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Brüssel/Ämari (Estland). Kampfflugzeuge der NATO haben im vergangenen Jahr in Europa rund 370 Alarmstarts durchgeführt. Dabei kontrollierten sie zumeist Flugzeuge, die sich unangemeldet dem Luftraum des Bündnisses angenähert oder diesen bereits verletzt hatten. Wie nun am 28. Dezember das NATO-Hauptquartier in Brüssel mitteilte, ging es bei etwa 80 Prozent dieser Einsätze darum, russische Maschinen zu identifizieren und zu überwachen. Bei diesen Alarmstarts waren insgesamt 290 Flugzeuge aus Russland das Ziel der Bündnispiloten.

Nach Angaben der NATO wurden die meisten russischen Maschinen im Baltikum abgefangen. Diese Einsätze verliefen in der Regel friedlich ab, es kam nicht zu gefährlichen Konfrontationen. Die NATO-Besatzungen eskortierten die gesichteten russischen Luftfahrzeuge lediglich aus dem geschützten alliierten Luftraum.

Auch die Deutsche Luftwaffe beteiligt sich regelmäßig an dem im März 2004 vom Bündnis begonnenen Air Policing Baltikum (Baltic Air Policing) zur Überwachung und zum Schutz des Luftraums der baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen.

Die NATO führt ähnliche Missionen für Albanien, Montenegro, Nordmazedonien und Slowenien durch. Die Bündnispartner helfen auch bei der Überwachung des Luftraums von Bulgarien, Island und Rumänien.

Deutsche Luftwaffe operiert vom estnischen Stützpunkt Ämari aus

Letztmalig war unsere Luftwaffe im Zeitraum 1. September 2020 bis 30. April 2021 bei der Mission „Baltikum-Luftraumsicherung“ im Einsatz. Die Bundeswehr entsandte für diese Mission streitkräfteübergreifend rund 170 Soldaten und bis zu sechs Eurofighter-Kampfflugzeuge. Das Kontingent hielt dabei mit einer Alarmrotte (Quick Reaction Alert, kurz QRA) eine 24/7-Bereitschaft aufrecht. Auf das Taktische Luftwaffengeschwader 71 „Richthofen“ (Heimatbasis Wittmund), Haupttruppensteller der Mission in den ersten vier Monaten, folgte von Januar bis April 2021 dann das Taktische Luftwaffengeschwader 74 (Neuburg an der Donau).

Von 2004 bis 2014 wurde das Baltic Air Policing ausschließlich vom litauischen Luftwaffenstandort Šiauliai aus durchgeführt. Aufgrund der Verschärfung der sicherheitspolitischen Lage nach der Annexion der Krim durch Russland im März 2014 und der besonderen Bedrohungswahrnehmung der baltischen Staaten wurde das Air Policing als eine der Rückversicherungsmaßnahmen (Assurance Measures) im Nachgang zum NATO-Gipfeltreffen am 4. und 5. September 2014 in Wales intensiviert.

Seit 2014 wird demnach zusätzlich der militärische Flughafen im estnischen Ämari, westlich der Hauptstadt Tallinn, im Rotationsverfahren durch Einsatzkontingente der NATO-Bündnispartner genutzt, um eine Verstärkung des Air Policing Baltikum (VAPB) zu gewährleisten. Deutschland beteiligt sich hierbei alljährlich unter Führung der Luftwaffe mit einem streitkräftegemeinsamen Einsatzkontingent und Eurofighter-Jets.

Neben Deutschland entsandten bisher Belgien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada, Norwegen, die Niederlande, Polen, Portugal, Rumänien, Spanien, Tschechien, die Türkei, die USA und zuletzt Ungarn Air-Policing-Kontingente ins Baltikum. Wir berichteten in der Vergangenheit mehrfach (siehe beispielsweise hier oder hier).

Im Vergleich zu 2020 ist die Zahl der Russland-bezogenen NATO-Alarmstarts 2021 gesunken; damals waren es rund 350 gewesen.


Die Aufnahme zeigt ein spanisches Eurofighter-Kampfflugzeug, das einen russischen Aufklärer aus dem NATO-Luftraum geleitet.
(Foto: NATO)

Kleines Beitragsbild: Eurofighter der Deutschen Luftwaffe bei einem Abfangeinsatz im Rahmen des Air Policing Baltikum. Im Hintergrund zwei russische Kampfjets.
(Foto: NATO)


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