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Berlin. Die bewährten, aber bereits seit Jahrzehnten eingesetzten schweren Transporthubschrauber (STH) Sikorsky CH-53G der Bundeswehr sollen in naher Zukunft durch moderne Helikopter ersetzt werden. Im Wettbewerb um das Nachfolgemodell stehen Boeing mit seinem CH-47F Chinook und Lockheed Martin mit dem CH-53K King Stallion. Sollte die Bundesregierung den CH-47 auswählen, dann würde eine jetzt geschlossene Partnerschaft von Boeing, Honeywell und Rolls-Royce Deutschland zum Tragen kommen. Die drei Unternehmen unterzeichneten vor Kurzem eine Vereinbarung über die Instandhaltung der T-55-Triebwerke des Chinook im Falle der entsprechenden Beschaffungsentscheidung.

Boeing baut bereits seit Gründung des „Chinook Germany Industry Teams“ im Jahr 2018 – mit anfangs neun deutschen Partnerunternehmen – eine Firmenkooperation auf, die der Deutschen Luftwaffe in den nächsten Jahrzehnten vor Ort eine langfristige Support-, Wartungs- und Ausbildungsinfrastruktur für den STH CH-47 Chinook bereitstellen könnte. Der Grundstein für diese Zusammenarbeit wurde während der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ILA Berlin 2018 gelegt (siehe unsere früheren Beiträge).

Michael Haidinger, seit Juli 2017 Präsident Boeing Deutschland und verantwortlich für Boeing in Zentral- und Osteuropa, sagte nach der Unterzeichnung der Vereinbarung: „Mit unserer erweiterten Partnerschaft mit Rolls-Royce und Honeywell bieten wir Deutschland ein starkes Support-, Wartungs- und Trainingsangebot für den CH-47. Gleichzeitig integrieren wir damit unsere Aktivitäten und Standorte noch stärker in die deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie.“

Versorgungsbasis vor Ort für die ständige Verfügbarkeit von Ersatzteilen

Michael Hostetter, Vizepräsident der Boeing-Sparte „Defense, Space & Security“ in Deutschland, ergänzte: „Die Partnerschaft zwischen Honeywell, Rolls-Royce Deutschland und den Mitgliedern unseres Industrie-Teams schafft am Standort eine etablierte Versorgungsbasis. So gewährleisten wir die permanente Verfügbarkeit von Ersatzteilen, die Interoperabilität mit der NATO sowie optimierte Prozesse bei der Wartung der Hubschrauber.“ Die Luftwaffe erhalte zudem Zugang zu Trainings- und Instandhaltungslösungen, die den sofortigen Einsatz des CH-47 Chinook für jede Mission ermöglichten, so Hostetter weiter.

Bekannt wurde nach Abschluss der Partnerschaft auch, dass Honeywell dem Unternehmen Rolls-Royce Deutschland eine Lizenz für die Depotwartung der von der Luftwaffe betriebenen Triebwerke T-55 erteilt hat.

Partner garantieren erstklassige Betreuung der Chinook-Triebwerke

Dazu äußerte sich näher Oliver Stucky, Vizepräsident und Generalmanager von Honeywell Aerospace Engineering. Er sagte: „Dank der stetigen Weiterentwicklung neuer Varianten mit wachsender Triebwerksleistung unterstützt Honeywells T-55-Triebwerk den Chinook seit fast 60 Jahren. In diesem Zeitraum hat Honeywell mehr als 6000 Triebwerke T-55 produziert, die insgesamt rund zwölf Millionen Betriebsstunden erreicht haben.“ Die Partnerschaft mit Boeing und Rolls-Royce Deutschland eröffne der Luftwaffe in Deutschland Zugang zu einem erstklassigen Wartungs-, Reparatur- und Instandhaltungsstandort für das T-55-Triebwerk. Der Standort seines Unternehmens im Land erlaube es zudem, schnell und flexibel auf die Bedürfnisse der Teilstreitkraft zu reagieren.

Auch Holger Cartsburg, Geschäftsführer von Rolls-Royce Deutschland, gab nach Unterzeichnung der Vereinbarung ein Statement ab. „Diese Partnerschaft bringt die Branchenführer in ihren jeweiligen Bereichen zusammen“, meinte er. Die langjährige und enge Beziehung seines Unternehmens zu Honeywell würde von Anfang an die erstklassige Betreuung der Triebwerke des CH-47 Chinook der Bundeswehr gewährleisten, versicherte der Manager im Falle einer positiven Auswahlentscheidung zugunsten von Boeing. Cartsburg ergänzte: „Unsere hochqualifizierten Spezialisten in Deutschland erbringen bereits seit Jahrzehnten umfassende Dienstleistungen für eine breite Palette von Bundeswehr-Antrieben.“


Hintergrund                           

Boeing ist nach eigener Darstellung „das weltweit größte Luft- und Raumfahrtunternehmen und führender Anbieter von Verkehrsflugzeugen, Verteidigungs-, Raumfahrt- und Sicherheitssystemen sowie von globalen Dienstleistungen“. Das Unternehmen, seit vielen Jahrzehnten auch Partner der deutschen Luft- und Raumfahrt, unterstützt Kunden in mehr als 150 Ländern und beschäftigt mehr als 160.000 Mitarbeiter weltweit. In Deutschland arbeiten rund 1000 direkte Mitarbeiter bei Boeing. Tausende weitere Arbeitsplätze werden von Boeing und seinem Partner- und Zulieferer-Netzwerk indirekt unterstützt.

Rolls-Royce ist im Verteidigungsbereich Marktführer bei Antrieben für militärische Transport- und Patrouillenflugzeuge und verfügt über starke Positionen in anderen Sektoren, unter anderem in den Bereichen „Kampf- und Trainingsflugzeuge“ sowie „Hubschrauber“. In Deutschland ist Rolls-Royce mit den Geschäftsbereichen „Zivile Luftfahrt“, „Verteidigung“ sowie „Power Systems“ vertreten. Innerhalb des Konzerns hat Deutschland mit rund 10.000 Mitarbeitern nach Großbritannien die zweitgrößte Belegschaft. Rolls-Royce Deutschland ist der einzige deutsche Flugtriebwerkshersteller mit Zulassung für die Entwicklung, Herstellung und Instandhaltung moderner ziviler und militärischer Turbinentriebwerke.

Honeywell ist ein weltweit agierendes Technologieunternehmen, das branchenspezifische Lösungen liefert – unter anderem Produkte und Dienstleistungen für die Bereiche „Luftfahrtindustrie“, „Gebäudeautomation“ und „Hochleistungsfähige Materialien“. Honeywell vernetzt mit seinen Technologien unter anderem Flugzeuge, Gebäude, Fertigungsanlagen, Lieferketten und Arbeitnehmer.


Die Aufnahme zeigt die Vertreter der drei Unternehmen, die jetzt ihre Partnerschaft für eine mögliche Chinook-Triebwerksinstandhaltung bekanntgegeben haben. Von links: Michael Haidinger (Präsident Boeing Deutschland), Holger Cartsburg (Geschäftsführer von Rolls-Royce Deutschland), Michael Hostetter (Boeing-Vizepräsident „Defense, Space & Security“ in Deutschland) und Oliver Stucky (Vizepräsident und Generalmanager Honeywell Aerospace Engineering).
(Foto: Boeing)

Kleines Beitragsbild: Artist Impression der CH-47F Chinook in Lackierung der Deutschen Luftwaffe.
(Foto/Bild: Fred Troilo/Boeing)


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