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Wilhelmshaven. Am 8., 11. und nun am 15. November konnte die Deutsche Marine drei ihrer schwimmenden Einheiten, die in unterschiedlicher Mission unterwegs gewesen waren, wieder in der Heimat begrüßen. Alle drei Schiffe – die Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“, der Einsatzgruppenversorger „Bonn“ und schließlich die Fregatte „Hessen“ – liefen nach zum Teil monatelanger Abwesenheit wieder im Heimatstützpunkt Wilhelmshaven ein, begrüßt von Vertretern der Führung, von Angehörigen und Freunden und mit flotten Stücken angetretener Marinemusiker.

Die Fregatte „Hessen“ kehrte am heutigen Dienstag gegen 10 Uhr aus dem Atlantik von der US Carrier Strike Group 2022 (CSG) nach Wilhelmshaven zurück. Das Schiff war Anfang September ausgelaufen, um sich der Flugzeugträgerkampfgruppe anzuschließen (wir berichteten).

Bei ihrem wochenlangen Einsatz trainierte die „Hessen“ gemeinsam mit mehreren Begleitschiffen anderer Nationen. Im Fokus standen die Einsatzausbildung und die operative Zusammenarbeit. Innerhalb des US-Verbandes war der primäre Auftrag der deutschen Fregatte der Klasse F124, den Verband rund um den Flugzeugträger USS „Gerald R. Ford“ vor möglichen Bedrohungen aus der Luft zu schützen. Die Einheiten der „Sachsen“-Klasse sind speziell für die Luftverteidigung konzipiert. Mit ihrem SMART-L-Radar kann die „Hessen“ beispielsweise den Luftraum über der gesamten Nordsee überwachen. Ihr Radar ist in der Lage, mehr als 1000 Ziele gleichzeitig zu erfassen.

Fregattenkapitän Volker Kübsch, Kommandant der Fregatte „Hessen“, sagte am Ende der Mission: „Mit Auslaufen zur Carrier Strike Group Anfang September hatte ich ein forderndes Programm für Schiff und Besatzung angekündigt, in dem wir das Beherrschen unseres Waffensystems unter Beweis werden stellen müssen. Die harten Monate der Einsatzvorbereitung haben sich hierfür mehr als gelohnt. Wir kehren zurück mit zahlreichen Erfahrungen zum Operieren in einem multinationalen Flugzeugträgerverband und den wohl unvergesslichen Eindrücken, einen Flugzeugträger aus nächster Nähe in Aktion erlebt zu haben.“

Rund sechs Monate lang beim Unterstützungseinsatz in der Ägäis

Bereits am Freitag vergangener Woche (11. November) um 9 Uhr war der Einsatzgruppenversorger „Bonn“ nach fast sechs Monaten im Ägäis-Einsatz wieder im Marinestützpunkt Heppenser Groden in Wilhelmshaven eingelaufen.

„Viele Wochen lang waren der Einsatzgruppenversorger und seine Besatzung an der Bewältigung der Flüchtlingskrise im Seegebiet der Ägäis im Rahmen des ständigen maritimen NATO-Einsatzverbandes SNMG 2 (Standing NATO Maritime Group 2) beteiligt und dadurch ein weiteres Mal für eine lange Zeit getrennt von Familie, Freunden und Bekannten“, erklärte der Kommandant Eike Deußen nach der Rückkehr. Bei diesem Einsatz war das Schiff mit 181 Marineangehörigen unterwegs gewesen. Dazu der Kommandant: „Es war wichtig, zumindest im Hafen wieder ein wenig Normalität einkehren zu lassen und – unter Berücksichtigung der Corona-Lage – der Besatzung größtmögliche Bewegungsfreiheit und auch den Landgang wieder zu erlauben.“

Nun seien aber alle froh, nach so langer Seefahrt wieder zu Hause zu sein. Das Schiff hatte während des Auslandseinsatzes rund 33.000 Seemeilen zurückgelegt.

Zum Auftrag sagte Fregattenkapitän Deußen: „Die Besatzung und das Schiff waren nunmehr das dritte Mal in dieser einsatzgleichen Verpflichtung in der Ägäis eingesetzt und man konnte im Laufe der Jahre beobachten, wie sich die Anrainerstaaten inzwischen auf die Flüchtlingsbewegung in der Ägäis eingestellt haben.“ Weiter berichtete der Kommandant: „Die Küstenwachen und Marineeinheiten Griechenlands und der Türkei sowie Einheiten der europäischen Grenzschutzorganisation Frontex sind im Gebiet allgegenwärtig – das bedeutet, die Reaktionszeiten sind kurz. So wie 2016 im ersten Kontingent, wo man Schlauchboote und Rettungswesten in Bergen an den Stränden beobachten konnte, ist es nun nicht mehr. So hat die ,Bonn‘ – ebenso wie unsere direkten Vorgängerkontingente – nur sehr wenige ,Querungen‘ beobachten und melden können.“

Als Highlight ihrer Tour bezeichneten die Besatzungsangehörigen bei der Heimkehr nach Wilhelmshaven die Verabschiedung der Fregatte „Lübeck“ in der Ägäis. Es war der letzte Auslandseinsatz der „Lübeck“ vor deren Außerdienststellung gewesen (siehe dazu hier).

Streitkräftegemeinsame taktische Feuerunterstützung und Uboot-Jagd

Drei Tage vor dem Einsatzgruppenversorger „Bonn“ hatte auch schon die Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ in Wilhelmshaven festgemacht. Schiff und Besatzung waren am 8. November gegen 9:30 Uhr vom NATO-Einsatz zurückgekehrt.

„Mit der Ankunft im Heimatstützpunkt Wilhelmshaven geht für uns das zweite Einsatzvorhaben in diesem Jahr zu Ende“, zog Fregattenkapitän Hendrik Wißler Bilanz. Der Kommandant der „Mecklenburg-Vorpommern“ schilderte den Auftrag: „Es hat uns mit der NATO Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) zunächst in den Atlantik vor die sommerliche portugiesische Küste geführt, bevor es anschließend in einem nationalen Verband über den Polarkreis bis nach Andøya in das bereits leicht winterliche Nordnorwegen ging.“

Die knapp dreimonatige Tour war durchgehend geprägt von fordernden Manövern im multinationalen und nationalen Rahmen. Dabei ragte insbesondere die letzte Phase der Mission mit den Vorhaben „Heimdall 2022“ und „Vision 2022“ heraus, bei denen in Norwegen die streitkräftegemeinsame taktische Feuerunterstützung und später dann die Uboot-Jagd trainiert wurde.

Die „Mecklenburg-Vorpommern“ hatte bei ihrer Fahrt im Rahmen der Bündnisverteidigung 195 Besatzungsmitglieder an Bord, unter ihnen 16 männliche und weibliche Offizieranwärter, die im Rahmen ihrer Laufbahnausbildung an Bord das vorgeschriebene Praktikum absolvierten.

Während des Einsatzes unter NATO-Flagge legte die Fregatte der „Brandenburg“-Klasse F123 insgesamt 12.237 Seemeilen (rund 23.000 Kilometer) zurück. Das Schiff hatte bei dieser Fahrt eine Bordhubschrauberkomponente des Marinefliegergeschwaders 5 aus Nordholz mit zwei Sea Lynx Mk.88A mit an Bord.

Redaktioneller NACHBRENNER I

Am 2. Dezember um 8:15 Uhr kehrte auch der Betriebsstofftransporter „Spessart“ unter dem Kommando von Kapitän Lutz Lüken aus dem VJTF-Verband nach Kiel zurück. Insgesamt hatte das zivil besetzte Schiff des Trossgeschwaders rund 13.000 Seemeilen zurückgelegt.

„Die Zusammenarbeit mit den beteiligten Nationen und deren Schiffen war hervorragend“, sagte Kapitän Lüken in Kiel. Die Hauptaufgabe der „Spessart“, ein Betriebsstofftransporter der Klasse 704, bei diesem maritimen Einsatz war die Versorgung aller beteiligten NATO-Schiffe mit Kraftstoff. Mehrere Versorgungsmanöver in See (Replenishment-at-sea, kurz RAS) fanden dabei als Multi-RAS statt. Dabei wurden an Backbord- und Steuerbordseite die zu betankenden Schiffe gleichzeitig und in Fahrt über spezielle Tankschläuche mit dem benötigten Kraftstoff versorgt. Die „Spessart“ führte im Einsatzzeitraum insgesamt 20 RAS-Manöver mit 13 Schiffen aus sechs Nationen durch (Griechenland, Großbritannien, Italien, Spanien, Türkei und USA).

Der Großteil der 37 Seeleute umfassenden Besatzung ging direkt nach dem Einlaufen in Kiel in den Urlaub, um die Vorweihnachtszeit mit ihren Familien genießen zu können.

Redaktioneller NACHBRENNER II

Zwei weitere „Heimkehrer“ konnte die Marine am 13. Dezember in Kiel begrüßen. Um 10 Uhr machte dort an diesem Dienstag der Tender „Mosel“ fest, um 11 Uhr folgte das Minenjagdboot „Sulzbach-Rosenberg“. Damit kamen auch diese Besatzungen rechtzeitig vor den Feiertagen wieder im Heimathafen an.

Beide Einheiten waren im Juli aus Kiel in verschiedene Einsatzgebiete ausgelaufen. Während das Minenjagdboot ins östliche Mittelmeer fuhr, verblieb der Tender die erste Zeit im Bereich der Atlantikküste vor der Iberischen Halbinsel.

Doch in diesen Zeiten kann sich Geplantes schnell ändern. Das musste auch die 45-köpfige Besatzung der „Sulzbach-Rosenberg“ erfahren. Eingerichtet auf warme Temperaturen im Mittelmeer ging es per NATO-Befehl plötzlich wieder in den Norden. „Der Wechsel von 38°C zu 0°C war dabei ziemlich herausfordernd, was die Auswahl der mitgenommenen Kleidung betraf“, erklärte Korvettenkapitän Florian Förster, der Kommandant des Bootes, später. Die Besatzung konnte schließlich bei einem kurzen Stopp in Hamburg rasch die Uniformen und Zivilkleidung von „Sommer auf Winter“ tauschen.

Nach insgesamt 14.500 Seemeilen und 17 Häfen in zehn Ländern fasste Kommandant Förster bei der Rückkehr in Kiel die Fahrt so zusammen: „Für den dritten Einsatz in drei Jahren war die Leistung gleichbleibend ausgezeichnet. Im internationalen Rahmen konnten wir zeigen, was wir können.“

Der Tender „Mosel“ war das Führungsschiff des ständigen Minenabwehrverbandes der NATO (Standing NATO Mine Countermeasures Group 1/SNMCMG 1) und in dieser Zeit mehr als 10.000 Seemeilen unterwegs gewesen. Zu den 68 Angehörigen der Stammcrew waren Soldaten aus sechs weiteren verschiedenen Nationen eines internationalen Stabes eingeschifft worden. „Zu den absoluten Höhepunkten während dieser Reise gehörte das Einlaufen in London, die Passage der Tower Bridge bei Dunkelheit und das Anlegen an dem berühmten Kreuzer HMS ,Belfast‘ in der Themse“, berichtete in Kiel der Kommandant der „Mosel“, Korvettenkapitän Stefan Ladewich.

Aber es gab auf der Fahrt auch schwierige Situationen, die von der Crew professionell gemeistert worden waren. Dazu gehörte die Sprengung einer Mine durch ein amerikanisches EOD-Team (EOD = Explosive Ordnance Disposal), das sich an Bord befand. Oder der Transport einer verletzten französischen Kameradin bei Nacht durch einen finnischen Rettungshubschrauber ins nächste Krankenhaus.


Zu unserer Bilderfolge:
1. und 2. Am 8. November 2022 begrüßten in Wilhelmshaven zahlreiche Familienangehörige, Freunde und Bekannte die heimkehrende Besatzung der Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“. Das Schiff war knapp drei Monate unterwegs im Auftrag der NATO und im Rahmen der Bündnisverteidigung gewesen.
(Fotos: Leon Rodewald/Deutsche Marine)

3. Der Einsatzgruppenversorger „Bonn“ kehrte nach fast sechsmonatiger Mission am 11. November 2022 vom Einsatz in der Ägäis nach Wilhelmshaven zurück. Die Aufnahme zeigt die Besatzung der „Bonn“ unmittelbar nach dem Auslaufen aus Souda (Kreta) bei der Verabschiedung der Fregatte „Lübeck“. Mit Signalflaggen am Geländer der „Bonn“ wurde die „Lucky Lübeck“ in den geplanten „Ruhestand“ verabschiedet.
(Foto: Leon Rodewald/Deutsche Marine)

4. Die Fregatte „Hessen“ (im Bildvordergrund) am 9. Oktober 2022 im Verband mit dem amerikanischen Flugzeugträger USS „Gerald R. Ford“ (rechts) und weiteren Begleitschiffen. Nach Ankunft im Heimatstützpunkt Wilhelmshaven konnte die Besatzung der „Hessen“ zunächst einen kurzen Urlaub antreten, ehe eine dreiwöchige Einsatzausbildung anstand. Diese Vorbereitung fand vor allem statt in Vorbereitung auf die Integration der deutschen Marineeinheit in eine französische Flugzeugträgerkampfgruppe. Voraussichtlich Ende Januar 2023 wird die Fregatte „Hessen“ zur Verstärkung dieser Kampfgruppe auslaufen.
(Foto: Sawyer Connally/Carrier Strike Group 12/U.S. Navy)

5. Der Betriebsstofftransporter „Spessart“ am 2. Dezember 2022 unmittelbar nach dem Festmachen im Heimatstützpunkt Kiel.
(Foto: Marcel Kröncke/Deutsche Marine)

6. Der Tender „Mosel“ am 29. Juni 2011 im Rahmen eines UNIFIL-Auslandseinsatzes vor der libanesischen Küste.
(Foto: Deutsche Marine)

7. Das Minenjagdboot „Sulzbach-Rosenberg“ am 18. Juni 2021 ebenfalls nach Ende eines SNMCMG-1-Einsatzes unter NATO-Flagge.
(Foto: Björn Wilke/Deutsche Marine)

Kleines Beitragsbild: Begrüßung der heimkehrenden „Mecklenburg-Vorpommern“ in Wilhelmshaven.
(Foto: Leon Rodewald/Deutsche Marine)


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