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Koblenz/Wilhelmshaven. Die Fregatte „Sachsen“ – Kennung F219 – verfügt jetzt wieder über eine Senkrechtstartanlage, mit der Flugkörper zur Flugabwehr verschossen werden können. Der Einbau des sogenannten „Vertical Launching System“ (VLS) konnte kürzlich im Marinearsenal in Wilhelmshaven abgeschlossen werden. Trotz der Komplexität des Rüstungsvorhabens wurde der Einbau während der planmäßigen Liegezeit des Schiffes durchgeführt.

Der Ersatz des VLS resultiert aus einem Unfall, der sich am 21. Juni 2018 an Bord der „Sachsen“ ereignet hatte. Dabei war die ursprüngliche Senkrechtstartanlage irreparabel beschädigt worden, was danach den vollständigen Austausch erforderlich machte (siehe dazu hier).

VLS-Anlagen werden in der Regel einmalig beim Bau eines Kriegsschiffes integriert. Der nachträgliche Einbau eines neuen Launchers auf einem bereits fertigen Schiff und damit verbundene Anpassungen sind kompliziert und stets eine besondere Herausforderung. Im Fall der Fregatte „Sachsen“ konnten die Arbeiten aber insbesondere durch das Personal des Marinearsenals in großen Teilen selbst zügig durchgeführt werden.

Regierungskauf im Foreign-Military-Sales-Verfahren

Das VLS-System war zuvor durch den Hersteller in den USA für die Reparatur komplett neu produziert worden. Damit konnte zugleich eine aktuellere Version des Launchers erworben werden. Die Beauftragung der Beschaffung war zuvor durch das Koblenzer Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) als sogenannter Regierungskauf im Foreign-Military-Sales-Verfahren (FMS-Verfahren) über die US-Regierung in die Wege geleitet worden.

In Absprache mit der Deutschen Marine war außerdem entschieden worden, das neue Flugabwehrsystem erst bei der derzeit stattfindenden, regulären Instandhaltungsphase der „Sachsen“ einzurüsten. Damit sollten zusätzliche Werftliegezeiten vermieden werden.

Der Einbau des letzten VLS-Moduls konnte in der vergangenen Woche über die Bühne gehen. Nach Abschluss der softwareseitigen Einbindung in das Waffensystem der Fregatte stehen nun noch einige Funktionstests am System aus. Diese werden jedoch erst am Ende der laufenden Instandhaltung im Jahr 2024 erfolgen können.

Einer der Auftragsschwerpunkte des Schiffes ist die Luftverteidigung

Die „Sachsen“ ist eine Fregatte der Klasse 124 und als Mehrzweckschiff für Geleitschutz und Seeraumkontrolle konzipiert. Ihr Schwerpunkt ist die Luftverteidigung: Alle Sensoren und Waffen an Bord sind für diese Hauptaufgabe der Verbandsflugabwehr optimiert. Mit dem VLS Mk41 kann die F124 Lenkflugkörper vom Typ Standard Missile 2 (SM-2) und Evolved Sea Sparrow Missile (ESSM) verschießen. Der Starter verfügt über 32 Schächte. Ein Schacht fasst vier ESSM oder eine SM-2.


Kompakt                           

Das Marinearsenal in Wilhelmshaven hat den Generalauftrag, die Einsatzbereitschaft der Deutschen Marine sicherzustellen. Der Zuständigkeitsbereich umfasst neben Schiffen und Booten auch die Landanlagen und landgebundenen Einheiten der Teilstreitkraft wie Marineschulen, Funksendestationen oder Munitionsdepots.

Kernaufgaben sind die Planung und Durchführung von Materialerhaltungsmaßnahmen oberhalb der Ebene der Truppeninstandhaltung sowie die Instandsetzung der Führungs- und Waffeneinsatzsysteme durch die Arsenalbetriebe. Die Dienststelle nimmt alle Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten vor, die von der Marine mit Bordmitteln nicht erledigt werden können.

In regelmäßigen Intervallen von zwei beziehungsweise zweieinhalb Jahren wird jede deutsche Marineeinheit einer planmäßigen Instandsetzung unterzogen. Die planmäßigen Instandsetzungen von allgemeinen schiffstechnischen Anlagen (wie Antriebsmotoren, Ruderanlagen und Schiffskörper) werden im Wettbewerb europaweit ausgeschrieben. Mit der Instandsetzung marinespezifischer Systeme wie Rohr- und Flugkörperwaffenanlagen sowie elektronischer und optronischer Anlagen/Geräte werden hingegen die Arsenalbetriebe beauftragt.

Neben der Durchführung von Materialerhaltungsmaßnahmen plant das Marinearsenal zudem Produktänderungen an den Systemen der Marine und führt diese durch. Daneben unterstützt die Dienststelle die Marine während der Auslandseinsätze durch Instandsetzungsmaßnahmen vor Ort und führt Sofortinstandsetzungen von Schäden durch, die im täglichen Betrieb an Bord und in den Landanlagen auftreten und durch die Marine mit Eigenmitteln nicht zu beheben sind.


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Zu unserem Bildmaterial:
1. Eine Fregatte der Klasse 124 startet während einer Übung einen Flugkörper aus dem Senkrechtstarter, dem Vertical Launching System/VLS.
(Foto: Volker Muth/Bundeswehr)

2. Einbau des neuen VLS auf der Fregatte „Sachsen“ im Wilhelmshavener Marinearsenal. Die Aufnahme zeigt, wie das letzte Modul des Flugabwehrsystems mit dem Schwimmkran in die Fregatte gehoben wird.
(Foto: Christian Flemm/Bundeswehr)

3. Luftbildaufnahme vom Marinearsenal in Wilhelmshaven.
(Foto: Bundeswehr)


Kommentare

  1. Aufrechter Demokrat | 2. Januar 2024 um 11:51 Uhr

    Bloß sechs Jahre Zeit bis zur vollständigen Wiederherstelllung der Einatzbereitschaft? Respekt!

  2. Klaus W. | 3. Januar 2024 um 20:52 Uhr

    Zum Kommentar von @Aufrechter Demokrat:

    In den Beitrag des bundeswehr-journal vom 29. Dezember 2023 heißt es unter anderem: „VLS-Anlagen werden in der Regel einmalig beim Bau eines Kriegsschiffes integriert. Der nachträgliche Einbau eines neuen Launchers auf einem bereits fertigen Schiff und damit verbundene Anpassungen sind kompliziert und stets eine besondere Herausforderung. Im Fall der Fregatte ,Sachsen‘ konnten die Arbeiten aber insbesondere durch das Personal des Marinearsenals in großen Teilen selbst zügig durchgeführt werden.“ Und: „Das VLS-System war zuvor durch den Hersteller in den USA für die Reparatur komplett neu produziert worden.“

    In dem im Text verlinkten früheren Beitrag vom 23. November 2018 wurde berichtet: „Die Fregatte ,Sachsen‘ wird der Deutschen Marine wohl bis Anfang August kommenden Jahres nicht zur Verfügung stehen. Das Schiff soll im Rahmen einer planmäßigen Instandhaltung im Innenbereich überholt werden. Dies geht aus einer ,Bekanntmachung vergebener Aufträge in den Bereichen Verteidigung und Sicherheit‘ vom 22. November hervor. Dort ist der ,endgültige Gesamtauftragswert‘ mit rund 4,13 Millionen Euro ausgewiesen. Beseitigt werden müssen auch schwere Schäden, die im Juni dieses Jahres durch einen Brand bei einem Flugkörperschießen entstanden sind.“

    So wie ich das verstehe: Die Informationen aus dem Jahr 2018 bezogen sich hinsichtlich des Zeitaufwandes auf die planmäßige Überholung beziehungsweise Instandhaltung (alle zwei Jahre), inklusive der Reparatur unter anderem des defekten Starters. Dies alles hätte planmäßig wohl bis Ende August 2019 abgeschlossen werden können. Wenn man es denn so gewollt hätte! Vielleicht auch ein paar Monate später …

    „Beseitigt werden müssen auch schwere Schäden, die im Juni dieses Jahres durch einen Brand bei einem Flugkörperschießen entstanden sind“, so der Beitrag von 2018. Bedeutet meines Erachtens also: Die (einfachere) Reparatur der Starteranlage kommt noch oben drauf!

    Man hat sicher länger überlegt, was man will, und hat irgendwann entschieden: Man möchte eine „hochaufwändige, komplexe komplette Erneuerung (Aus- und Einbau usw.) der ganzen Anlage – plus abwarten der Produktionszeit der Anlage in den USA (die dort ja extra und speziell für das deutsche Kriegsschiff angefertigt wurde).

    Wir erinnern uns: „VLS-Anlagen werden in der Regel einmalig beim Bau eines Kriegsschiffes integriert. Der nachträgliche Einbau eines neuen Launchers auf einem bereits fertigen Schiff und damit verbundene Anpassungen sind kompliziert und stets eine besondere Herausforderung.“

    Bedeutet also alles zusammengenommen: extremer zeitlicher Aufwand! Aber sechs Jahre? Das ist schon sehr viel! Der Beitrag „Von allem zu wenig: Die deutsche Marine geht unter“ des Deutschlandfunks/DLF vom 17. Februar 2019 kann möglicherweise erklären, warum:

    https://www.deutschlandfunk.de/von-allem-zu-wenig-die-deutsche-marine-geht-unter-100.html

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