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Berlin/Schrobenhausen/Düsseldorf. Seit rund 50 Jahren wird in Deutschland auf dem Gebiet der Laserwaffentechnologie geforscht. In den vergangenen zehn Jahren hat die Bundeswehr etwa 84 Millionen Euro in die Entwicklung von defensiven Laserwaffen – beispielsweise zur Abwehr von Flugzeugen, Raketen oder Projektilen – investiert. „Leistungsstarke Laserquellen sind schon lange keine Science-Fiction mehr – das zwingt auch uns, uns damit zu beschäftigen“, erklärte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums im Sommer vergangenen Jahres auf Anfrage aus dem ARD-Hauptstadtstudio. Hier entstand zu diesem Zeitpunkt ein Beitrag über Laserwaffenforschung der deutschen Streitkräfte. In dem ARD-Bericht hieß es, dass die Rüstungsfirmen MBDA und Rheinmetall inzwischen über entsprechende Technologien verfügten, die in zwei bis drei Jahren der Bundeswehr übergeben werden könnten. Beide Unternehmen führten in diesem Jahr weitere erfolgreiche Tests mit Hochenergie-Lasereffektoren durch.

MBDA Deutschland, Teil der europäischen MBDA-Gruppe, erprobte im Zeitraum 4. bis 14. Oktober einen neuen Hochenergie-Lasereffektor auf einem Truppenübungsplatz an der deutschen Ostseeküste. Bei der Versuchskampagne wurde das System erstmals unter realen Umwelteinflüssen getestet; die teilweise extremen Wetterbedingungen mit heftigem Regen und Sturm erschwerten die Abläufe ungemein. Dennoch bestätigten die Tests nach Auskunft von MBDA die Funktionsweise des Gesamtsystems und die Leistungsfähigkeit des verbesserten Trackingsystems (Anm.: tracken = präzise Erfassung und Verfolgung eines Zielobjekts).

Schwerpunkt der MBDA-Testreihe war die Erprobung des Strahlführungs- und Trackingsystems bis zur simulierten Bekämpfung von Luftzielen. Ein Sprecher erläuterte: „Dazu wurden die Ziele voreingewiesen, mit einem Beleuchtungslaser bestrahlt, durch die Trackingsoftware verfolgt und ein Zielpunkt auf dem Ziel über längere Zeit gehalten. Die als Flugziel agierenden Quadcopter führten hierbei unterschiedliche und teilweise hochdynamische Bewegungen in verschiedenen Entfernungsbereichen durch.“

Lasereffektor aus Schrobenhausen hat „erhebliches Zukunftspotenzial“

Thomas Gottschild, Geschäftsführer von MBDA Deutschland, zog am Ende der Kampagne ein für den Konzern erfreuliches Fazit: „Die erfolgreichen Tests haben gezeigt, dass das Gesamtsystem einen hohen technologischen Reifegrad erreicht hat und wir damit eine Führungsposition im Bereich der Hochenergie-Lasereffektoren einnehmen.“

So hatte der Systemdemonstrator in Abendversuchen bewiesen, dass er Ziele auch bei schlechten Sichtbedingungen finden und verfolgen kann. In anderen Versuchen hatte das MBDA-Team die Abwehr eines Schwarmangriffs simuliert, wobei schnelle Wechsel auf Ziele aus unterschiedlichen Richtungen durchgeführt werden mussten.

Der Demonstrator von MBDA Deutschland ist in einem Container integriert und verfügt über eine hochdynamische 360-Grad-Strahlführung. In einer Pressemitteilung des Unternehmens heißt es abschließend über den neuen Hochenergie-Lasereffektor: „Das System zeichnet sich durch hohe Präzision, Skalierbarkeit der Wirkleistung sowie geringe Logistikkosten aus. Durch die Nutzung einer Spiegeloptik können weit höhere Laserleistungen als die heute verfügbaren genutzt werden. Dadurch hat der Lasereffektor erhebliches Zukunftspotenzial.“

Rheinmetall erprobt Laser-System in Zusammenarbeit mit der deutschen Marine

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat im Februar dieses Jahres ebenfalls einen Hochenergie-Lasereffektor erprobt. Für das Testprogramm adaptierte das Unternehmen an Bord eines Marineschiffes einen Effektor der Klasse 10 Kilowatt auf ein Marineleichtgeschütz 27 (MLG 27). Die Versuchsreihe umfasste Trackversuche potenzieller Ziele auf See wie Drohnen oder Kleinstfahrzeuge. Getestet wurde auch der Einsatz des Effektors von See aus gegen stationäre Ziele an Land.

Das Fazit dieser Kampagne aus Sicht der Düsseldorfer Waffenschmiede: „Mit dem durchgeführten Testprogramm weist Rheinmetall neben der erfolgreichen Adaption des 10 kW-Hochenergie-Lasereffektors an das MLG 27 auch erstmalig Wirkungsergebnisse eines solchen Effektors im maritimen Einsatz nach.“ Damit würden nun wichtige Erkenntnisse zur Realisierung eines zukünftigen Effektors für die deutsche Marine vorliegen, meint Rheinmetall.


Video-Hinweis: Der Beitrag des Bayerischen Rundfunks (Sendeformat BR24) vom Juli 2015 zeigt Versuche mit einem Lasereffektor bei MBDA Deutschland in Schrobenhausen. Bereits wenige Wochen zuvor, im Mai, hatte das bundeswehr-journal auf Einladung des Konzerns den Stand der Laserwaffentechnologie-Forschung kennenlernen können. Bei diesem „Medientag“ war den Vertretern der Fachpresse in einem Sicherheitsbereich von MBDA ebenfalls eindrucksvoll die Wirkung gebündelter Energie vorgeführt worden.
(Video: BR24)

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Die beiden Aufnahmen zeigen
1. den Hochenergie-Lasereffektor von MBDA Deutschland während der Erprobung an der Ostseeküste und …
(Foto: MBDA Deutschland)

2. … den Effektor des Unternehmens Rheinmetall an Bord eines Schiffes der deutschen Marine.
(Foto: Rheinmetall AG)


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