menu +

Nachrichten


Berlin. Die Nutzungszeit des Kampfjets PA-200 Tornado, dessen Auslieferung an die Bundeswehr 1981 begann, neigt sich dem Ende zu. Jetzt ist die Entscheidung gefallen: Flugzeuge des Typs F-35 aus US-Produktion werden in Zukunft die Nukleare Teilhabe Deutschlands sicherstellen, eine Eurofighter-Weiterentwicklung den Bereich „Elektronische Kampfführung“ abdecken. Am heutigen Montag (14. März) informierte das Bundesministerium der Verteidigung das Parlament über die getroffene Wahl zur Tornado-Nachfolgelösung.

„Nach sorgfältiger Betrachtung aller verfügbaren Optionen“ habe Verteidigungsministerin Christine Lambrecht entschieden, für die Aufgabe der Nuklearen Teilhabe die Beschaffung des Flugzeugtyps F-35 über ein sogenanntes Foreign-Military-Sales-Verfahren (FMS-Verfahren) in den USA einzuleiten, heißt es begleitend in einem aktuellen Onlinebeitrag des Ministeriums. Die Rolle „Elektronischer Kampf“ – kurz EloKa – soll durch die Weiterentwicklung des Waffensystems Eurofighter abgedeckt werden.

„Die F-35 bietet ein einzigartiges Kooperationspotenzial mit unseren NATO-Verbündeten und weiteren Partnern in Europa“, erklärte Lambrecht nach Bekanntgabe der rüstungspolitischen Entscheidung in Berlin.

Das Waffensystem PA-200 Tornado ist ein von Deutschland, Großbritannien und Italien gemeinsam konstruiertes zweisitziges Mehrzweckkampfflugzeug. Die Deutsche Luftwaffe verfügt aktuell (Stand März 2022) noch über 93 Tornado-Maschinen, die für die Nukleare Teilhabe, den Elektronischen Kampf (Electronic Combat and Reconnaissance, ECR), den Luftangriff und die Taktische Aufklärung genutzt werden.

Beschafft werden sollen 35 F-35A sowie 15 Eurofighter ECR

Weiter sagte die Verteidigungsministerin in einem kurzen Statement: „Heute kommen wir mit der Ausrüstung der Bundeswehr einen guten, einen wichtigen Schritt voran.“ Die F-35 biete ein einzigartiges Kooperationspotential mit den NATO-Verbündeten, so Lambrecht. Acht europäische Bündnispartner hätten das Mehrzweckkampfflugzeug von Lockheed Martin bereits eingeführt oder seien im Beschaffungsprozess.

Zur Weiterentwicklung des Eurofighters für den Elektronischer Kampf erklärte die SPD-Politikerin: „Wichtige Schlüsseltechnologien [verbleiben so] in Deutschland und in Europa. Darüber hinaus sichert sich Deutschland damit eine starke Rolle im zukünftigen Kampfflugzeugsystem Future Combat Air System (FCAS), das gemeinsam mit Frankreich entwickelt wird.“ Der im Rahmen von FCAS konzipierte „Next Generation Fighter“ (NGF) soll ab 2040 den Eurofighter schrittweise ablösen.

Mit der Entscheidung für zwei Flugzeugtypen bleibt Deutschland langfristig beim Zweiflotten-Konzept, das sich in unserer Luftwaffe seit Jahrzehnten bewährt hat und einen wichtigen Beitrag zur Einsatzbereitschaft und Resilienz der Kampfflugzeugflotte leistet.

Die Bundeswehr plant, 35 F-35A und 15 Eurofighter ECR zu beschaffen. Die entsprechenden Zeitpläne einschließlich der Stückzahlen sollen – wie in anderen Großprojekten bereits üblich – einer kontinuierlichen Risikobewertung unterzogen werden.

Wir hatten letztmalig am 30. Dezember 2017 über das Thema „Entscheidung über die Tornado-Nachfolge“ berichtet (siehe hier).

Redaktioneller NACHBRENNER

Mit dem US-Kampfflugzeug F-35, das künftig den Tornado der Bundeswehr als Trägerflugzeug der Nuklearen Teilhabe ersetzen soll, und zum weiterentwickelten Eurofighter für den Bereich „EloKa“ befasst sich aktuell eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion der Linken. Sevim Dağdelen, Ali Al-Dailami und Andrej Hunko erkundigen sich darin bei der Bundesregierung vor allem nach „Deutschlands außenpolitische Rolle im Rahmen der atomaren Abschreckungspolitik der NATO“.

Zur Bedeutung der Beschaffung der F-35 für Deutschlands Beteiligung an der Nuklearen Teilhabe heißt es in der Regierungsantwort vom 2. Juni 2022: „Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag zur Beschaffung eines Nachfolgesystems für das Kampfflugzeug Tornado und zur sachlichen und gewissenhaften Begleitung des Beschaffungs- und Zertifizierungsprozesses mit Blick auf die Nukleare Teilhabe bekannt. Mit der Beschaffung der F-35A erhält Deutschland seine NATO-Fähigkeiten bruchfrei und hält mithin seine Zusagen gegenüber der NATO ein.“

Die Bundesregierung halte unverändert an ihrem Ziel einer atomwaffenfreien Welt fest, so die Stellungnahme weiter. Gleichzeitig bekenne sich die Regierung aber auch zur Nuklearen Teilhabe als wichtigem Bestandteil einer glaubhaften Abschreckung des Bündnisses.

Weiter wollten die Abgeordneten der Linken wissen: „Aus welchen Gründen hat sich die Bundesregierung nun doch für die Beschaffung der F-35 entschieden – [gefragt] vor dem Hintergrund, dass sich das Verteidigungsministerium nach detaillierten Informationen der Herstellerfirmen im Rahmen des Beschaffungsprozesses Anfang 2019 unter anderem aufgrund schlechter abschätzbarer und damit kalkulierbarer technischer Risiken sowie einer prognostizierten schlechteren Kosten- und Nutzenrelation [zunächst] gegen das Kampfflugzeug F-35 [ausgesprochen] hatte?“

Dazu die Regierungsantwort: „Die Regierungsparteien haben sich im Koalitionsvertrag zur Stärkung des transatlantischen Bündnisses, zu einer fairen Lastenteilung, zu den NATO-Fähigkeitszielen sowie zur Nuklearen Teilhabe bekannt. Der bruchfreie Erhalt dieser Fähigkeiten (im Schwerpunkt Nukleare Teilhabe) ist mit der F-35A erreichbar, bevor der Tornado sein geplantes Nutzungsdauerende im Jahr 2030 erreicht.“ Die F-35 habe sich in den vergangenen Jahren in der NATO als Referenzsystem etabliert und berge mit Blick auf die Übernahme der Nuklearen Teilhabe das geringste Integrationsrisiko, schreibt die Regierung weiter. Damit würden die technischen, zeitlichen und auch finanziellen Risiken der Beschaffung sinken. Bei der Entscheidung für die F-35A seien außerdem die aktuellen technischen Fortschritte beziehungsweise Entwicklungen der Einsatzreife berücksichtigt worden.

Die abschließende Bewertung: „[Die F-35A] wird als aktuell modernstes Kampfflugzeug auch in zukünftigen Szenarien durchsetzungsfähig bleiben und bietet ein einzigartiges Kooperationspotential mit NATO-Verbündeten und weiteren Partnern in Europa.“


Die Aufnahme vom 28. März 2017 zeigt einen deutschen Kampfjet Tornado – bestückt mit dem Lenkflugkörper Taurus – im Rahmen der Übung „Two Oceans“ in Bredasdorp im südafrikanischen Distrikt Overberg.
(Foto: Andrea Bienert/Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: Zweisitziges Mehrzweckkampfflugzeug PA-200 Tornado der Deutschen Luftwaffe am 15. Oktober 2009 auf der Mountain Home Air Force Base (Idaho/USA).
(Foto: Marcus Rott/Bundeswehr)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN