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Berlin. Die Entscheidung über eine Nachfolge für das fliegende Waffensystem CH-53G ist gefallen: Am heutigen Mittwoch (1. Juni) informierte das Bundesministerium der Verteidigung in einer Pressemitteilung über die Beschaffung von insgesamt 60 Schweren Transporthubschraubern (STH) CH-47F Chinook von Boeing. Der US-Rüstungskonzern bestätigte – ebenfalls heute – in einem Pressestatement den Deal. Die neue Flotte soll die seit Anfang der 1970er-Jahre bei der Bundeswehr genutzten Sikorsky CH-53G ersetzen.

In der Pressemitteilung heißt es, Verteidigungsministerin Christine Lambrecht habe – „nach sorgfältiger Betrachtung aller Faktoren“ – entschieden, „die Beschaffung von 60 CH-47F in der modernen und zukunftsfähigen Konfiguration Block II Standard Range mit Luftbetankungsfähigkeit“ einzuleiten.

Dazu Lambrecht: „Wir haben die Vor- und Nachteile und auch Risiken gründlich abgewogen – und uns dann einhellig für dieses Modell ausgesprochen. Der Chinook ist modern und erprobt. Mit diesem Modell stärken wir unsere Kooperationsfähigkeit in Europa. Zudem bekommen wir hier eine größere Flotte und gewinnen an Flexibilität.“

Entscheidung für ein marktverfügbares und weltweit genutztes Produkt

Mit dieser Wahl verbunden war zugleich eine Absage an den Mitbewerber Lockheed Martin/Sikorsky und dessen Transporthubschrauber CH-53K King Stallion. Die beiden US-Konzerne Lockheed und Boeing sind die einzigen westlichen Unternehmen, die Schwere Transporthubschrauber anbieten – beide hatten sich intensiv um den Milliarden-Auftrag aus Deutschland bemüht (siehe dazu auch unsere früheren Beiträge hier und hier).

Wie die Pressemitteilung des Wehrressorts ferner darlegt, macht der geringere Stückpreis der CH-47F offenbar die Beschaffung einer höheren Stückzahl möglich. Dies bedeute „für die Streitkräfte eine größere operationelle Flexibilität bei gleichzeitiger Erfüllung aller wesentlichen Nutzerforderungen“, so das Ministerium. Mit der Entscheidung für ein marktverfügbares und weltweit genutztes Produkt würden darüber hinaus auch die technischen, zeitlichen sowohl finanziellen Risiken sinken. Der CH-47F Chinook wird von folgenden NATO-Partner genutzt: Griechenland, Großbritannien, Italien, Kanada, die Türkei und natürlich die USA.

Das Verteidigungsministerium bewertet die CH-47F insgesamt „als ein etabliertes, technisch ausgereiftes, erprobtes Produkt, von dem mehr als 500 Luftfahrzeuge […] im Einsatz sind“.

Ärger im Verteidigungsausschuss wegen fehlendem Vergleichsangebot?

Offenbar hat es im Nachgang zur ministeriellen Entscheidung für den Chinook Ärger im Verteidigungsausschuss des Bundestages gegeben. Wie das Nachrichtenmagazin FOCUS in einem Onlinebeitrag unter Berufung auf die BILD-Zeitung berichtet, hätten einige Fachpolitiker im Ausschuss darauf gedrängt, einen Kostenvergleich zwischen dem CH-53K King Stallion und dem CH-47 Chinook anstellen zu lassen. Die Bundeswehr hätte ein Vergleichsangebot einholen müssen, ehe die Entscheidung für ein Modell getroffen worden sei, heißt es im FOCUS-Beitrag.

Zitiert wird dann – zunächst von BILD – auch der FDP-Bundestagsabgeordnete Alexander Müller, Sprecher seiner Fraktion im Verteidigungsausschuss und Oberstleutnant der Reserve. Müller soll gefordert haben: „Zwei Hubschrauber können den Job, also bestehen wir auf einem Kostenvergleich. Die FDP will den besten Heli für das wenigste Steuergeld.“ Laut BILD beziehungsweise FOCUS habe das Ministerium darauf verwiesen, dass die Deutsche Luftwaffe für das selbe Geld „lediglich 40 Sikorsky-Maschinen“ bekommen hätte.

„Chinook Deutschland Team“ garantiert „ein Höchstmaß an Einsatzbereitschaft“

Der künftige Auftragnehmer Boeing erklärte unmittelbar nach offizieller Bekanntgabe der Kaufentscheidung in einem Pressetext, man fühle sich geehrt, dass die deutsche Regierung den CH-47F Chinook für ihren Bedarf an Schweren Transporthubschraubern ausgewählt habe. „Mit dem Chinook wird Deutschland den günstigsten, bewährtesten und interoperabelsten schweren Transporthubschrauber der NATO einsetzen. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit der amerikanischen und der deutschen Regierung, um diesen Verkauf im Rahmen des Foreign-Military-Sales-Programms abzuschließen.“

Zu den Industriepartnern von Boeing in Deutschland rund um die Chinook-Beschaffung gehören die AERO-Bildung GmbH, Airbus Helicopters Deutschland, die CAE GmbH, die ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH, Honeywell Aerospace, die Lufthansa Technik AG sowie Rolls-Royce Deutschland Ltd & Co KG. Dieses „Chinook Deutschland Team“ werde sich dafür einsetzen, so das Versprechen von Boeing, „der Bundeswehr über Jahrzehnte hinweg [beim STH CH-47F] ein Höchstmaß an Einsatzbereitschaft zu bieten“.


Zu unserem Bildmaterial:
1. Ein CH-47F mit grafisch eingearbeiteten deutschen Hoheitsabzeichen und Bundeswehr-Kennung. Das Foto für diese Werksmontage wurde bei einem Hubschrauberflug in Bhutan am östlichen Rand des Himalayas aufgenommen – natürlich jetzt und vermutlich auch künftig kein Einsatzgebiet für einen Chinook-Helikopter der Deutschen Luftwaffe.
(Foto: Emad Aljumah, Moment RF von Getty Images/
für und genutzt von Boeing Defense, Space & Security)

2. und 3. Der CH-47F Chinook im Einsatz bei den US-Streitkräften.
(Fotos: Boeing Defense, Space & Security)


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