an Bord wirklich eindrucksvolle Gespräche. Ich war angetan von der Fokussierung, von der Konzentration auf das, was jetzt vor Schiff und Besatzung liegt. Gleichzeitig sind auch der Wille und die Fähigkeit erkennbar: Wir können das, wir werden das schaffen! Und gleichzeitig spürt man auch die nötige Demut, den nötigen Respekt vor diesem Auftrag. All dies ist meiner Meinung nach genau die richtige Kombination.

Erlebt habe ich auch eine hohe Motivation, gepaart mit viel Erfahrung. Eigentlich kann man auch an diesem Beispiel sehen, dass die Zeitenwende längst angekommen ist. Wir können so einen Einsatz dank der großartigen Soldatinnen und Soldaten, aber auch, weil wir alle jetzt verstanden haben, worauf es ankommt. Ein Einsatz, der quasi bereits auf den Weg gebracht worden ist, ehe das Mandat kam – weil wir uns abstimmen konnten.

Jetzt steht die Operation unmittelbar bevor. Wir sind bereits in der Nähe des Einsatzgebietes. Das zeigt, dass wir im Grunde genommen alles während des Hochfahrens der maritimen Mission noch vorbereitet haben. Das war und ist eine großartige Leistung, die hier erbracht wurde und wird.

Ich kann der Mannschaft nur von Herzen wünschen, dass sie sich gut vorbereitet fühlt – den Eindruck macht sie jedenfalls. Die Männer und Frauen sind bestens ausgestattet. Alles, was gebraucht wird, ist an Bord. Die Nachversorgung ist über entsprechende Vereinbarungen sichergestellt, sodass ich der Mannschaft einen guten, einen erfolgreichen Einsatz wünschen kann. Ich hoffe, dass alles ohne Schäden oder gar Verletzungen vonstattengeht. Und ich hoffe, dass alle heil und gesund zurückkehren zu ihren Familien.

Deutschlands internationale Verantwortung und die Rahmenbedingungen

Bei der anschließenden kurzen Fragerunde mit Vertretern der Presse äußerte sich Pistorius unter anderem zum Thema „Übernahme internationaler Verantwortung durch Deutschland“. Gefragt, ob Berlin mittlerweile bereit sei, mehr Verantwortung zu übernehmen, sagte der Minister: „Ganz eindeutig!“ Obwohl der kommende Einsatz mit vielen Risiken verbunden sei, sei Deutschland das erste europäische Land gewesen, das seine Beteiligung an dieser Operation der Europäer mit einer seegehenden Einheit angeboten habe. Und zwar lange bevor der Rat in Brüssel die EU NAVFOR Operation „Aspides“ für das Roten Meer beschlossen habe. Außerdem stelle man mit der Fregatte „Hessen“ quasi ein Kriegsschiff, das „eindeutig zum Goldstandard“ gehöre. Pistorius fasste zusammen: „Mit der ,Hessen‘ stellen wir einen elementaren Beitrag für diese Mission – einen Beitrag und auch ein Zeichen dafür, dass wir bereit und auch in der Lage sind, Verantwortung zu übernehmen.“

Auf die Frage, ob man befürchte, dass trotz des defensiven Charakters des Mandats nicht auch die deutsche Fregatte von den Huthi-Rebellen angegriffen werden könnte, zeigte sich Pistorius optimistisch: „Es gehört zur operativen Vorbereitung mit dazu, sich auch auf einen solchen Fall einzustellen. Das kann niemand ausschließen. Umso klarer ist aber auch für uns – auch in Abstimmung mit dem Bundestag: Dies ist ein ausschließlich defensives Mandat. Wir sind mit der Fregatte ,Hessen‘ nur unterwegs, um Angriffe der Huthi-Miliz auf Schiffe, die die Region passieren, abzuwehren.“ Zu dem Auftrag gehöre es keinesfalls, Schläge auf Stellungen der Rebellen an Land zu führen, so wie es beispielsweise die USA oder Großbritannien täten. Pistorius gab allerdings zu bedenken: „Trotzdem kann niemand ausschließen, dass die Huthi absichtlich oder aus Versehen unsere Fregatte angreifen – aber auch darauf ist die Besatzung vorbereitet.“

Auf den Hinweis, dass beispielsweise die Vereinigten Staaten bereits seit vielen Wochen in der Region zum Schutz der Handelsrouten unterwegs seien, gab der Minister zu bedenken: „Es ist immer einfach darauf hinzuweisen, was andere angeblich leichter machen können. Es gilt, dabei auch die Rahmenbedingungen zu beachten. Wir haben in Deutschland mit der Bundeswehr eine Parlamentsarmee. Wir können uns nicht einfach so auf den Weg machen, um uns etwa den Briten oder Amerikanern anzuschließen.“ Deutschland brauche immer ein entsprechendes Mandat – sei es der Vereinten Nationen, der NATO oder der Europäischen Union. Nur unter einem Dach dieser drei Organisationen könne sich die Bundeswehr überhaupt beteiligen. Und es brauche immer auch einen Beschluss dieser Organe beziehungsweise einen Beschluss des Deutschen Bundestages. „Von daher waren wir diesmal bei der Operation ,Aspides‘ echt verdammt schnell“, so Pistorius nicht ohne Stolz.

Über die Bedrohung durch Raketen, Drohnen und andere Huthi-Waffen

Seit der Kaperung des Autofrachtschiffes „Galaxy Leader“ im Roten Meer am 19. November 2023 greift die Huthi-Miliz fast täglich vor der Küste des Jemen an. Bis in die dritte Februarwoche hinein sollen es sich nach Angaben der Rebellen um fast 50 Schiffe gehandelt haben – sowohl um Handels- als auch Kriegsschiffe.

Geführt wurden diese Attacken nicht nur durch Lenkflugkörper und Drohnen, sondern auch mit Hilfe von bewaffneten Speedbooten. Die Huthi konnten bei diesen Angriffen bereits einige Schiffe beschädigen, Personen kamen bislang noch nicht zu Schaden.

Marcus Mohr, zuständig für den Themenbereich „Marine“ bei der Redaktion der Bundeswehr, hat sich vor Kurzem in einem Fachbeitrag („Operation ,Aspides‘: Raketen-Bedrohung im Roten Meer“) mit dem Waffenarsenal der Huthi im Jemen befasst. Er kommt zu dem Schluss: „Die Bürgerkriegsgruppe verfügt allein über gut ein Dutzend unterschiedlicher Typen von Anti-Schiff-Lenkflugkörpern und ballistischen Raketen. Tatsächliche Leistungsfähigkeit und genaue Anzahl der Waffen sind allerdings nicht bekannt.“

Weiter schreibt Mohr in dem am 20. Februar im Online-Auftritt der Bundeswehr veröffentlichten Artikel: „Die Huthi [verfügen] mittlerweile über ein vermutlich umfangreiches Arsenal unterschiedlicher Anti-Schiff-Raketen, deren Quelle hauptsächlich der Iran ist. Die Waffen gelangen, trotz eines Embargos der Vereinten Nationen gegen die Rebellen – Resolution 2216 (2015) vom 14 April 2015 – durch Schmuggel über See in den Jemen. Das belegen vor allem Funde bei Kontrollen durch internationale Marineschiffe.“ Und: „Ein Expertenpanel bestätigte dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen im November 2023, dass die Huthi massiv gegen das Waffenembargo verstießen. Das betreffe ,militärisches Material, wie ballistische Raketen, Marschflugkörper, Anti-Schiffs-Raketen, unbemannte Angriffsflugzeuge, improvisierte Überwassersprengsätze und Hunderte von Geländewagen, die für den Transport verschiedener Waffensysteme umgebaut wurden‘.“

Mohr stützt sich im weiteren Verlauf seines Beitrages vor allem auf Erkenntnisse des deutschen Militäranalysten Fabian Hinz. Hinz hat sich vor allem einen Namen gemacht als Experte für die Herkunft und die militärische Bedeutung von Raketen in Krisengebieten. Am 8. Januar erschien im Online-Angebot des Londoner Forschungsinstituts für Internationale Beziehungen und Strategische Studien (The International Institute for Strategic Studies, IISS) sein englischsprachiger Aufsatz mit dem Titel „Houthi anti-ship missile systems: getting better all the time“. Das britische Forschungsinstitut IISS wurde 1958 gegründet. Die Denkfabrik gilt als weltweit führende Autorität für Militärpolitik und politisch-militärische Konflikte.

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Redaktioneller NACHBRENNER I

Die im Roten Meer zum Schutz von Handelsschiffen eingesetzte Fregatte „Hessen“ hat bereits Angriffe der Huthi-Miliz abgewehrt. Es war der erste Einsatz scharfer Waffen durch die Deutsche Marine im Rahmen dieser EU-Mission. Nach Angaben der Bundeswehr schoss die Fregatte zwei Drohnen ab. Auf dem Kriegsschiff seien keine Personen- oder Sachschäden entstanden, hieß es in einer Mitteilung auf X.

Am gestrigen Dienstag (27. Februar) um 23:39 Uhr (deutscher Zeit) hatte die Bundeswehr in der ersten Nachricht auf X geschrieben: „Bei EU NAVFOR Operation ,Aspides‘ fasste die Fregatte ,Hessen‘ […] heute Abend eine Drohne auf. Die Besatzung leitete gemäß den Rules of Engagement Abwehrmaßnahmen ein und bekämpfte das Unmanned Aerial Vehicle erfolgreich.“

Redaktioneller NACHBRENNER II

Der Inspekteur der Deutschen Marine, Jan Christian Kaack, hat der Besatzung der Fregatte „Hessen“ für ihren bisherigen „entschlossenen Einsatz“ im Roten Meer gedankt. Der Vizeadmiral verteidigte die Soldaten zugleich gegen Kritik, nachdem auch eine zunächst nicht identifizierbare US-Drohne beschossen worden war. „Da wurde wie im Lehrbuch vorgegangen. Die Drohne war eindeutig als feindlich klassifiziert. Ich hätte als Kommandant ganz genauso gehandelt“, sagte Kaack der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Berlin. Die dpa verbreitete sein Statement am 29. Februar.

Die „Hessen“ hatte am Dienstagabend erstmals einen Angriff der aus dem Jemen agierenden Huthi-Miliz abgewehrt. Das an der EU-Militärmission „Aspides“ beteiligte Schiff schoss dabei – wie schon berichtet – hintereinander zwei Drohnen ab. Kaack kommentierte: „Die Besetzung der ,Hessen‘ und der Kommandant haben in der letzten Nacht bravourös gehandelt.“ Der Inspekteur versicherte zudem, dass für den Einsatz ausreichend Munition vorhanden werden sei. „Wir werden zeitnah Munition nachführen“, so Kaack.

Der Abschuss der beiden Drohnen war nicht der erste Waffeneinsatz der „Hessen“ im Roten Meer. Sie hatte bereits am Montag (26. Februar) auf eine Drohne geschossen – in dem Fall jedoch auf die eines verbündeten Landes. Das unbemannte ferngesteuerte Luftfahrzeug wurde verfehlt.

Den Informationen der Agentur zufolge war diese Drohne offenbar ohne eine sogenannten „Freund-Feind-Kennung“ und ohne eine Meldung im Kreise der Verbündeten in hoher Geschwindigkeit im Einsatzgebiet der „Hessen“ unterwegs gewesen. Zu diesem Zeitpunkt sollen sich 15 zivile Handelsschiffe in der Seeregion befunden haben. Die Entscheidung zu einem Beschuss sei unter diesen Umständen nach den vereinbarten Regeln und nach Rücksprache mit den Befehlsstellen erfolgt, berichtete die dpa nun unter Berufung auf die Marine weiter.

Redaktioneller NACHBRENNER III

Erneut ein scharfer Einsatz der Fregatte „Hessen“: Das deutsche Kriegsschiff hat am Donnerstagmorgen (21. März) den Angriff einer Überwasserdrohne gegen einen zivilen Schleppverband im Roten Meer abgewehrt. Dies teilte die Bundeswehr auf X (vormals Twitter) mit. In der Meldung des Einsatzführungskommandos heißt es: „Bei [EU NAVFOR Operation ,Aspides‘] hat die Fregatte ,Hessen“ heute Morgen einen Angriff gegen einen zivilen Schleppverband im Roten Meer abgewehrt. Eine Überwasserdrohne konnte durch den Bordhubschrauber zerstört werden. Die ,Hessen‘ setzte ihren Auftrag weiter fort.“

Weitere Angaben zu diesem Marineeinsatz könnten „aus operativen Gründen“ nicht gemacht werden, sagte ein Sprecher des Potsdamer Kommandos.


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Unsere Bildsequenz:
1. Die Fregatte „Hessen“ im Marinestützpunkt Souda-Bay auf Kreta, Griechenland. Hier verabschiedete am 20. Februar 2024 Verteidigungsminister Boris Pistorius die Besatzung in den gefährlichen Einsatz ins Rote Meer.
(Foto: Nico Theska/Bundeswehr)

2. und 3. Der Minister an Bord der „Hessen“ mit Kommandant Volker Kübsch und bei seiner Ansprache vor versammelter Mannschaft und Medienvertretern
(Fotos: Nico Theska/Bundeswehr)

4. Der Bundestag hat am 23. Februar das Mandat für den deutschen Beitrag zur EU-Operation „Aspides“ beschlossen. Die Parlamentsgrafik zeigt das Abstimmungsergebnis.
(Bild: Deutscher Bundestag; Bildbearbeitung und Bildmontage: mediakompakt)

5. Aus dem Raketenarsenal der jemenitischen Huthi-Miliz – gesehen bei einer Parade in der Hauptstadt Sanaa.
(Bild: nr)

6. Die Illustration befasst sich mit der Bedrohung der internationalen Schifffahrt im Roten Meer durch die Waffen der Huthi-Miliz.
(Infografik © Christian Dewitz/mediakompakt 02.24)

Kleines Beitragsbild: Archivfoto von der Fregatte „Hessen“, einmontiert ist das offizielle Emblem der europäischen Mission EU NAVFOR Operation „Aspides“.
(Foto: Deutsche Marine; Bildmontage: mediakompakt)


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