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Berlin/Osnabrück. Der Deutsche Bundeswehr-Verband (DBwV) rügt den schleppenden Internet-Ausbau bei den Schiffen der Deutschen Marine. Fregattenkapitän Marco Thiele, Vorsitzender Marine im Bundesvorstand der Interessenvertretung, sagte jetzt der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ): „Bis auf die Fregatte ,Bayern‘ hat kein Schiff unserer Marine so richtig einen funktionierenden Internet-Zugang für die Menschen an Bord, um Verbindung mit den Familien zu halten, obwohl das bereits vor Jahren versprochen wurde.“

Während der monatelangen Auslandseinsätze auf den Weltmeeren gebe es für die meisten Soldaten noch immer keine Möglichkeit, über Online-Dienste Kontakt in die Heimat aufzunehmen, beklagte Thiele. Im Gegensatz zu anderen Ländern würden Soldaten der Deutschen Marine noch mit dem Satellitentelefon auf dem Oberdeck versuchen, eine Verbindung zur Heimat zu bekommen. „Das ist doch vernunftbeleidigend“, so Thiele.

Die Möglichkeit, das Internet auch bei der Marine zu nutzen, würde zudem die Attraktivität steigern. „Ein junger Mensch läuft mittlerweile sein ganzes Leben mit dem Smartphone herum. Dem kannst du vielleicht noch erklären, dass er mehrere Monate nicht zu Hause ist, wenn er zur See fährt. Aber nicht, dass er monatelang auf das Smartphone und die Kommunikation damit verzichten muss. Auch das erschwert die Nachwuchsgewinnung“, befürchtet Thiele.

Projekt „Betreuungskommunikation im Einsatz“ inzwischen gescheitert?

Das Bundesministerium der Verteidigung begründete den langsamen Ausbau mit den technischen und operativen Einschränkungen bei der Nutzung der Satellitensysteme, die für das Internet an Bord dringend notwendig sind. Der Ausbau von frei verfügbarem Internet für Marineangehörige werde „wohl noch Jahre in Anspruch nehmen“, erfuhr die NOZ dazu auf Anfrage.

Dies ist mehr als verwunderlich, berichteten wir doch bereits vor exakt acht Jahren über das Thema „Betreuungskommunikation im Einsatz“ und die damalige Zusicherung des Ministeriums, „mit Hochdruck“ daran arbeiten zu wollen, „in naher Zukunft auch private Internet-Nutzung auf See“ für die Besatzungen deutscher Einheiten möglich machen zu wollen (siehe dazu hier). Offenbar floppte da was gewaltig …


Zu unserem Bildmaterial:
1. Bis auf die Fregatte „Bayern“ hat – so die Informationen von Fregattenkapitän Marco Thiele vom Deutschen Bundeswehr-Verband – kein anderes Schiff der Deutschen Marine „so richtig einen funktionierenden Internetzugang für die Menschen an Bord, um Verbindung mit den Familien zu halten“. Die Aufnahme zeigt das Kriegsschiff bei einer früheren Mission westlich vor Gibraltar in See.
(Fotograf: Harald Matle/Bundeswehr)

2. Die „Bayern“ ist die dritte Einheit der Fregatten-Klasse F123 („Brandenburg“-Klasse). Sie war am 15. Juni 1996 in Dienst gestellt worden. Das Schiff war seit seiner Indienststellung an mehreren Auslandseinsätzen beteiligt. Vom 2. August 2021 bis zum 18. Februar 2022 führte die Fregatte eine Präsenz- und Ausbildungsfahrt in den Indopazifik durch, die große mediale Beachtung fand. Die „Bayern“ war dabei im Seegebiet zwischen dem Horn von Afrika, Australien und Japan unterwegs. Unser Bild zeigt Besatzungsangehörigen beim Hissen der Bayern-Flagge (von links: Hauptgefreiter Michael Reichert, Oberstabsgefreiter Robert Reil und Gefreiter Marco Schregelmann).
(Foto: Detlef Struckhof/Bundeswehr)

3. Marco Thiele, Vorsitzender Marine im Bundesvorstand des Deutschen Bundeswehr-Verbandes, kurz DBwV.
(Foto: DBwV)

Kleines Beitragsbild: Symbolbild „Weltweites Internet“ aus dem Bildangebot von Pixabay.
(Foto: Pete Linforth/unter Pixabay License = freie kommerzielle Nutzung, kein Bildnachweis erforderlich)


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