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Koblenz/Schrobenhausen/Düsseldorf/Eckernförde. Es ist ein großer Schritt in Richtung einsatzfähiger Laser-Systeme: Erstmals in ihrer Geschichte hat die Bundeswehr im August 2022 von einem deutschen Kriegsschiff erfolgreich eine Laserwaffe eingesetzt. Im Rahmen von Erprobungen bekämpfte die Fregatte „Sachsen“ am 30. August auf See vor dem Truppenübungsplatz in Putlos Drohnen im Nah- und Nächstbereich. Verantwortlich für die Entwicklung des Laserwaffendemonstrators – kurz LWD – ist die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) „Hochenergielaser Marinedemonstrator“, bestehend aus der MBDA Deutschland GmbH und der Rheinmetall Waffe Munition GmbH.

In einer Pressemitteilung erklärt MBDA dazu: „Ein zukünftiges Hochenergielaser-Waffensystem für die Marine eignet sich insbesondere zur Abwehr von Drohnen, Drohnenschwärmen oder angreifenden Schnellbooten im Nah- und Nächstbereich. Es kann aber auch leistungsfähiger ausgestattet und zur Zerstörung von Lenkflugkörpern oder Mörsergranaten eingesetzt werden.“

Bereits im November 2021 war die gemeinsame Integrations- und Testphase des Marinedemonstrators gestartet worden. Das Integrationsteam der ARGE konnten die Testphase mit einem erfolgreichen Factory Acceptance Test (FAT) auf dem Erprobungsgelände in Unterlüß abschließen. Danach folgte die Integration des Demonstrators in Kiel auf dem Deck der „Sachsen“.

Zusammenarbeit mit dem Koblenzer BAAINBw und der WTD 71 Eckernförde

Im Juli 2022 fand die erste Testkampagne in der Eckernförder Bucht direkt vor dem Stützpunkt der Wehrtechnischen Dienststelle für Schiffe und Marinewaffen, Maritime Technologie und Forschung 71 (WTD 71) in Surendorf statt. Im Rahmen der Versuche wurde die Leistungsfähigkeit der verschiedenen Sensoren – unter anderem der elektrooptischen (EO)-Sensorik der ARGE und des Radars – verifiziert. Zudem erfolgte die Erprobung des Zusammenspiels aller Komponenten und Verfahren der gesamten Wirkkette von der Zielerfassung bis zur Bekämpfung.

Der Waffentest umfasste schließlich eine Vielzahl realitätsnaher Bekämpfungsszenarien. Die Erprobungsplanung und die Bereitstellung verschiedener Zieltypen an Land, zu Wasser oder in der Luft wurden durch das Koblenzer Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) organisiert und durchgeführt. Die Erprobungsleitung hatte die WTD 71.

Voll funktions- und leistungsfähiger Demonstrator auf der Fregatte „Sachsen“

Daniel Gruber, Projektleiter „Marinedemonstrator“ bei MBDA Deutschland, und Markus Jung, Leiter „Entwicklung Strahlenwaffen“ bei Rheinmetall Waffe Munition, begleiten die Erprobungskampagnen mit der Fregatte.

Mit Blick auf die zurückliegende Integrations- und Testphase ziehen beide Firmenvertreter ein positives Fazit. So sei der historische scharfe Laser-Schuss von einem Kampfschiff der Marine für alle Beteiligten ein besonderer Moment gewesen. Das Team habe die volle Leistungsfähigkeit des Demonstrators unter Beweis stellen können. MBDA-Projektleiter Gruber betont: „Die gute Zusammenarbeit der beiden ARGE-Partner hat wesentlich dazu beigetragen, dass wir einen voll funktionsfähigen und leistungsfähigen Demonstrator auf der Fregatte ,Sachsen‘ integrieren konnten. Die enge Zusammenarbeit mit dem Bordkommando des Schiffes ermöglichte uns den direkten Austausch mit dem zukünftigen Nutzer. So sind viele Anregungen der Marine bereits direkt eingearbeitet worden oder werden in einer späteren Entwicklung umgesetzt.“

Auch Thomas Baumgärtel, Projektleiter „Marinedemonstrator“ bei Rheinmetall, zeigt sich sehr zufrieden. Er erklärt: „Die Hauptkomponenten des Demonstrators stellen absolute Hochtechnolog dar. Diese basiert zwar auf jahrelanger Forschung innerhalb der beteiligten Häuser, viele Systembestandteile des Demonstrators wurden aber speziell für das Projekt entwickelt und sind in dieser Form zum ersten Mal miteinander kombiniert worden. Auch in Anbetracht der für ein derart komplexes System extrem kurzen Integrationsphase sind wir überaus stolz auf die bisherigen Ergebnisse und den erfolgreichen Erprobungsverlauf. Der eindrucksvoll erbrachte Nachweis über die Eignung von Hochenergielaser-Effektoren für den Nah- und Nächstbereichsschutz von Marineeinheiten ist ein Verdienst der gemeinsamen Anstrengungen aller Projektbeteiligten seitens der Industrie, der Dienststellen des öffentlichen Auftraggebers und natürlich der Besatzung der Fregatte ,Sachsen‘.“

Erprobung schafft Voraussetzungen für Einführung neuer Laser-Waffensysteme

Sowohl Doris Laarmann, Leiterin „Laser-Aktivitäten“ bei MBDA Deutschland, als auch Alexander Graf, Leiter „Programm-Management Strahlenwaffen“ bei Rheinmetall Waffe und Munition, betonen, dass mit der aktuellen Erprobung grundlegende Voraussetzungen für die Einführung neuer Laser-Waffensysteme und Fähigkeiten in die Bundeswehr geschaffen wurden.

Diese Fähigkeiten seien nicht nur für die Marine relevant, so Laarmann und Graf. Die Industrie bereite mittlerweile Laser-Systeme vor, die in verschiedenen Anwendungen zum Schutz der Truppen im Einsatz beitragen könnten.

Auf dem Weg zu einer voll funktionsfähigen, operationellen Laser-Waffe

Die Erprobungen der Hochenergielaser-Waffe werden nach Angaben der ARGE voraussichtlich noch bis Mitte 2023 andauern. In den folgenden Testkampagnen soll der Demonstrator in weiteren Szenarios „gefordert“ werden. Dabei soll – so MBDA – nicht zuletzt „der weitere Handlungsbedarf auf dem Weg zu einer voll funktionsfähigen, operationellen Laser-Waffe abgeleitet werden“.

Die Aufteilung der Arbeitsanteile in der ARGE am Effektor erfolgt den beiden beteiligten Firmen zufolge etwa zu gleichen Teilen. MBDA Deutschland ist für die Zielerfassung und -verfolgung (Tracking), die Bedienkonsole und Anbindung des Laser-Waffendemonstrators an das Führungssystem zuständig. Im Verantwortungsbereich von Rheinmetall liegen das Richtsystem, die Strahlführung und der Demonstrator-Container sowie die mechanische beziehungsweise elektrische Integration des Demonstrators auf dem Deck der Fregatte „Sachsen“ und letztlich auch die Quelle für den Hochenergielaser inklusive deren Peripherie.

Wir hatten übrigens über das Thema „Hochenergielaser-Waffensystem/HEL-Waffensystem“ erstmals am 13. November 2016 berichtet (siehe hier).


Die Aufnahme zeigt den Laser-Waffendemonstrator der ARGE in einem 20-Fuß-Container auf dem Deck der Fregatte „Sachsen“. Der Container wurde auf einem vorab integrierten Rahmen aufgesetzt.
(Foto: MBDA Deutschland GmbH)


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