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Brüssel. Am heutigen Montag (16. Oktober) begann die seit langem geplante Herbstübung „Steadfast Noon 2023“ der NATO. Die Luftwaffenübung im Rahmen der sogenannten „nuklearen Teilhabe“ dauert bis zum 26. Oktober. Nukleare Teilhabe der NATO bedeutet, dass in Europa stationierte Atomwaffen der USA im Ernstfall auch von Flugzeugen der Partnerstaaten abgeworfen werden, um so beispielsweise gegnerische Streitkräfte auszuschalten. „Steadfast Noon“ ist eine Routineveranstaltung und wird seit mehr als einem Jahrzehnt regelmäßig im Oktober durchgeführt. Diesmal werden bis zu 60 Flugzeuge verschiedener Typen aus 13 Bündnisstaaten – darunter Deutschland – im Einsatz sein.

An dem multinationalen Manöver nehmen moderne Kampfflugzeuge, die nukleare Sprengköpfe tragen können, sowie B-52-Bomber aus den USA teil. Auch Aufklärungs- und Tankflugzeuge starten bei der ganz speziellen Übung. Die Bundeswehr war zuletzt unter anderem mit ihrem Kampfbomber Tornado vertreten (in Zukunft wird das Mehrzweckkampfflugzeug F-35 des US-Unternehmens Lockheed Martin die nukleare Teilhabe der Bundeswehr sicherstellen).

Nach Angaben von Militärexperten wird bei „Steadfast Noon“ trainiert, wie man die US-Atomwaffen sicher aus unterirdischen Depots zu den vorbestimmten Kampfjets transportiert und unter die Maschinen montiert. Die Übungsflüge finden dann allerdings ohne die Bomben statt. Zum jeweiligen Übungsszenario macht die NATO nach wie vor keine weiteren Angaben. Unbestätigten Informationen zufolge lagern die amerikanischen Atomwaffen in Belgien, in Italien, in den Niederlanden in der Türkei und im rheinland-pfälzischen Büchel (siehe auch unseren früheren Beitrag).

Jedes Jahr ist ein anderer NATO-Verbündeter Gastgeber von „Steadfast Noon“. Die Übungsflüge finden diesmal über Italien, Kroatien und dem Mittelmeer statt. Im vergangenen Jahr wurde schwerpunktmäßig im Luftraum über Belgien und Großbritannien sowie über der Nordsee geübt.

Keine Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine

Die NATO legt großen Wert auf die Feststellung, dass „Steadfast Noon 2023“ keine Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine darstelle. Auch kämen bei der 13-Nationen-Übung keine scharfen Waffen zum Einsatz. Es handele sich lediglich „um eine routinemäßige Ausbildungsmaßnahme“. Auch in diesem Jahr soll „Steadfast Noon“ einen Mindestabstand von 1000 Kilometern zum russischen Staatsgebiet einhalten.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte sich bereits im Vorfeld der Luftwaffenübung geäußert. Russlands Krieg gegen die Ukraine sei eine Erinnerung an die wichtige Rolle der Atomwaffen für die Abschreckung. „Steadfast Noon“ werde dazu beitragen, Glaubwürdigkeit, Wirksamkeit und Sicherheit der nuklearen Abschreckung des Bündnisses zu gewährleisten.

Beim Treffen der NATO-Verteidigungsminister am 11. und 12. Oktober im Hauptquartier der Allianz in Brüssel machte Stoltenberg auch noch einmal vor Pressevertretern deutlich: „Das Strategische Konzept der NATO bedeutet, dass der grundlegende Zweck der nuklearen Fähigkeiten unseres Bündnisses darin besteht, den Frieden zu erhalten, Nötigung zu verhindern und Aggression abzuschrecken. Die NATO bleibt ein Nuklearbündnis, solange es Nuklearwaffen gibt.“ Und: „Wir senden mit ,Steadfast Noon‘ die klare Botschaft, dass die NATO alle Bündnispartner schützen und verteidigen wird.“

Übung ist von großer militärischer Geheimhaltung umgeben

Dass über „Steadfast Noon“ wenig bekannt ist, ja die Übung von großer militärischer Geheimhaltung umgeben ist, zeigt bereits die Antwort der Bundesregierung vom 3. August vergangenen Jahres auf eine Schriftliche Frage des Bundestagsabgeordneten Andrej Hunko (Die Linke). Hunko wollte unter anderem wissen, welche Standorte Deutschland in den vergangenen fünf Jahren an dem jährlich stattfindenden Atomwaffenmanöver beteiligt waren.

Die Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesminister der Verteidigung Thomas Hitschler: „Die Beantwortung der Frage kann nicht in offener Form erfolgen. Die Einstufung als Verschlusssache mit dem Geheimhaltungsgrad „VS – Nur für den Dienstgebrauch“ ist im vorliegenden Fall im Hinblick auf das Staatswohl erforderlich. […] Die Nennung der an der NATO-Übung ,Steadfast Noon‘ beteiligten Standorte stellt eine schutzwürdige Zusammenstellung dar, die Rückschlüsse auf vorhandene Fähigkeiten und Fähigkeitslücken der Bundeswehr als auch Streitkräfte anderer Staaten zulässt.“

Es ist erstaunlich, dass die NATO in diesem Jahr einen doch etwas ausführlicheren Onlinetext plus Bildmaterial zu dem Manöver veröffentlicht hat. Der Beitrag dürfte auch als eine mehrdeutige Botschaft an Moskau verstanden werden …


Unser Bild zeigt ein niederländisches Kampfflugzeug vom Typ F-16 Fighting Falcon bei „Steadfast Noon“ kurz nach dem Start.
(Foto: Zachary Jakel/U.S. Air Force)

Kleines Beitragsbild: Eine B-52H Stratofortress der U.S. Air Force nach der Überquerung des Atlantiks kurz vor der Landung auf dem britischen Luftwaffenstützpunkt Fairford. Der Bomber nahm gemeinsam mit einer weiteren B-52 später an Übungsflügen der NATO teil. Die Aufnahme stammt vom 11. Februar 2022. Heimat der amerikanischen Maschinen: das 5. Bombergeschwader auf der Minot Air Force Base im US-Bundesstaat North Dakota.
(Foto: Royal Air Force)


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